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Neue Bündnisse

Neue Bündnisse

Titel: Neue Bündnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sahen ihn unter ihren Stirnlocken hervor an und warfen einander einen scharfen Blick zu. Boreane Carivin, eine stämmige, blasse kleine Frau in einem dunklen Gewand, bot ihm wichtigtuerisch ein Silbertablett mit feuchten Tüchern dar, von denen Dampf aufstieg. Als Cairhienerin beobachtete sie die beiden anderen aufmerksam, wohl eher, um sich zu versichern, daß sie ihre Aufgaben gewissenhaft ausführten, als vor schlecht verhüllter Feindseligkeit. Aber dennoch war sie wachsam. Was bei den Soldaten funktionierte, funktionierte bei den Dienern ebensogut.
    Rand zog seine Handschuhe aus und lehnte Boreanes Angebot ab. Damer Flinn war von einer kunstvoll geschnitzten Bank vor dem Zelt aufgestanden, als Rand abstieg. Bis auf einen gezackten weißen Haarkranz kahl, sah Flinn eher wie ein Großvater aus als wie ein Asha'man. Ein lederzäher Großvater mit einem steifen Bein, der mehr von der Welt gesehen hatte als nur seinen Bauernhof. Das Schwert an seiner Hüfte vermittelte den Eindruck, als gehörte es dorthin, wie es bei einem ehemaligen Soldaten der Königlichen Garde sein sollte. Rand vertraute ihm mehr als den meisten anderen. Flinn hatte ihm immerhin das Leben gerettet.
    Flinn salutierte, die geballte Faust auf der Brust, und als Rand seinen Gruß mit einem Nicken erwiderte, hinkte er näher heran, wartete aber, bis die Stallknechte mit den Pferden gegangen waren, bevor er mit leiser Stimme sprach. »Torval ist hier. Vom M'Hael gesandt, behauptet er. Er wollte im Zelt des Konzils warten. Ich habe Narishma aufgetragen, ihn im Auge zu behalten.« So hatte Rands Befehl gelautet, obwohl er sich nicht sicher war, warum er ihn gegeben hatte. Niemand, der von der Schwarzen Burg kam, sollte sich selbst überlassen bleiben. Flinn betastete zögernd den Drachen an seinem schwarzen Kragen. »Er war nicht erfreut zu hören, daß Ihr uns alle erhoben habt.«
    »Tatsächlich«, sagte Rand sanft, während er die Handschuhe hinter seinen Schwertgürtel steckte. Da Flinn noch immer unsicher wirkte, fügte er hinzu: »Ihr habt es alle verdient.« Er hatte einen der Asha'man zu Taim schicken wollen - dem Führer, dem M'Hael, wie die Asha'man ihn nannten -, aber jetzt konnte Torval die Botschaft überbringen. Im Zelt des Konzils? »Laßt Erfrischungen bringen«, befahl er Flinn und bedeutete Hopwil und Dashiva, ihm zu folgen.
    Flinn salutierte erneut, aber Rand schritt bereits davon, wobei der schwarze Schlamm unter seinen Stiefeln hervorquoll. Keine Hochrufe erklangen im stürmischen Wind für ihn. Er konnte sich noch daran erinnern, als sie erklungen waren, wenn es nicht eine von Lews Therins Erinnerungen war. Wenn Lews Therin jemals real gewesen war. Ein Farbblitz erschien gerade außerhalb seines Sichtfelds, das Gefühl, daß jemand in der Nähe war, der ihn von hinten berührte. Er konzentrierte sich mühsam.
    Das Zelt des Konzils war ein großer rotgestreifter Pavillon, der einst auf den Ebenen von Maredo gestanden hatte und jetzt inmitten von Rands Lager aufgeschlagen war, von dreißig Schritt freiem Boden umgeben. Hier standen niemals Wachen, sofern Rand nicht mit den Adligen zusammentraf. Jedermann, der hineinzuschleichen versucht hätte, wäre sofort von tausend neugierigen Augen bemerkt worden. Drei Banner auf hohen Pfählen - die Aufgehende Sonne von Cairhien, die Drei Mondsicheln von Tear und die Goldenen Bienen von Illian - bildeten ein Dreieck um das Zelt, und über dem karmesinroten Dach, höher als die übrigen, ragten das Drachenbanner und das Banner des Lichts auf. Der Wind ließ sie alle wehen, sich wellen und knattern, und auch die Zeltwände erbebten unter den Böen. Im Zelt lagen farbenfrohe Fransenteppiche auf dem Boden, und das einzige Möbelstück war ein großer, reich geschnitzter und vergoldeter Tisch mit Elfenbein- und Türkisintarsien. Ein Durcheinander von Landkarten verbarg fast die Tischplatte.
    Torval hob den Kopf von den Karten, eindeutig bereit, jedermann anzuschreien, wer auch immer hereingeplatzt war. Fast mittleren Alters und neben jedem außer Rand oder einem Aiel groß erscheinend, blickte er kühl seine scharfgeschnittene Nase hinab, die vor Entrüstung bebte. Der Drache und das Schwert an seinem Jackenkragen glänzten im Licht der Kandelaber. Er trug eine schimmernd schwarze Seidenjacke, deren Schnitt auch einem Lord zur Ehre gereicht hätte. Die Silberscheide seines Schwerts war goldverziert, und ein glänzender Rubin krönte das Heft. Ein weiterer Edelstein schimmerte undeutlich an einem

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