Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Bündnisse

Neue Bündnisse

Titel: Neue Bündnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
von seiner Anwesenheit erfahren? Wenn dem so ist, habt Ihr Euren Ruf zu Unrecht!« Die Gelassenheit einiger Aes Sedai war heute anscheinend leicht zu erschüttern.
    Sie fuhren in diesem Sinne fort, aber Bryne ritt weiter und murmelte nur gelegentlich »Wie Ihr meint, Aes Sedai«, wenn er überhaupt etwas erwiderte. Er hatte heute morgen in Egwenes Gegenwart schon schlimmere Vorwürfe gehört und reagierte nicht mehr darauf. Schließlich war es Siuan, die schnaubte und dann zutiefst errötete, als die Sitzenden sie überrascht ansahen. Egwene hätte fast den Kopf geschüttelt. Siuan war ganz entschieden verliebt. Und man mußte sehr entschieden mit ihr reden! Bryne lächelte aus einem unbestimmten Grund, aber vielleicht nur, weil er nicht mehr der Gegenstand der Aufmerksamkeit der Sitzenden war.
    Sie gelangten aus dem Wald auf eine weitere, sehr große freie Fläche. Jetzt war keine Zeit mehr für nichtige Gedanken.
    Bis auf einen breiten Kranz durch den Schnee ragenden, hohen braunen Schilfs und Rohrkolben wies hier nichts auf einen See hin. Die freie Fläche hätte eine große Wiese sein können, eben und annähernd oval in der Form. In einiger Entfernung vom Waldrand war auf dem zugefrorenen See auf hohen Pfählen ein großer blauer Pavillon errichtet worden, und dahinter warteten eine kleine Menschenmenge und Dutzende von Dienern bei den Pferden. Der Wind zerrte an einem bunten Dickicht von Standarten und Bannern und trug gedämpfte Rufe herüber, die nur Befehle sein konnten. Weitere Diener liefen eilig umher. Anscheinend waren sie noch nicht lange genug hier, um ihre Vorbereitungen beendet zu haben.
    Der Waldrand auf der anderen Seite des Ufers war ungefähr eine Meile entfernt, und dort spiegelte sich das schwache Sonnenlicht im Metall wider - ziemlich viel Metall, das sich über das ganze jenseitige Ufer zog. Die östlich stehende Bande, fast ebenso nahe wie der Pavillon, versuchte nicht, im Verborgenen zu bleiben, sondern hielt sich nahe der Rohrkolben neben ihren Pferden auf. Einige wenige von ihnen deuteten auf die Neuankömmlinge, als die Fahne von Tar Valon erschien. Die Menschen am Pavillon hielten inne, um ebenfalls hinzuschauen.
    Egwene zögerte nicht, auf das schneebedeckte Eis hinaus zu reiten. Sie stellte sich dabei jedoch eine sich zur Sonne öffnende Rosenknospe vor, die alte Novizinnenübung. Sie umarmte Saidar zwar nicht tatsächlich, aber die sie durchströmende Ruhe war sehr willkommen.
    Siuan und Sheriam folgten ihr, desgleichen die Sitzenden mit ihren Behütern und den Dienern. Lord Bryne und der Bannerträger gingen als einzige Soldaten mit. Hinter ihr erklingende Rufe verrieten ihr, daß Uno seine bewaffneten Reiter am Ufer Aufstellung nehmen ließ. Die leichter bewaffneten Männer waren zu beiden Seiten ausgeschwärmt, diejenigen, die nicht dazu abgestellt waren, sie gegen Verrat zu schützen. Ein Grund dafür, daß der See als Treffpunkt ausgewählt worden war, bestand darin, daß das Eis dick genug war, um eine stattliche Anzahl Pferde zu tragen, aber nicht Hunderte, geschweige denn Tausende. Das verminderte die Gefahr, in einen Hinterhalt zu geraten. Natürlich war ein Pavillon, der mit Bogen nicht erreichbar war, für die Eine Macht sehr wohl erreichbar, zumindest wenn er sichtbar war. Nur daß sich der ärgste Mann der Welt davor sicher wußte, solange er keine Schwester bedrohte. Egwene atmete heftig aus und bemühte sich erneut um Ruhe.
    Es wäre eine angemessene Begrüßung für den Amyrlin-Sitz gewesen, wenn Diener mit heißen Getränken und um heiße Steine gewickelten Tüchern herbeigeeilt wären und die Lords und Ladys selbst die Zügel übernommen und zum Zeichen des Abramsfests einen Kuß dargeboten hätten. Jeder Besucher irgendeines Ranges hätte die Diener erwarten können, aber niemand am Pavillon regte sich. Bryne stieg ab und kam heran, um Daishars Zügel zu nehmen, und derselbe schlanke junge Mann, der am Vortag mit Holzkohle gekommen war, lief herbei, um Egwenes Steigbügel zu halten. Seine Nase tropfte noch immer, aber in der roten Samtjacke, die ihm nur ein wenig zu groß war, und einem hellblauen Umhang übertrumpfte er jeden der Adligen, die unter dem Baldachin standen und herüber starrten. Sie schienen überwiegend in grobes Tuch gekleidet, ohne viel Stickerei und mit nur sehr wenig Seide oder Spitze. Wahrscheinlich hatten sie Mühe gehabt, passende Kleidung aufzutreiben, als der Schneefall begann und sie sich bereits auf dem Marsch befanden. Obwohl es

Weitere Kostenlose Bücher