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Neues Vom Watership Down

Titel: Neues Vom Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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das Ziel war, den Garten von Ladle Hill House etwa eine Meile weiter westlich zu überfallen. Blackavar nannte das »spielerische Ausbildung«. Hazel war etwas in Sorge wegen der großen Entfernung, hatte aber die Entscheidung Bigwig, dem Chef der Owsla, überlassen (ähnlich dem Ausspruch von Edward III.: Der Knabe soll sich seine Sporen verdienen ). Gegen Abend waren sie noch nicht zurück, und Hazel, der mit Bigwig den Einbruch der Novembernacht beobachtet hatte, bis es vollständig dunkel war, lief in großer Unruhe in den Wabenbau.
    »Keine Sorge, Hazel-rah«, sagte Bigwig wohlgemut. »Vermutlich behält sie Blackavar zum Training die ganze Nacht draußen.«
    »Aber er hat dir gesagt, das würde er nicht tun«, erwiderte Hazel. »Du weißt doch noch, wie er sagte –«
    In diesem Augenblick hörte man ein Geraschel im Gang von Kehaar, und kurz darauf erschienen die drei Abenteurer, verschmutzt und müde, aber sonst anscheinend unverändert.
    Da waren alle erfreut und erleichtert. Scabious allerdings, der sehr niedergeschlagen wirkte, blieb einfach dort, wo er war, auf dem Boden liegen.
    »Was hat euch aufgehalten?« fragte Hazel mit einiger Schärfe.
    Blackavar sagte nichts. Er hatte die Miene eines Anführers, der nicht gewillt ist, schlecht über seine Untergebenen zu sprechen.
    »Es war mein Fehler, Hazel-rah«, stieß Scabious hervor. »Da ist mir auf dem Heimweg was ... Blödes passiert. Ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat. Blackavar sagt –«
    »Dieser dumme Kerl, der hat zu viele Geschichten gehört«, sagte Blackavar. »Also jetzt hör mal, Scabious, du bist zu Hause und in Sicherheit. Lassen wir's dabei bewenden.«
    »Worum ging's?« fragte Hazel freundlicher. Aber er wollte es wissen.
    »Ach, er glaubt, er hätte das Gespenst des Generals auf dem Down gesehen«, sagte Blackavar ungeduldig. »Ich hab' ihm gesagt –«
    »Ich hab's gesehen«, verkündete Scabious. »Blackavar hatte mir aufgetragen vorauszugehen und in die Büsche zu schauen, und ich war da draußen ganz allein, als ich ihn gesehen habe. Ganz schwarz um die Ohren herum ... ein riesiges, großes ... also genauso, wie sie's dir immer sagen –«
    »Und ich hab' dir gesagt, es war ein Hase«, unterbrach ihn Blackavar ungehalten. »Frith noch mal! Glaubst du, ich weiß nicht, wie ein Hase aussieht?« Etwas leiser teilte er Bigwig mit: »Der Kerl stand ganz starr, bis ich ihn getreten habe. Der war tharn – erstarrt vor Angst.«
    »Es war aber ein Gespenst«, sagte Scabious, aber diesmal nicht mehr so sicher. »Vielleicht ein Hasengeist.«
    »Mit Hasengeistern weiß ich nicht Bescheid«, meinte Bluebell, »aber ich sage euch, vorgestern Nacht hab' ich beinahe einen Flohgeist getroffen. Muß ein Geist gewesen sein, denn ich wurde wach, gebissen wie eine Pimpinelle, und ich hab' gesucht und gesucht, aber nirgends was gefunden. Stellt euch vor, weiß und durchscheinend, dieser furchtbare Phantomfloh –«
    Hazel war zu Scabious gegangen und stieß ihn sanft an der Schulter an. »Hör mal«, sagte er, »das war kein Gespenst! Klar? Ich hab' in meinem Leben noch kein Kaninchen gesehen, das ein Gespenst gesehen hat.«
    »Doch. Jetzt!« sagte eine Stimme von der anderen Seite im Wabenbau. Alle fuhren überrascht herum. Es war Coltsfoot, der gesprochen hatte. Er saß allein in einer Einbuchtung zwischen zwei Buchenwurzeln. Zusammen mit seiner sonstigen Schweigsamkeit grenzte ihn diese Stellung von den anderen ab und schien ihm eine Alleinstellung voller Autorität zu geben, so daß sogar Hazel, der Jung-Scabious unbedingt zu trösten und zu beruhigen suchte, nichts mehr sagte, sondern abwartete, was er hören würde.
    »Du meinst, du hättest tatsächlich ein Gespenst gesehen?« fragte Dandelion, der sofort eine Geschichte witterte. Aber Coltsfoot brauchte anscheinend keinen Anreiz mehr, nun, da er seine Sprache wiedergefunden hatte. Wie der Alte Seemann, im Gedicht von S. M. Coleridge, kannte er diejenigen, die verdammt waren, ihn anzuhören; so hatte er eine willige Zuhörerschaft, denn unter seinem dunklen Zwang verstummte alles im Wabenbau und hörte ihm zu, als er fortfuhr.
    »Ich weiß nicht, ob euch allen klar ist, daß ich kein gebürtiger Efrafranier bin. Ich wurde in Nutley Copse geboren, in dem Gehege, das der General zerstört hat. Ich gehörte zur Owsla dort und hätte sicher gegen ihn gekämpft wie alle anderen, aber zufällig befand ich mich weit draußen beim silflay, als der Überfall stattfand, und die Efrafranier nahmen mich

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