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Neue Bündnisse

Neue Bündnisse

Titel: Neue Bündnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Clanhäuptlinge stets bedauern mußten, wenn sie den Rat einer Weisen Frau zu häufig abwiesen. Das könnte auch Euch passieren.« Ihre Miene drückte gleichermaßen Drohung aus wie ihre Stimme, und doch lachte Sevanna!
    »Denkt Ihr daran, Therava! Denkt Ihr alle daran! Wenn ich den Geiern überlassen werde, gilt das für Euch alle ebenfalls! Dafür habe ich gesorgt,«
    Alle Frauen außer Therava wechselten besorgte Blicke, und Modarra und Norlea runzelten die Stirn.
    Auf Knien zusammengesunken und wimmernd in dem vergeblichen Versuch, ihre brennende Haut mit den Händen zu besänftigen, fragte Galina sich, was diese Drohungen bedeuteten. Der Gedanke bahnte sich seinen Weg nur mühsam durch Verbitterung und Selbstmitleid. Alles, was sie gegen diese Frauen verwenden könnte, wäre willkommen. Wenn sie es zu benutzen wagte. Ein bitterer Gedanke.
    Sie erkannte jäh, daß sich der Himmel verfinsterte. Wolken zogen von Norden heran, grau und schwarz gestreift, und verdunkelten die Sonne. Doch aus den Wolken fielen in der Luft umherwirbelnde Schneeschauer. Sie erreichten den Boden nicht, kamen kaum bis zu den Baumspitzen, aber Galina riß den Mund auf. Schnee! Hatte der Große Herr seinen Griff um die Welt aus einem unbestimmten Grund gelockert?
    Die Weisen Frauen starrten ebenfalls mit offenem Mund in den Himmel, als hätten sie noch niemals Wolken, geschweige denn Schnee gesehen.
    »Was ist das, Galina Casban?« verlangte Therava zu wissen. »Sprecht, wenn Ihr es wißt!« Sie wandte den Blick nicht vom Himmel ab, bis Galina ihr erklärte, es sei Schnee, und als sie sich abwandte, tat sie es lachend. »Ich habe bereits vermutet, daß die Männer, die Laman Baummörder niederstreckten, mit ihren Erzählungen über Schnee gelogen hätten. Dies könnte nicht einmal eine Maus behindern!«
    Galina versagte es sich, sie über wahre Schneefälle aufzuklären, erschreckt, daß sie beinahe um Gunst gebuhlt hatte. Erschreckt auch über das geringe Vergnügen daran, ihr Wissen zurückgehalten zu haben. Ich bin die Höchste der Roten Ajah! mahnte sie sich selbst. Und ich bekleide einen hohen Rang der Schwarzen Ajah! Es klang wie Lügen. Es war nicht richtig!
    »Da wir hier fertig sind«, sagte Sevanna, »werde ich die Gai'schain zurückbringen und dafür sorgen, daß sie weiße Kleidung bekommt. Ihr könnt hierbleiben und den Schnee anstarren, wenn Ihr wollt.« Ihre Stimme klang so butterweich, daß niemand geglaubt hätte, sie könnte nur Augenblicke früher schrill geklungen haben. Sie schlang sich ihre Stola über die Ellbogen und richtete einige ihrer Halsketten. Nichts auf der Welt kümmerte sie mehr.
    »Wir werden uns um die Gai'schain kümmern«, erwiderte Therava ebenso weich. »Da Ihr als Clanhäuptling sprecht, habt Ihr noch einen langen Tag und den größten Teil der Nacht vor Euch, wenn wir morgen aufbrechen wollen.« Sevannas Augen blitzten noch einmal kurz auf, aber Therava schnippte nur mit den Fingern und vollführte eine scharfe Geste zu Galina, bevor sie sich zum Gehen wandte. »Kommt mit mir«, sagte sie. »Und hört auf zu schmollen.«
    Galina erhob sich mühsam mit gesenktem Kopf und folgte eilig Therava und den anderen Frauen, welche die Macht lenken konnten. Schmollen? Sie hatte vielleicht die Stirn gerunzelt, aber niemals geschmollt! Ihre Gedanken rasten wie Ratten im Käfig, ohne eine Hoffnung auf Flucht zu entdecken. Es mußte Hoffnung geben! Es mußte eine geben! Ein Gedanke, der in all dem Tumult an die Oberfläche gelangte, ließ sie fast wieder in Tränen ausbrechen. Waren die Gewänder der Gai'schain weicher als das kratzige schwarze Tuch, das sie bisher hatte tragen müssen? Es mußte einen Ausweg geben! Ein schneller Blick zurück zum Wald zeigte ihr, daß Sevanna noch immer unbewegt dastand und ihnen nachsah. Über ihnen wirbelten die Wolken umher, aber der herabfallende Schnee schmolz wie Galinas Hoffnungen dahin.

KAPITEL 4
    Neue Bündnisse
    Graendal wünschte, unter den Gegenständen, die sie nach Sammaels Tod aus Illian fortgeschafft hatte, befände sich ein einfacher Umwandler. Dieses Zeitalter war erschreckend gewöhnlich, barbarisch und unangenehm. Dennoch gefiel ihr auch einiges. In einem großen Bambuskäfig am entgegengesetzten Ende des Raums trällerten hundert buntgefiederte Vögel, in ihrem vielfarbigen Umherhuschen fast so schön wie ihre beiden Lieblinge in ihren durchscheinenden Gewändern, die zu beiden Seiten der Tür warteten, die Blicke auf sie gerichtet und bestrebt, ihrem

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