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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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treffen würden, hatte ich erwartet, dass er so schnell wie möglich etwas vereinbaren wollte, doch als er anrief, nachdem ich von unserer letzten Sitzung wieder zu Hause war, wollte er nur über Ally reden. Ich versuchte ständig, das Thema zu wechseln, aber sobald ich das Treffen erwähnte, sagte er, er denke noch darüber nach, wie sich das am besten bewerkstelligen ließe, und brachte die Sprache wieder auf Ally. Es war mir zuwider, mit ihm über meine Tochter zu reden, ich hasste den Gedanken, was er wohl mit den Informationen anfangen würde.
    Seit ich eingewilligt hatte, mich mit John zu treffen, sah ich Sandy und Billy jeden Tag. Sie verstanden auch nicht, warum er mich hinhielt, aber sie stimmten mir zu, dass es merkwürdig aussähe, wenn ich anfangen würde, ihn zu drängen. Sie sagten, ich solle ihn das Thema anschneiden lassen. Jetzt, nachdem ich mich entschieden hatte, mich mit ihm zu treffen, konnte ich es nicht abwarten, es hinter mich zu bringen. Besonders, da es nicht so aussah, als könnten wir ihn auf anderem Weg erwischen.
    Er hatte aus der Nähe von Cranbrook angerufen, was alle überraschte. Sie hatten erwartet, dass er sich weiterhin in südliche Richtung bewegen und nicht acht Stunden weiter östlich auftauchen würde. Sein nächster Anruf kam von einem Münztelefon noch weiter östlich, schon fast an der Grenze zu Alberta. Ich verbrachte Stunden damit, auf die Landkarte zu starren und zu versuchen herauszufinden, was er dachte und warum er in die entgegengesetzte Richtung fuhr.
    Bei jedem Anruf wollte er mehr über Ally erfahren, und ich vollzog einen Hochseilakt zwischen Wahrheit und Lüge. Ich wusste nicht, wie fit er im Internet war, so dass ich bei Dingen, die er nachprüfen könnte, wie ihrem Geburtsdatum oder Informationen über ihre Schule, achtgab, die Wahrheit zu sagen, aber wenn er mich fragte, was sie mochte und was nicht, log ich das Blaue vom Himmel herunter. Ally hasste jetzt Käse und rotes Fleisch, war immer unbeschwert, schüchtern gegenüber Fremden und im Sport eine Niete. Ich musste mir Notizen machen, damit ich die Einzelheiten über diese neue Tochter, die ich mir ausdachte, nicht vergaß.
    Evan war froh, dass John noch kein Datum festgelegt hatte, und hoffte, dass er seine Meinung geändert hätte – aber ihm gefiel es auch nicht, dass John so viele Fragen über Ally stellte. Er schlug noch einmal vor, dass sie zu ihm in die Lodge kommen sollte, aber ich erklärte, dass ihr das nicht guttäte – sie würde in der Schule zu weit in Rückstand geraten. Natürlich versicherte er mir, dass ihr nichts passieren würde und dass ich mir zu viele Sorgen machte. Aber ich kenne meine Tochter. Es braucht nicht viel, um sie aus der Bahn zu werfen. Seit Ally das andere Mädchen geschubst hat, liegt ihre Lehrerin mir ständig in den Ohren. Ich weiß nicht, ob sie etwas von den Gerüchten gehört hat, aber mir ist ein besorgter Unterton in ihrer Stimme aufgefallen, wenn sie von Ally spricht, der vorher nicht da gewesen ist. Ich wollte ihren Sorgen nicht noch mehr Nahrung geben.
     
    Freitagabend rief John endlich an – dieses Mal von seinem Handy.
    »Und, wie sieht’s Montag aus?«
    »Um uns zu treffen?« Mein Herz begann zu rasen. »Okay.«
    »Ich habe mir die Karte angeschaut.«
    Ich hörte Sandys Stimme in meinem Kopf.
Sie müssen den Treffpunkt festlegen. Der Ort ist von höchster Wichtigkeit.
    »Ich weiß eine ausgezeichnete Stelle. Einer meiner Lieblingsparks, ich gehe oft mit Ally dorthin.«
    »Wie heißt der Park?«
    »Pipers Lagoon.« Ich hielt den Atem an.
Bitte, bitte, sag ja.
    Ursprünglich hatte die Polizei den Bowen Park ausgewählt, aber dort fand in dieser Woche ein Kunstfestival statt. Der Pipers Lagoon Park lag abgelegen genug, damit dort keine Massen waren, nur ein paar Wanderer, vor allem an einem Wochentag. Ein schmaler Kiesdamm führte vom Parkplatz in den acht Hektar großen Park mit seinen Felsklippen, Erdbeerbäumen und Oregon-Eichen. Der Damm wurde an beiden Seiten durch den Ozean begrenzt und war mit Parkbänken gesäumt, so dass ich gut sichtbar dasitzen und die Polizei mich von verschiedenen günstigen Stellen aus im Auge behalten könnte. Doch das Beste war, dass nur eine einzige Straße dorthin führte, so dass sie John den Fluchtweg abschneiden konnten.
    Am Telefon sagte er: »Gerne, lass uns uns dort um halb eins treffen.«
    Ich versuchte, ebenso begeistert zu klingen wie er. »Super!« Doch mein Magen schien die Kehle hochzukriechen. In drei

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