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NEXT: Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns (German Edition)

NEXT: Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns (German Edition)

Titel: NEXT: Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Meckel
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geholfen hätten, uns besser zu verstehen, haben wir sie perfektioniert unter den Bedingungen ihres algorithmischen Antriebs. Es war das Menschliche, das an und in Maschinen nie funktioniert hat. Maschinen haben Tippfehler vorgetäuscht, als Mensch und Maschine noch gemeinsam mit geschriebenem Text umgehen mussten. Menschen haben Roboter hergestellt, die ihnen ähnelten und dem «Kindchenschema» entsprachen. So banal waren damals die Versuche, Mensch und Maschine zu versöhnen. Was hatten wir bloß für ein Selbstbild, dass wir geglaubt haben, so könne man die Differenz zwischen Mensch und Maschine zu unseren Gunsten verwischen? Und wie dumm waren wir, nicht zu verstehen, dass es nicht auf die materielle Gestaltung einer Maschine ankommt, sondern auf ihr Betriebssystem? Die Rechenmodelle waren es, die Maschinen uns gefährlich werden ließen, weil sie korrekter, schneller und entschiedener Ergebnisse lieferten, als wir selbst das konnten.
    Anstatt die Maschine Fehlbarkeit zu lehren, haben wir uns auf Fehlerreduktion umprogrammiert. Wir haben die «Maschinen-Tugend» auf uns appliziert und ihre «Nutzbarkeit» und «Unfehlbarkeit» als Grundwerte 121 in das menschliche Leben eingeführt. Wir wurden Zug um Zug zu den «autistischen Leistungsmaschinen», 122 die Computer immer waren. Je mehr wir mit den Maschinen gelebt und je mehr wir zugelassen haben, dass sie unser Leben bestimmen, desto deutlicherwurde, dass wir die Maschine nicht nur als Mittel zu einem Zweck eingesetzt haben. Sie wurde zum Selbstzweck. Und wir wurden ihr ähnlicher. Natürlich hat es Stimmen gegeben, die uns gewarnt haben. «Men have become the tools of their tools», hieß es schon im 19. Jahrhundert der Körperzeit. 123 Es ist auch eine Ironie der Geschichte, dass die Menschen, die so etwas sagten, damals als «Transzendentalisten» galten. Die wahre Transzendenz kam später und hat ganz anders stattgefunden.
    Wenn ich mich an den Datenbeständen des Übergangs von der Körper-zur Systemzeit zu schaffen mache, gibt es immer wieder Momente, in denen ich innehalten muss. Manchmal muss ich mich regelrecht abwenden, Ruhe einkehren lassen, hier oder dort rebooten. Es sind oft frustrierende Einsichten, die wir heute darüber gewinnen, wie wir damals waren. Menschen waren immer eine intelligente Spezies. Aber sie waren so verführbar und so offen für den Selbstbetrug, dass Intelligenz oft nicht weitergeholfen hat. Ich könnte das an Dutzenden Beispielen belegen. Die spannendsten stammen aus meiner Sicht immer noch aus der Zeit, als der Prozess des Übergangs ganz sachte begonnen hatte, so schleichend, dass die damalige Zeitlupenaufnahme in Film und Fernsehen dagegen eine rasante Angelegenheit war. So schleichend, dass wir gedacht haben müssen, ein Ende sei nicht nur unabsehbar, sondern unrealistisch.
    Ich meine damit die ersten Ansätze in der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Versuche, ein «Gespräch» so zu ermöglichen, dass nicht jedem beteiligten Menschen unmittelbar klar war, dass er mit einem Computer sprach. Die Maschine musste einfach ein paar Dinge klug imitieren, die den Menschen faszinierten. Im Zuge der technischen Verbesserungen und der Entwicklung immer komplexererSysteme gelang das immer überzeugender. So habe ich einen der bekanntesten Computerwitze in meinen Archiven gespeichert. Frage: «Welcher Mörder hat Ballaststoffe?» Antwort: «Ein Serienkiller.» Um den Witz zu verstehen, müssen wir uns kurz in die Zeit der Lautsprache des Landes zurückversetzen, das damals Amerika hieß. In der Übersetzung lautet die Aussprache von «Serienkiller» «serial killer», und das wiederum war gleichlautend mit «cereal killer», was übersetzt «Müslimörder» hieß und folglich erklärt, warum ein Mörder Ballaststoffe haben kann. 124 Solche Witze haben die Algorithmen sich damals für uns ausgedacht.
    Im Jahre 1964 der Körperzeit entwickelte der Computerwissenschaftler Joseph Weizenbaum ein Programm namens «Eliza», das enorm erfolgreich war. 125 Warum «Eliza» die Menschen sofort bezaubern konnte, zeigt der folgende Dialog zwischen einem Nutzer und «Eliza». 126
     
    Die Männer sind alle gleich.
    In welcher Weise?
    Sie machen uns immer wegen irgendwas verrückt.
    Können Sie ein Beispiel nennen?
    Na ja, die Idee zu diesem Gespräch stammt von meinem Freund.
    Die Idee zu diesem Gespräch stammt von Ihrem Freund.
    Er sagt, dass ich oft deprimiert bin.
    Es tut mir leid von Ihnen zu hören, dass Sie deprimiert sind.
    Das

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