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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Höhe, während er sie musterte, und sein Kinn kippte nach unten, so als würde er ihr ein Stichwort geben, ihr helfen wollen, sich an ihren eigenen Namen zu erinnern.
    Wie betäubt starrte Isobel in den leeren Raum zwischen den beiden Männern. Wie eine Illusion löste sich alles auf, die Polizisten, der Flur, die grelle Morgensonne und ihr Vater, bis alles nur noch ein kleiner Nadelstich in ihrem Bewusstsein war. Isobels Gedanken purzelten durch das Chaos und die Hölle, die der gestrige Abend gewesen waren.
    Reynolds. Auf dem Friedhof. Er hatte sie angelogen.
    Er hatte gelogen.
    In diesem Augenblick erschien ihr die Wahrheit so simpel, so einfach und so offensichtlich. Aber wie konnte das sein? Reynolds hatte ihr doch Varens Jacke gebracht. Varen musste sie ihm also gegeben haben, oder?
    Ihr fiel die Kinnlade herunter. Natürlich. Wenn er sie angelogen hatte, dann hatte ihn sicher auch nichts davon abgehalten, Varen ebenso anzulügen. Er konnte ihm sonst was erzählt haben. Und Varen konnte noch immer eingesperrt sein und warten.
    Auf sie.
    Mit einem Schlag fielen Isobel Reynolds’ Worte wieder ein. Er ist jetzt… auch zu Hause.
    Sie schlug die Hand vor den Mund. Sie hörte die verdammenden Worte immer und immer wieder und der Klang seiner Stimme hallte so laut und deutlich in ihrem Kopf wie das Dröhnen von Glocken, die zu einem Begräbnis läuten.
    Isobel ließ sich auf eine Treppenstufe sinken. Sie fühlte sich, als wäre sie vollkommen von der Realität abgeschottet.
    Reynolds hatte sie gerettet und deshalb hatte sie glauben wollen, dass er auch Varen gerettet hatte. Und deshalb hatte sie jedes seiner Worte für bare Münze genommen. Sie hatte sein Gift ein fach so geschluckt. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Sie hätte wissen müssen, dass er sagen würde, was nötig war, um sie dazu zu bringen, die Verbindung zu zerstören. Um die Welten zu trennen.
    Er hatte es ernst gemeint, als er sie seine Gegnerin genannt hatte.
    Isobel spürte, wie sich ihr Körper streckte, als sie unwillkürlich tief einatmete. Ihr war nicht einmal aufgefallen, dass sie die Luft angehalten hatte.
    Lilith hatte recht gehabt, dachte sie mit einem plötzlichen Anflug von Bitterkeit. Reynolds hatte die Wahrheit die ganze Zeit über für sich behalten. Er hatte sie ausgetrickst und sie ganz allein und mit falschen Hoffnungen da hineingeschickt, obwohl er wusste, dass sie vermutlich sterben würde.
    Ein ganzer Schwall von Gefühlen spülte über sie hinweg. Kränkung, Wut, Verrat.
    Verlust.
    Das hatte seine Rede auf der Veranda also zu bedeuten gehabt. Sein letzter großer Monolog, bevor er sich spektakulär aus dem Staub gemacht hatte. Es wird nicht möglich sein, mich aufzuspüren, hatte er gesagt.
    »Miss Lanley«, drängte der groß gewachsene Polizist, »wissen Sie irgendetwas darüber, wo sich Varen Nethers derzeit aufhält?« Wie aus weiter Ferne registrierte Isobel seine Frage.
    Ja, dachte sie. Ja, das tue ich. Er ist an einem furchtbaren Ort, wo ihn niemand finden kann. Er befindet sich in einer schrecklichen Welt aus Asche und schwarzen Bäumen und zerbrochenen Menschen und wird von einer Dämonin gefangen gehalten, von der er bis in alle Ewigkeit besessen sein wird. Sie schüttelte langsam den Kopf. Nein. Nein. Nein. Das konnte einfach nicht wahr sein.
    »Isobel.« Diesmal versuchte es ihr Vater. »Ich dachte, Varen hätte dich nach Hause gebracht.«
    Isobel schüttelte wieder den Kopf. Keine weiteren Worte mehr. Keine weiteren Worte mehr, bitte.
    »Willst du damit sagen, dass er dich nicht nach Hause gefahren hat? Isobel?«
    »Nein«, flüsterte sie. Sie wollte, dass alles aufhörte. Sie wollte, dass die Polizei verschwand. Dass die Wände und die Diele, die viel zu helle Morgensonne und diese schreckliche Erkenntnis, dass das alles einfach verschwand.
    »Sein Vater hat ihn heute Morgen als vermisst gemeldet. Er ist gestern nicht von der Schule nach Hause gekommen. Auf einer Party gestern Abend wurde er mit Ihrer Tochter gesehen. Sie wissen, dass es eine Razzia gegeben hat?«
    »Von mir kam der Anruf«, erklärte Isobels Vater.
    »Ach, na dann, das klingt plausibel. Nachdem die Aufräumarbeiten abgeschlossen waren, hat man jedenfalls das Auto des Jungen auf dem Parkplatz gefunden, doch von ihm weit und breit keine Spur.«
    »Isobel?«, fragte ihr Dad. »Weißt du irgendetwas darüber?«
    Sie antwortete nicht. Sie wollte nicht reden, sie konnte einfach nicht. Es würde nichts bringen. Langsam und bedächtig schüttelte

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