Neue Bündnisse
Galina hatte starke Männer und starke Frauen zerbrochen, aber jetzt starrte sie mit geweiteten Augen zu Therava hoch und wimmerte.
»Sie besitzt keine Ehre, welche beschämt werden könnte.« Therava spie diese Worte fast aus, »Wenn Ihr wollt, daß sie gebrochen wird, Sevanna, dann überlaßt sie mir. Wenn ich mit ihr fertig bin, wird sie auch ohne das Spielzeug Eures Freundes Caddar gehorchen.«
Sevanna leugnete empört die Freundschaft mit diesem Caddar, wer immer er war. Rhiale fauchte, Sevanna hätte ihn zu den anderen gebracht, und die anderen Frauen begannen darüber zu streiten, ob der ›Binder‹ besser funktionieren würde als die ›Reisekammer‹.
Ein kleiner Teil von Galinas Verstand klammerte sich an die Erwähnung der Reisekammer. Sie hatte schon zuvor davon sprechen hören und sehnte sich danach, sie nur einen Moment in die Hände zu bekommen. Mit solch einem Ter'angreal würde sie befähigt zu Reisen, wie unzuverlässig es anscheinend auch war. Sie könnte... Keinerlei Hoffnung auf Flucht vermochte den Gedanken darüber standzuhalten, was Therava ihr antun würde, wenn die anderen beschlossen, der Bitte der Frau nachzukommen. Als die Weise Frau mit den Falkenaugen ihr Haar losließ, um sich an dem Gespräch zu beteiligen, warf sich Galina auf die Rute. Alles, selbst Sevanna gehorchen zu müssen, war besser, als Therava übergeben zu werden. Wäre sie nicht abgeschirmt gewesen, hätte sie die Macht gelenkt, um die Rute zu aktivieren.
Kaum umschlossen ihre Finger das glatte Material, als Therava einen Fuß darauf setzte und ihre Hände schmerzhaft auf dem Boden festhielt. Keine der Weisen Frauen blickte auch nur zu Galina hin, die sich windend dalag und nutzlos freizukommen versuchte. Sie konnte sich nicht dazu bringen, allzu fest an ihrer Hand zu ziehen. Sie konnte sich dunkel daran erinnern, daß Herrscher ängstlich vor ihr erblaßt waren, aber sie wagte es nicht, den Fuß dieser Frau zu bewegen.
»Wenn sie schwören soll«, sagte Therava und sah Sevanna streng an, »sollte sie schwören, uns allen hier zu gehorchen.« Alle außer Belinde, die nachdenklich die Lippen schürzte, äußerten Zustimmung.
Sevanna erwiderte Theravas Blick ebenso streng. »Gut«, pflichtete sie ihr schließlich bei. »Aber mir zuerst. Ich bin nicht nur eine Weise Frau, ich spreche auch als Clanhäuptling.«
Therava lächelte dünn. »Das stimmt. Zweien unter uns zuerst, Sevanna. Euch und mir.« Sevannas Miene wurde keinen Deut weniger herausfordernd, aber sie nickte widerwillig. Erst da nahm Therava ihren Fuß fort. Das Licht Saidars umgab sie, und ein Strang Geist berührte die Zahlzeichen am Ende der Rute in Galinas Händen, genau wie es mit der Eidesrute gemacht wurde.
Galina zögerte einen Moment und krümmte die gequetschten Finger. Es fühlte sich auch genauso an wie bei der Eidesrute: nicht ganz wie Elfenbein, nicht ganz wie Glas, aber entschieden kühl an den Handflächen. Wenn es eine zweite Eidesrute war, konnte sie auch verwendet werden, um jeden Eid, den sie jetzt leistete, rückgängig zu machen, sofern sie die Gelegenheit bekäme. Sie wollte kein Wagnis eingehen, wollte auf jeden Fall Therava gegenüber keinen Eid leisten. In ihrem bisherigen Leben hatte stets sie befohlen. Das Leben seit ihrer Gefangennahme war elend gewesen, aber Therava konnte sie zum Schoßhund machen! Wenn sie den Eid jedoch nicht leistete -würden sie zulassen, daß Therava sie zerbrach? Sie hegte nicht den geringsten Zweifel, daß die Frau genau das tun würde.
»Unter dem Licht und bei meiner Hoffnung auf Erlösung und Wiedergeburt« - sie glaubte nicht mehr an das Licht oder an eine Hoffnung auf Erlösung, und es war nicht nötig, mehr als ein einfaches Versprechen zu geben, aber sie erwarteten einen starken Eid -»schwöre ich, jeder hier anwesenden Weisen Frau in allem zu gehorchen, insbesondere Therava und Sevanna,« Die letzte Hoffnung, daß dieser ›Binder‹ etwas anderes wäre, schwand, als Galina spürte, wie sich der Eid um sie legte, als trüge sie plötzlich ein Kleidungsstück, welches sie von Kopf bis Fuß viel zu fest bedeckte. Sie warf den Kopf zurück und schrie, weil es plötzlich schien, als würde ihr die brennende Haut tief ins Fleisch gedrückt, aber hauptsächlich aus purer Verzweiflung.
»Seid still!« befahl Therava scharf. »Ich will Euer Jammern nicht hören!« Galina biß geräuschvoll die Zähne zusammen, biß sich dabei auf die Zunge und kämpfte darum, ihr Schluchzen zu unterdrücken. Jetzt
Weitere Kostenlose Bücher