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Neues Vom Watership Down

Titel: Neues Vom Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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auf der Stelle gefangen. Sie brachten mich zum ›Hals-Kennzeichnen‹, ihr seht ja meine weiße Narbe hier. Im vergangenen Sommer wurde ich ausgesucht, um beim Überfall auf Watership Down mitzumachen. Aber das hat alles nichts mit dem zu tun, was ich eurem Anführer gerade gesagt habe.« Er verstummte.
    »Na, und was hat damit zu tun?« fragte Dandelion.
    »Da gab's ein kleines enges Tal hinter den Feldern, nicht weit von Nutley Copse entfernt«, fuhr Coltsfoot fort. »Es war ganz zugewachsen mit Brombeerbüschen und Dornengestrüpp, wie uns gesagt wurde, und voller alter Höhlenlöcher und Kaninchenbaue. Sie waren alle leer und kalt, kein Kaninchen von Nutley Copse ging dort in die Nähe, nicht einmal mit hrair Wiesel auf den Fersen.
    Wir wußten nur – die Geschichte war seit Frith weiß wie lang immer wieder überliefert worden –, daß da vor langer Zeit Kaninchen irgend etwas Schlimmes zugestoßen war, was mit Männern oder Jungen zu tun hatte, und daß es dort spukte. Die Owsla glaubten das, jeder einzelne von ihnen, folglich glaubten es auch alle anderen im Gehege. Soweit wir wußten, hatte da seit Kaninchengedenken kein Kaninchen jemals sein weißes Schwänzchen gezeigt. Manche sagten allerdings, daß man dort nach Einbruch der Nacht und an nebligen Morgen schon schrille Schreie gehört habe. Ich muß sagen, ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht, ich machte einfach, was jeder machte – ich ging einfach nicht hin.
    In meinem ersten Jahr, als ich in Nutley Copse nur eine Randfigur war, ging's mir ziemlich dreckig, und ein paar Freunden von mir ging's genauso. Eines Tages beschlossen wir auszuziehen und ein besseres Heim zu suchen, ich und zwei gleichaltrige Freunde; der eine hieß Stitchwort und der andere, ein recht schüchternes Kaninchen, Fescue. Wir hatten auch ein Weibchen dabei, ich glaube, sie hieß Mian. Wir brachen an einem ziemlich kühlen Apriltag gegen ni-Frith auf.«
    Coltsfoot machte eine Pause, kaute eine Weile auf seinen Kügelchen herum, als überlegte er, wie er fortfahren sollte.
    »Aber auf unserem Ausflug ging alles schief. Am späten Nachmittag wurde es bitter kalt, und es regnete in Strömen. Wir liefen einer streunenden Katze über den Weg und kamen gerade noch davon. Wir waren völlig unerfahren. Wir hatten keine Ahnung, wohin wir gehen sollten, und nach kurzer Zeit verloren wir jede Orientierung. Wir konnten ja die Sonne nicht sehen und als die Nacht kam, auch keine Sterne. Am nächsten Morgen stöberte uns ein Wiesel auf, ein Großwiesel.
    Ich weiß nicht, was sie mit einem machen, ich habe seit damals nie wieder eins gesehen, El-ahrairah sei's gedankt, aber wir saßen damals alle drei hilflos da, während es Mian totmachte; sie gab keinen Laut von sich. Irgendwie kamen wir davon, aber Fescue war in einer schlimmen Verfassung, er weinte und gebärdete sich wie wahnsinnig, der arme, kleine Kerl. Und schließlich, etwas nach ni-Frith am zweiten Tag, beschlossen wir, wieder zum ursprünglichen Gehege zurückzukehren.
    Das war leichter gesagt als getan. Ich glaube, wir sind lange Zeit im Kreis gewandert. Jedenfalls waren wir am Abend in die Irre gelaufen wie am ersten Tag, und wir wankten einfach hilflos und hoffnungslos weiter. Aber auf einmal lief ich einen Hang hinunter und durch einen Brombeerstrauch hindurch – und da war ein Kaninchen, ein Fremdling, ganz nah vor mir. Er war beim silflay, stöberte durch das Gras, und hinter ihm sah ich das Loch seines Baus, genauer gesagt mehrere Löcher auf der anderen Seite der Mulde, in der wir standen.
    Ich war ungeheuer erleichtert und froh und wollte gerade zu ihm gehen und es ansprechen, aber da war etwas, was mich zurückhielt. Und als ich innehielt und es ansah, dämmerte es mir, wo wir hier hineingestolpert waren.
    Der Wind, was an Wind jedenfalls da war, kam aus seiner Richtung, und mitten im Grasen hörte es auf und machte hraka. Ich war ganz nah, aber da war nichts zu riechen, gar nichts, da war nicht die Spur eines Geruchs. Wir waren unbedacht durch das Gestrüpp gestolpert, direkt vor ihm, und es hatte nicht einmal aufgeschaut, nicht einmal zu erkennen gegeben, daß es uns bemerkt hatte. Und dann sah ich etwas, was mich jetzt noch schaudern läßt – ich werde das nie vergessen können. Eine Fliege, eine dicke Schmeißfliege, flog ihm genau ins Auge. Das Kaninchen zwinkerte nicht und schüttelte auch nicht den Kopf. Es graste weiter, und die Fliege ... sie verschwand einfach. Gleich darauf sprang es eine Körperlänge

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