Neue Bündnisse
der Weißen Burg bestenfalls als Unterstützung erscheinen. Fehlender Widerstand gegen Euch könnte bedeuten, gelernt zu haben, was die Traube in der Weinpresse lernt« Mehrere Murandianer wandten sich ihr stirnrunzelnd zu. Niemand in Murandy hatte versucht, den Durchzug der Schwestern zu verhindern. Höchstwahrscheinlich hatte niemand die Möglichkeiten über den Tag hinaus bedacht, an dem sie ein fremdes Land betraten.
Arathelle fuhr fort, als hätte sie nichts bemerkt, was Egwene aber bezweifelte. »Schlimmstenfalls... Wir haben ... Berichte gehört ... von Aes Sedai, die heimlich nach Andor hinein gelangen, und von Burgwachen. Gerüchte ist vielleicht eine bessere Bezeichnung, die aber von vielen Seiten kommen. Niemand von uns würde eine Schlacht zwischen Aes Sedai in Andor begrüßen.«
»Das Licht bewahre und beschütze uns!« platzte Donel mit hochrotem Gesicht heraus. Paitr nickte ermutigend, während er an den Rand seines Stuhls vorrückte, und Cian schien bereit, selbst einzugreifen. »Hier will dies auch niemand!« spie Donal aus. »Nicht zwischen Aes Sedai! Natürlich haben wir gehört, was im Osten geschehen ist! Und jene Schwestern...!«
Egwene atmete ein wenig leichter, als Arathelle ihn entschlossen unterbrach. »Bitte, Lord Donel. Ihr werdet noch an die Reihe kommen zu sprechen.« Sie wandte sich wieder Egwene zu - oder vielmehr erneut den Sitzenden -, ohne seine Antwort abzuwarten, so daß er und die drei anderen Murandianer noch mehr zürnten. Sie selbst gab sich unbeteiligt, wie eine Frau, die Tatsachen darlegte. Sie darlegte und glaubte, sie müßten so gesehen werden, wie sie selbst sie sah.
»Wie ich gerade sagte - das ist unsere schlimmste Befürchtung, wenn die Gerüchte stimmen. Und auch, wenn sie nicht stimmen. Vielleicht versammeln sich Aes Sedai und Burgwachen wirklich heimlich in Andor. Es stehen Aes Sedai bereit, mit einem Heer in Andor einzumarschieren. Die Weiße Burg schien schon ausreichend häufig auf ein Ziel ausgerichtet, während wir anderen erst später erfuhren, daß es in Wahrheit die ganze Zeit um ein anderes Ziel ging. Ich kann mir kaum vorstellen, daß selbst die Weiße Burg soweit gehen würde, aber wenn es jemals ein Ziel gab, das jedermann Magenschmerzen verursachen kann, dann ist es die Schwarze Burg.« Arathelle erschauderte leicht, und Egwene glaubte nicht, daß die Kälte die Ursache war. »Ein Kampf zwischen Aes Sedai könnte das Land auf Meilen im Umkreis vernichten. Diese Schlacht könnte halb Andor zerstören.«
Pelivar sprang auf. »Also liegt es auf der Hand, daß Ihr einen anderen Weg wählen müßt.« Seine Stimme klang überraschend hoch, aber nicht weniger fest als Arathelles. »Wenn ich sterben muß, um meine Heimat zu verteidigen, dann besser hier als dort, wo meine Ländereien und meine Leute ebenfalls vernichtet werden.«
Er sank auf eine besänftigende Geste von Arathelle hin wieder auf seinen Stuhl, aber sein harter Blick vermittelte nicht den Eindruck, daß er beruhigt war. Aemlyn, eine rundliche Frau in dunklem Tuch, hatte bei seinen Worten zustimmend genickt, dergleichen ihr Mann mit dem kantigen Gesicht.
Donel sah Pelivar an, als hätte er auch diesen Gedanken niemals gehegt, und er war nicht der einzige. Einige der stehenden Murandianer meldeten sich laut zu Wort, bis andere sie wieder zum Schweigen brachten. Teilweise dadurch, daß sie eine Faust schüttelten. Was konnte diese Leute bewogen haben, gemeinsam mit den Andoranern ein Heer aufzustellen?
Egwene atmete tief durch. Eine sich der Sonne öffnende Rosenknospe. Sie hatten sie nicht als Amyrlin-Sitz anerkannt - Arathelle hatte sie soweit ignoriert, wie es möglich war, ohne sie beiseite zu schieben! -, und doch hatten sie ihr alles andere gegeben, was sie sich nur hätte wünschen können. Ruhig. Jetzt würden Lelaine und Romanda erwarten, daß sie eine von ihnen benannte, um die Verhandlungen zu führen. Sie hoffte, daß sie sich nervös fragten, welche von ihnen es sein würde. Aber es würde keine Verhandlungen geben. Es konnte keine geben.
»Elaida«, sagte sie gleichmütig, während sie abwechselnd Arathelle und die sitzenden Adligen ansah, »ist eine unrechtmäßige Machthaberin, die das Herz der Burg geschändet hat. Ich bin der Amyrlin-Sitz.« Sie war überrascht, wie würdevoll sie klang, wie kühl. Aber nicht mehr so überrascht, wie sie früher noch gewesen wäre. Das Licht helfe ihr - sie war der Amyrlin-Sitz. »Wir ziehen nach Tar Valon, um Elaida abzusetzen und sie
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