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Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Neumond: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Neumond: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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er in seiner ganzen Laufbahn weder mit Mord noch Selbstmord konfrontiert worden war. Die St. Gröbner Bevölkerung hatte es bisher glücklicherweise vorgezogen, durch Altersschwäche, Krankheiten oder Unfälle zu sterben – doch das musste Frau Jäger ja nicht wissen.
    »Aber …«, setzte Jäger zu einem erneuten Wortschwall an.
    »Nein!« Langsam reichte es Danzer. Was musste er denn noch tun, um dieses Weibsbild von ihren Wahnvorstellungen abzubringen? »Wer hätte die Frau Weigl denn umbringen sollen?«, fragte er. »Sie war doch so eine Nette, mit der alle gut klargekommen sind. Oder fällt Ihnen irgendjemand ein, der einen Grund gehabt haben könnte, ihr etwas anzutun?«
    Diese neue Argumentation schien anscheinend zu fruchten. Frau Jäger sagte nämlich nichts mehr, sondern starrte nur stumm ein Loch in die Luft.
    »Na also. Sehen Sie.« Danzer stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum und reichte der jungen Frau ihre Jacke. »Gehen Sie jetzt nach Hause, und gönnen Sie sich eine feine Tasse Tee.« Er öffnete die Tür.
    Frau Jäger hatte dieses eindeutige Zeichen verstanden, erhob sich und bedachte den Inspektor mit einem trotzigen Blick. »Ich kann es trotzdem nicht glauben«, sagte sie und schüttelte den Kopf, so dass ihr dichtes schwarzes Haar hin und her schwang.
    »Versuchen Sie ein bisschen zu schlafen. Etwas Ruhe wird Ihnen gut tun.« Danzer hatte denselben sanften, sonoren Tonfall drauf, mit dem er auch seine Frau bedachte, wenn sie ihre Tage hatte.
    »Es kann nicht sein, dass Sabine sich umgebracht hat«, murmelte Frau Jäger, als sie den Raum verließ. »Es kann einfach nicht sein.«
    »Leider doch«, murmelte Danzer, schnappte sich die Zeitung und schlug den Sportteil auf.

4
    Nachdem Morell und Valerie in Ruhe ihre Sachen ausgepackt hatten, trafen sie sich mit Leander auf der Terrasse des Enzianhofs, um dort die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu genießen.
    Morell ließ seinen Blick über das wunderschöne Alpenpanorama gleiten und atmete das herbe Aroma von Tannennadeln und den klirrenden Geruch von frischem Schnee ein. Es roch angenehm, und doch schien noch irgendetwas anderes in der Luft zu liegen – eine knisternde Energie, die nur darauf wartete, sich zu entladen. Unwillkürlich musste er an das angespannte Gespräch zwischen der Wirtin und dem Gast denken, und ein nervöses Kribbeln machte sich in seinem Magen breit.
    »Wo ist denn Nina?«, fragte er schnell, um sich von diesem unangenehmen Gefühl abzulenken, und ließ sich auf einen weichen, gepolsterten Stuhl fallen. Hatte die junge Gerichtsmedizinerin etwa geschafft, was er nicht hinbekommen hatte – nämlich sich unter einem guten Vorwand vor dem Skizirkus zu drücken? Er betrachtete wieder die Landschaft und spürte, wie das dunkle Gefühl erneut in ihm hochstieg: Irgendetwas stimmte hier nicht. Sein Bauch vermeldete eine düstere Bedrohung, so als würde in dem umliegenden Wald etwas Böses lauern. Morell blinzelte und schüttelte den Kopf, als könne er damit die schlechten Gedanken vertreiben. ›Reiß dich zusammen!‹, sagte er sich im Stillen. ›Vor lauter Pool-Panik und Sport-Aversion bist du schon ganz hysterisch. Das einzig Böse, das es hier gibt, sind Skilifte, Schneebars und lauwarmes Chlorwasser.‹
    »Nina hat kurzfristig noch zwei Leichen auf den Tisch gekriegt – sie kommt morgen Mittag nach«, riss Leander Morell aus seinen Überlegungen. »Ich habe vorhin mit ihr telefoniert – sie kann es gar nicht erwarten, die Pisten unsicher zu machen.« Bei der Erwähnung des Wortes ›Piste‹ bekam Leander einen verklärten Gesichtsausdruck.
    Morell zauberte ein falsches Lächeln, das jedem Politiker zur Ehre gereicht hätte, auf seine Lippen und zog seine Mütze zurecht. Ab morgen hatte er es also mit drei Sportskanonen zu tun. »Herrgott hilf«, murmelte er leise.
    »Was hast du gesagt, Schatz?« Valerie schaute Morell über den Rand ihrer Sonnenbrille fragend an.
    »Ich … ähm … Was ist denn mit der Wirtin los?«, rettete er sich geschickt und wechselte gleichzeitig das Thema. »Sie wirkte vorhin so verheult. Außerdem habe ich ein Gespräch mitbekommen, in dem es um ihren Sohn ging … darüber, dass heute Nacht irgendetwas geschehen sein soll.«
    »Ja.« Leander nestelte am Reißverschluss seines Anoraks herum. »Eine unangenehme Sache – ich wollte sie euch nicht sofort auf die Nase binden, um euch nicht den Spaß zu verderben.«
    ›Welchen Spaß denn?‹, dachte Morell, verkniff sich aber den

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