Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Bündnisse

Neue Bündnisse

Titel: Neue Bündnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
hindern können, ihre rote, brennende Haut zu besänftigen. Der Schweiß brannte wie Pfeffer. Sie konnte nur am Boden kauern, zittern, versuchen, ihren Mund wieder zu befeuchten und ihren Träumen nachhängen, was sie diesen Wilden antun würde.
    »Ich hätte Euch für stärker gehalten«, sagte Sevanna über ihr nachdenklich, »aber womöglich hat Belinde recht. Vielleicht seid ihr jetzt weich genug. Wenn Ihr schwört, mir zu gehorchen, könnt Ihr aufhören, eine Datsang zu sein. Vielleicht werdet Ihr nicht einmal eine Gai'schain sein müssen. Schwört Ihr, mir in allem zu gehorchen?«
    »Ja!« Das rauh ausgestoßene Wort erklang ohne Zögern von Galinas Zunge, obwohl sie schlucken mußte, bevor sie mehr sagen konnte. »Ich werde gehorchen! Ich schwöre es!« Also würde sie gehorchen, bis sie ihr die Gelegenheit gaben, die sie brauchte. Mehr war nicht nötig? Nur ein Schwur, den sie schon am ersten Tag geleistet, hätte? Sevanna würde erfahren, was es hieß, über heißen Kohlen zu hängen. O ja, sie...
    »Dann werdet Ihr nichts dagegen haben, den Schwur hierauf zu leisten«, sagte Sevanna und warf etwas vor ihr auf den Boden.
    Galinas Kopfhaut kribbelte, als sie darauf schaute. Eine weiße Rute wie poliertes Elfenbein, einen Fuß lang und nicht dicker als ihr Handgelenk. Dann sah sie die in das ihr zugewandte Ende eingeritzten fließenden Markierungen, Zahlzeichen, die im Zeitalter der Legenden benutzt wurden. Einhundertelf. Sie glaubte zuerst, es sei die Eidesrute, irgendwie aus der Weißen Burg entwendet. Sie war ebenfalls markiert, aber mit dem Zahlzeichen Drei, und einige glaubten, daß es für die Drei Eide stünde. Vielleicht war dies nicht, was es schien. Vielleicht. Und doch hätte keine dort zusammengerollte Natter aus den Versunkenen Landen sie so vollkommen erstarren lassen können.
    »Ein hübscher Schwur, Sevanna. Wann wolltet Ihr es uns anderen erzählen?«
    Diese Stimme ließ Galina ruckartig den Kopf heben. Sie hätte ihren Blick auch von einer Kobra losgelöst.
    Zwischen den Bäumen erschien Therava an der Spitze von zwölf Weisen Frauen mit kalten Mienen. Sie blieben hinter ihr stehen und stellten sich Sevanna gegenüber. Jede der jetzt anwesenden Frauen außer den Töchtern des Speers war dabeigewesen, als man Galina dazu verurteilt hatte, das schwarze Gewand zu tragen. Ein Wort von Therava, ein kurzes Nicken von Sevanna, und die Töchter des Speers verschwanden rasch. Galina schwitzte noch immer, aber plötzlich erschien ihr die Luft kühl.
    Sevanna schaute zu Belinde, die ihren Blick mied. Sie schürzte die Lippen, halbwegs höhnisch, halbwegs zornig, und stemmte die Fäuste in die Hüften. Galina verstand nicht, woher sie den Mut nahm, da sie die Macht überhaupt nicht lenken konnte. Einige dieser Frauen besaßen nicht unerhebliche Stärke. Nein, sie konnte es sich nicht leisten, an sie nur als an Wilde zu denken, wenn sie entkommen und Rache üben wollte. Therava und Someryn waren stärker als jede andere Frau in der Burg, und jede von ihnen hätte ohne weiteres eine Aes Sedai sein können.
    Aber Sevanna stand ihnen herausfordernd gegenüber. »Ihr habt anscheinend schnell Recht gesprochen«, sagte sie mit staubtrockener Stimme.
    »Es war eine einfache Angelegenheit«, erwiderte Tion ruhig. »Die Mera'din erfuhren gerechte Behandlung.«
    »Und man hat ihnen gesagt, sie erführen sie trotz Eures Versuches, uns zu beeinflussen«, fügte Rhiale beinahe hitzig hinzu. Sevannas Zorn wurde deutlicher.
    Therava wollte sich von ihrem Vorhaben jedoch nicht ablenken lassen. Sie erreichte Galina mit einem schnellen Schritt, ergriff eine Handvoll ihres Haars, zog sie mit einem Ruck auf die Knie und bog ihren Kopf zurück. Therava war beileibe nicht die größte dieser Frauen, und doch ragte sie höher auf als die meisten Männer und blickte mit den Augen eines Falken herab, vertrieb jeglichen Gedanken an Rache oder Widerstand. Die weißen Strähnen in ihrem dunkelroten Haar ließen ihr Gesicht nur noch herrischer wirken. Galina ballte die Hände auf den Oberschenkeln zu Fäusten, und ihre Nägel bohrten sich in die Handflächen. Selbst das Brennen ihrer Haut wurde unter diesem Blick abgeschwächt. Sie hatte davon geträumt, jede einzelne dieser Frauen zu zerbrechen, sie um den Tod flehen zu lassen und ihnen ihre Bitte lachend zu verweigern. Alle außer Therava. Sie erfüllte nachts ihre Träume, und Galina konnte nur zu fliehen versuchen. Aber die einzige Flucht bestand darin, schreiend aufzuwachen.

Weitere Kostenlose Bücher