Never Knowing - Endlose Angst
haben ihn nach Port Alberni geflogen und …« Ich brach erneut in Tränen aus.
Dad sagte: »Deine Mutter und ich sehen dich dort.«
Das war wahrscheinlich das Letzte, was die Polizei wollte. Aber es war das, was ich am meisten wollte.
»Danke, Dad. Kannst du seine Eltern für mich anrufen?« Sie leben unten in den Staaten, und obwohl Evan und seine Eltern sich sehr nahe stehen, sehen sie sich nicht oft. Mom und Dad waren für ihn zum Teil in diese Rollen geschlüpft.
»Wir informieren sie«, sagte Dad. »Wo ist Ally?«
»Eine Freundin passt auf sie auf.« Es war das erste und letzte Mal, dass ich Sandy so nannte.
»Wie kommst du zum Krankenhaus?«
»Billy, der Officer, der ein Kunde von mir ist, hat sich angeboten, mich zu fahren.«
Dad schwieg einen Moment, dann sagte er: »Wir brechen sofort auf.«
Er legte auf, ehe ich noch irgendetwas sagen konnte. Billy sagte mir, damit würde er schon fertig werden – er hat keine Ahnung, was es bedeutet, mit meinem Dad fertig zu werden. Aber in diesem Moment war mir das egal. Die einzige Person, die jetzt für mich zählte, war Evan. Ich wünschte, ich hätte ihm das gestern sagen können.
Die Fahrt nach Port Alberni ist niemals einfach – mehr als eine Stunde über eine enge Straße, die sich durch steile Berge windet und auf der man mit den Holzlastern um den Platz konkurriert. Aber heute war es unerträglich. Gott sei Dank saß Billy am Steuer – wenn ich so schnell gefahren wäre, wie mein Herz mir vorgab, hätte ich einen Unfall gebaut. Ich habe absolut keine Erinnerung daran, worüber wir redeten, nur vage Bruchstücke an Beruhigungen von Billy:
Wir werden ihn fassen. Evan wird wieder gesund.
Im Krankenhaus erklärte mir der Arzt, dass Evan eine Fleischwunde an der linken Schulter erlitten hatte, ein sauberer Durchschuss. Sie warteten darauf, dass sein Zustand sich stabilisierte, dann würden sie ihn mit dem Krankenwagen zur Operation nach Nanaimo schicken. Der Muskel war verletzt und die Wunde riesig, aber er würde keine bleibenden Schäden davontragen. Ich war nur glücklich, dass er am Leben war – besonders, als der Arzt mir erklärte, ein Stückchen weiter unten, und die Kugel wäre glatt durchs Herz gegangen. Als ich das hörte, blieb
mir
fast das Herz stehen.
Sie hatten ihm Medikamente gegen die Schmerzen gegeben, und er war nicht bei Bewusstsein, aber sie ließen mich trotzdem zu ihm. Seine Schulter verschwand fast in dem riesigen weißen Verband, und in seinem Arm steckte eine Infusionsnadel. Tränen liefen mir übers Gesicht, als ich seine Wange küsste und ihm übers Haar strich. Ich hasste es, wie bleich er war, hasste all die Schläuche, die in seinem Körper steckten. Aber noch mehr hasste ich mich selbst dafür, dass ich ihn in Gefahr gebracht hatte.
Während ich jede Menge Wirbel um Evan veranstaltete, überprüften die Krankenschwestern seine Vitalfunktionen und notierten Dinge auf seinem Krankenblatt. Eine fragte, ob ich etwas brauchte.
Ja, ein Serienmörder müsste hinter Gitter gebracht werden. Könnten Sie das bitte kurz erledigen?
Dann bat mich eine ältere Krankenschwester, kurz aus dem Zimmer zu gehen, während sie den Verband wechselte. Ich wollte gerade mit ihr streiten, als ich Dads laute Stimme hörte, mit der er nach Evans Zimmer fragte.
Als ich nach draußen zu meinen Eltern ging, bemerkte ich Billy, der mit zwei Polizisten im kleinen Wartebereich sprach. Er richtete sich auf, als er meinen Vater sah, und ging auf ihn zu, doch Dad marschierte direkt an ihm vorbei und kam auf mich zu.
»Wie geht es Evan?«
»Im Moment schläft er. Er wird wieder gesund, aber er muss operiert werden. Sie warten, bis sich sein Zustand stabilisiert hat, dann bringen sie ihn nach Nanaimo und …« Ich hielt inne, als ich meine Schwester den Flur entlangeilen sah.
Mom sagte: »Lauren ist mit uns gefahren. Sie hat nur noch schnell Greg angerufen.«
Lauren und ich fielen uns in die Arme. »Ich fasse es nicht, dass Evan angeschossen wurde. Das muss ja furchtbar für dich sein.« Ihr Körper vibrierte an meinem, und ich empfand eine frische Woge der Furcht.
Ja, es ist schlimm. Es ist richtig, richtig schlimm.
Wir lösten uns voneinander, und ich sagte: »Danke, dass du mitgekommen bist.« Meine Stimme klang belegt.
»Das ist doch selbstverständlich. Warum hast du mich nicht angerufen?«
»Ich wollte es, aber dann ging alles einfach …«
Billy kam zu uns. »Hallo, allerseits. Ich bin Bill.« Er wandte sich an Dad und streckte
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