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nevermore

Titel: nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike
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dich anzurufen und mich mit dir zu treffen. Du bist ungefähr so unterhaltsam wie ein Totengräber.«
    Die Verandalampe ging an und Danny steckte den Kopf zur Hintertür heraus. »Mit wem sprichst du denn da?«
    Isobel schaute auf die Stelle, wo Reynolds eben noch gestanden hatte. Er war verschwunden. Sie richtete den Blick auf die Hausecke und erwartete fast, den Stoff seines Umhangs verschwinden zu sehen. Doch weit und breit war nichts zu sehen und sie konnte schwer sagen, wie sie sich dabei fühlte, dass Reynolds für immer aus ihrem Leben verschwunden war. Hauptsächlich verärgert.
    »Was zum Teufel ist mit dir passiert?«, fragte Danny. »Hast du einen Kampf mit einem Rasenmäher verloren?« Ihr kleiner Bruder starrte sie mit Augen so groß und rund wie Kanaldeckel an. »Weißt du, dass Mom und Dad losgefahren sind, um nach dir zu suchen?«
    Bei diesen Worten wurde Isobel flau im Magen.
    »Du steckst ganz schön tief in der Kacke.«

 
     
Unsichtbarer Kummer
     
    Gwen war es gewesen, die bei Isobel zu Hause angerufen hatte. Nachdem weder sie noch Mikey Isobel hatten finden können, hatten sie das Handy benutzt, das Gwen in Isobels Sporttasche gefunden hatte.
    Als Gwen den Kampf erwähnt hatte, der bei der Party ausgebrochen war, hatte Isobels Vater die Polizei gerufen. Er und Isobels Mom waren ins Auto gestiegen und nach Henry County aufgebrochen. Danny hatten sie zu Hause gelassen, für den Fall, dass Isobel dort auftauchte. Und als sie tatsächlich dort auftauchte, erzählte ihr Danny von dem ganzen Theater. Widerwillig wählte Isobel die Handynummer ihres Vaters.
    Er hatte sie ziemlich angebrüllt und im Hintergrund hatte Isobel ihre Mutter vor Erleichterung schluchzen hören.
    Als sie auflegte, war Isobel so erschöpft, dass sie beinahe auf der Stelle eingeschlafen wäre. Sie schaffte es noch, kurz zu duschen und saubere Klamotten anzuziehen, bevor ihre Eltern zurückkamen. Sie zog Jeans und ein langärmliges Shirt an, um die blauen Flecken und Kratzer zu verdecken, und stopfte das, was von ihrem pinkfarbenen Kleid noch übrig war, in die unterste Schublade ihrer Kommode. Dann faltete sie Varens Jacke zusammen und versteckte sie in der hintersten Ecke ihres Schranks. Dort konnte sie so lange bleiben, bis sie sie ihm zurückgab.
    Die Predigt, die Isobel an diesem Abend über sich ergehen lassen musste, war lang, obwohl es schon so spät war. Und sie war voller bissiger rhetorischer Fragen und leerer, aber auch ernst gemeinter Drohungen. Dass ihre Eltern sie nicht zu den Landesmeisterschaften fahren lassen würden, gehörte zu den leeren. Doch dass sie kein Auto zum Geburtstag bekommen würde, würde sich vermutlich bewahrheiten. Dass sie bis auf Weiteres Hausarrest hatte, stand auf jeden Fall fest. Nummer eins auf der Bestrafungsliste ihres Vaters war, dass Isobel niemals wieder mit Varen sprechen oder in irgendeiner Weise innerhalb oder außerhalb der Schule mit ihm kommunizieren durfte, soweit es sich vermeiden ließ. Ihr Dad ließ nicht mit sich handeln und diesmal schritt auch ihre Mutter nicht ein.
    Schließlich wurde Isobel auf ihr Zimmer geschickt. Sie hatte kaum die Treppe erreicht, als sie von ihrer Mutter zurückgerufen wurde, die ihr erzählte, dass Brad am Knie operiert worden war. Und dass er allergisch auf die Narkose reagiert hatte, bewusstlos geworden und fast ins Koma gefallen war.
    Isobel dachte an den Sarg und den Friedhof. An die Schreie. »Geht ... geht es ihm gut?«, fragte sie. Sie drehte sich um und blickte in das fahle und abgespannt wirkende Gesicht ihrer Mutter.
    »Den Umständen entsprechend gut. Er wird eine Weile nicht zur Schule gehen können.«
    Isobel nickte. Sie begann, die Treppe hinaufzusteigen.
    »Izzy.«
    Sie blieb stehen.
    »Seine Mutter hat mich heute Abend angerufen, weil ... weil er, während er ... Sie hat gesagt, dass er nach dir gerufen hat.«
    Isobels Hand krallte sich fester um das Treppengeländer. Sie spürte, wie sich ihre Schultern versteiften.
    »Du solltest ihn besuchen, sobald er Besuch empfangen darf meinte ihre Mutter. »Wenn du willst, fahre ich dich hin.«
    Wieder nickte Isobel nur. Sie konnte ihrer Mutter ja schlecht sagen, dass sie bezweifelte, dass Brad sie jemals Wiedersehen wollte. An was er sich wohl erinnerte? Würde er sich überhaupt daran erinnern, jemals in der Traumwelt gewesen zu sein? Oder daran, wie er sich in den Roten Tod verwandelt hatte? Zumindest, dachte Isobel, wird er nicht vergessen, was auf dem Footballfeld passiert

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