Neue Bündnisse
gestorben, durch Weisung oder durch seine eigene Hand, aber es waren die Gesichter der Frauen, die seine Träume heimsuchten. Jede Nacht stellte er sich ihren schweigend anklagenden Blicken. Vielleicht hatte er ihre Augen in letzter Zeit gespürt.
»Ich habe Euch von den Damane und Sul'dam berichtet«, sagte Rand ruhig, obwohl Zorn in ihm aufflammte und Feuer sich wie Spinnweben um die Leere des Nichts legte. Das Licht verdamme mich - ich habe mehr Frauen getötet, als alle deine Alpträume enthalten könnten! Meine Hände sind befleckt vom Blut der Frauen! »Hättet Ihr diese seanchanische Patrouille nicht ausgelöscht, hätte sie gewiß Euch getötet.« Er sagte nicht, daß Hopwil sie hätte meiden sollen und damit die Notwendigkeit, sie zu töten. Dafür war es nun zu spät. »Ich bezweifle, daß Damane auch nur wissen, wie man einen Mann abschirmt. Ihr hattet keine Wahl.« Und es war besser, daß sie alle tot waren, als daß einige mit der Nachricht über einen Mann entkommen wären, der die Macht lenken konnte und sie auskundschaftete.
Hopwil berührte wie abwesend seinen linken Ärmel, wo Schwärze den feuerverkohlten Stoff verbarg. Die Seanchaner waren nicht leicht oder schnell gestorben. »Ich habe die Leichen in einer Grube aufgeschichtet«, sagte er tonlos. »Auch die Pferde und alles andere. Dann habe ich alles zu Asche verbrannt. Weiße Asche, die auf dem Wind wie Schnee dahinschwebte. Es hat mich überhaupt nicht berührt.«
Rand hörte die Lüge von den Lippen des Mannes, aber Hopwil mußte lernen. Und schließlich hatte er gelernt. Sie waren, was sie waren, und mehr gab es dazu nicht zu sagen. Mehr nicht. Liah, von den Cosaida Chareen, ein in Feuer geschriebener Name. Moiraine Damodred, ein weiterer Name, der die Seele eher versengte, als nur zu brennen. Eine namenlose Schattenfreundin, nur durch ein Gesicht gegenwärtig, die durch sein Schwert gestorben war, fast...
»Majestät«, sagte Gregorin laut und deutete voraus. Ein einzelner Mann trat am Fuße des nächstgelegenen Hügels aus dem Wald und blieb dann in herausfordernder Haltung stehen. Er hatte einen Bogen bei sich und trug einen spitzen Stahlhelm sowie ein gegürtetes Kettenhemd, das ihm fast bis an die Knie reichte.
Rand trieb sein Pferd von Macht erfüllt zu dem Mann. Saidin konnte ihn vor Menschen schützen.
Aus der Nähe wirkte der Bogenschütze nicht mehr so tapfer. Rost befleckte Helm und Kettenhemd, und er war durchnäßt. Schlamm reichte ihm bis zu den Oberschenkeln, und das feuchte Haar hing ihm das schmale Gesicht herab. Er hustete hohl und fuhr sich mit dem Handrücken über die lange Nase. Seine Bogensehne, die er vor dem Regen geschützt hatte, war jedoch gespannt. Und die Befiederung an den Pfeilen in seinem Köcher war ebenfalls trocken.
»Seid Ihr hier der Anführer?« fragte Rand.
»Man könnte sagen, daß ich in seinem Namen spreche«, erwiderte der hagere Mann vorsichtig. »Warum?« Während die anderen hinter Rand herangaloppierten, änderte der Mann seine Haltung, die dunklen Augen wie die eines in die Enge getriebenen Dachses. In die Enge getriebene Dachse waren gefährlich.
»Hütet Eure Zunge, Mann!« fauchte Gregorin. »Ihr sprecht mit Rand al'Thor, dem Wiedergeborenen Drachen, Herr des Morgens und König von Illian! Kniet vor Eurem König nieder! Wie heißt Ihr?«
»Er soll der Wiedergeborene Drache sein?« fragte der Bursche zweifelnd. Er betrachtete Rand von der Krone auf seinem Kopf bis zu den Stiefeln, wobei sein Blick einen Moment auf der vergoldeten Drachenschnalle seines Schwertgürtels verweilte, dann schüttelte der Mann den Kopf, als hätte er jemand Älteren oder Eindrucksvolleren erwartet. »Herr des Morgens, sagt Ihr? Unser König hat sich niemals so bezeichnet.« Er machte keinerlei Anstalten, sich hinzuknien oder seinen Namen zu nennen. Gregorins Miene verdüsterte sich beim Tonfall und vielleicht auch aufgrund der Weigerung des Mannes, Rand als König anzusehen, zusehends. Marcolin nickte leicht, als hätte er nicht mehr erwartet.
Schwaches Rascheln erklang im Unterholz zwischen den Bäumen. Rand hörte es frühzeitig und spürte jäh, wie Hopwil von Saidin erfüllt wurde. Hopwil starrte nicht mehr ins Leere, sondern beobachtete mit wildem Feuer in den Augen aufmerksam den Waldrand. Dashiva strich sich ruhig das dunkle Haar aus dem Gesicht und wirkte eher gelangweilt. Gregorin beugte sich im Sattel vor und öffnete verärgert den Mund. Feuer und Eis, aber noch nicht Tod.
»Immer mit der
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