Nexus - Band 1
isoliert, zu einem Beobachter jener Dinge um ihn herum reduziert, die sich immer mehr wie aus dem Blickwinkel eines konfusen Traumes zu entwickeln schienen.
"Quantenisolation ausgefallen! Nichts reagiert mehr… ich…" Die helle Stichflamme der Panik brannte in Kimberlys von gepeinigter Anstrengung gezeichneter Stimme, loderte ungezügelt als sie hilflos mit ansehen musste was geschah. "…ich kann es nicht… Tom! Tom um Himmels Willen, was tust du…!"
Und nur durch den diffusen, kaum durchdringlichen Schleier seiner optischen Wahrnehmung registrierte Tom, dass es seine eigenen Hände gewesen waren, welche soeben die Zugriffsroutinen des KI-Kerns mit einer Codefolge verschlüsselt hatten, deren Ziffern er nicht erkennen konnte, obwohl sie direkt vor ihm lagen. Aber trotz des blutigen, in seine Stirn gerammten Nagels schuldhaft bohrender Gewissheit, dass er sowohl sein eigenes wie auch das Schicksal seiner beiden Kameraden besiegelt hatte, blieb seinen Gedanken selbst ein Funken des Widerstands verwehrt, und die Rufe in seinem Rücken verhallten ungehört… vermischten sich, so wie auch der letzte Rest gewohnter Realität zur Bedeutungslosigkeit verdammt mit den chaotischen, betäubenden Wogen der Umarmung des Subraumes, der sich wie ein fein gewebtes, den ewigen Schlaf bringendes Leichentuch von ätherischer Hand geführt um sie zu schlingen begann… um das Bewusstsein der drei Menschen in seinem Inneren, ihr gesamtes Dasein von einem Wimpernschlag auf den nächsten verlöschen zu lassen wie eine Kerze im Wind.
Den Blitz, dessen grellweißer Lichtschwall über das Cockpit des Grauen Adlers hinwegfegte - das erschütterte Netz seiner überlasteten Synapsen endgültig kollabieren ließ, nahm Tom schon nicht mehr wahr.
Es hätte das Ende sein müssen - ihre Körper, zusammen mit dem Metall die sie umgab, zu Quantenteilchen zerstreut - mit ganzer Essenz eingegangen in die energetischen Wirbel jener extradimensionalen Sphäre unter dem Mantel der materiellen Existenz. Die einzige logische Konsequenz des irrsinnigen Fehlers dreier törichter Menschen, welche die technologische Vorherrschaft ihrer Rasse über die Kräfte des Universums…zusammen mit seiner Gunst, einmal zuviel überschätzt hatten.
Der glücklich-zufällige Ablauf einer gelungenen Flucht - die Gnade einer wohlwollenden, mysteriösen Entität der Anderwelt… oder auch nur die außer Kontrolle geratenen, kognitiven Ströme seines Unterbewusstseins - der felsenfeste Glaube an das Leben und den Erfolg, welcher Tom Parkers Aktionen dieser letzten Minuten gelenkt hatte. Was es auch immer gewesen war - als sich das Gewand der Dunkelheit wieder von seiner Seele lüftete, besaß es genauso keine Bedeutung mehr für ihn, wie er es niemals mit Sicherheit erfahren würde.
Einmal mehr zählte nur die Wirklichkeit - deren geballte Faust mit familiär-schmerzhafter Härte an seine Pforte zu klopfen begann, noch ehe Toms Augenlicht damit begann, seiner Umgebung blinzelnd neu gewahr zu werden.
Stille. Klebrige Feuchtigkeit, die sich unter dem Stoff seiner Uniform über die Fläche seiner Brust versammelte. Stechende Pein seiner strapazierten Muskeln, Knochen und Sehnen mit jedem Ansatz einer Bewegung… und schließlich das sternengesprenkelte, dunkle Antlitz des freien Raums, dessen Anblick dieses Mal ganz alleine ausreichte, um alles andere bedeutungslos werden zu lassen.
Sie… hatten es geschafft. Noch für eine kleine Weile zogen Tom Parkers Lungen dieses Gefühl in sich auf wie reinsten Sauerstoff, gaben der ermüdeten Maschinerie seines Körpers noch ein wenig mehr ihres dringend benötigten Elixiers zurück, bevor sich sein Blick langsam auf die mit Hochdruck arbeitenden Schadensdiagnostik- und Navigationsroutinen der KI zu fokussieren begann, deren Meldungen sich mit unermüdlicher Hartnäckigkeit auf den Anzeigen seiner Station überschlugen. Es war vorbei… der Subraum… er musste…
Ausgelöst nur durch einen Funken seiner Gedanken fuhren Toms fahrig zitternde Fingerspitzen über die Bedienelemente, lösten das Notfall-Sperrprotokoll so selbstverständlich wie er es noch so kurz zuvor selbst über sie gelegt hatte. Weiter… Schritt für Schritt. Wie ein Blinder der soeben gelernt hatte wieder zu sehen, festigte sich Toms Griff seines nur zögerlich erwachenden, konfusionierten Verstandes erneut um die Abläufe und Prioritäten seiner gewohnten, physischen Umgebung. Hank… Kimberly. Stöhnend und mühsam erhob sich Tom in eine stehende
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