Neues Vom Watership Down
um, Hazel-rah«, keuchte das Kaninchen mit Namen Peerton, das einen böse zugerichteten Vorderlauf darbot. »Laß uns allein. Es dauert nicht lang.«
»Aber weshalb? Aus welchem Grund?«
»Der riecht nicht nur nach Menschen, der stinkt geradezu aus allen Poren nach Menschen«, sagte Woodruff. »Riechst du das nicht, Hazel-rah? Wildkaninchen müssen Kaninchen töten, die nach Menschen riechen, das weißt du doch sicher.«
Hazel wußte das – es war ein unwandelbares Gesetz in der überlieferten Lebenserfahrung der Kaninchen. Doch hatte er es noch nie verwirklicht gesehen. Seine Kaninchen setzten dieses Gesetz instinktiv in Kraft, ohne lange zu fragen.
Nun, da der Kampf unterbrochen war, konnte er den Fremdling wirklich riechen. Bei diesem fürchterlichen Gestank verkrampfte sich alles in ihm vor Angst, und fast wäre er weggerannt. Doch er bezwang sich gewaltsam. Die vier Kaninchen beobachteten ihn sehr gespannt. »Du kannst nicht sagen, daß wir Unrecht tun, Hazel-rah, oder?« fragte Woodruff. »Laß uns das jetzt zu Ende bringen!«
»Nein«, sagte Hazel mit aller Entschiedenheit, die er aufbringen konnte. »Ich muß mit ihm reden, herausfinden, wieso er so stinkt. Da könnte eine Gefahr sein, die uns alle bedroht.«
In ihren Augen sah er feindseligen Widerstand. Seine Autorität stand auf der Kippe. Aber jedes weitere Wort würde Unsicherheit verraten, wäre eitles Geschwätz. Er wartete stumm.
Hazel war als Leitkaninchen hoch geachtet. Niemand hatte Einwände gegen seinen Rang, und er hatte keine Feinde. Doch jetzt mußte er feststellen: Es stand auf Messers Schneide. Nach einer langen Pause sagte Peerton endlich: »Na gut, Hazel-rah, ich hoffe, du weißt, was du tust. Die meisten im Gehege werden nicht damit einverstanden sein.«
Hazel schwieg immer noch, wartete nur darauf, daß seine Worte ihm Geltung verschaffen würden. Peerton sah seine Gefährten an. Schließlich sagte er: »Das werden alle erfahren.« Langsam entfernte er sich, und die anderen folgten ihm und machten keine Miene, ihre Gefühle zu verbergen.
»Steh auf«, befahl Hazel dem Fremdling. »Du kommst wohl besser mit mir. Falls du dich fragen solltest, wer ich bin – ich bin das Leitkaninchen hier. Bei mir bist du sicher.«
Der Fremdling rappelte sich mühsam hoch. Er hatte eine schlimme, klaffende Wunde auf dem Rücken und ein Ohr war aufgerissen. Hazel musterte ihn; der Kerl war jung, aber von beachtlicher Größe und beinahe so kräftig gebaut wie Bigwig. »Wie heißt du?« fragte er.
»Stonecrop«, antwortete der andere.
»Na gut«, sagte Hazel. »Komm jetzt mit in meinen Bau. Ich muß mit dir reden.« Als Stonecrop zögerte, fügte er hinzu: »Nur Mut, keiner tut dir was.«
Sie gingen das kurze Stück durch die Bäume hindurch in den Wabenbau, wo eine kleine Gruppe Kaninchen müßig herumstand, miteinander plauderte und sich bereit machte, einen schönen Tag zu genießen. Als Stonecrop erschien, fuhren alle erschreckt und abgestoßen zurück. Im geschlossenen Wabenbau war Stonecrops Geruch noch ärger. Selbst die Kaninchen, die noch nie einen Menschen gerochen hatten, wurden von lähmendem Entsetzen gepackt.
Hazel schaute in die Runde. »Das ist ein Kaninchen, das ich gerade draußen gefunden habe. Ich weiß, wie euch allen zumute ist, aber ich bin gewillt, mit ihm zu sprechen. Ich muß herausfinden, was mit ihm los ist und wie er zu diesem Gestank kam.«
»Bei allen Igelzecken, Hazel-rah«, rief Hawkbit. »Was in aller Welt –«
»Sei still«, erwiderte Hazel scharf. »Ihr habt mich alle gehört. Laßt ihn in Ruhe. Hyzenthlay, kommst du bitte mit mir!«
Wieder einmal hatte er das starke Gefühl, daß sie erschüttert waren und ihm nur widerwillig gehorchten. Seine Forderung widersprach jedem Kanincheninstinkt, jeder Regel im Kaninchenverhalten. Er zwang sich, ganz langsam durch den Wabenbau zu gehen, und Hyzenthlay und der tief verängstigte Stonecrop folgten ihm.
»Also, nur die Ruhe«, sagte Hazel, als sie zu dritt seinen Wohnkessel erreichten. »Mach's dir bequem. Schlaf ein bißchen, wenn du willst. Wie fühlst du dich?«
»Könnt' schlimmer sein«, antwortete Stonecrop. »Ich bin bereit zu reden, wenn du das willst.«
»Nun, du weißt ja sicher«, sagte Hazel, »daß du ganz stark nach Mensch riechst, und deswegen sind all diese Kaninchen gegen dich und glauben, daß sie dich töten müssen. Hyzenthlay und ich möchten wissen, wie du zu dem Geruch gekommen bist und ob wir etwas von den Menschen zu fürchten haben,
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