Nexus - Band 1
Überzeugungskraft wie ihm möglich war, wohl wissend, dass ihm nichts anderes vergönnt sein würde, als mit ihr zu scheitern.
"Ja. Natürlich…" Noch mehr als nur Resignation trug Kimberlys Stimme zu ihm wie ein schleichend kalter Wind, der ohne wirklich zu existieren gegen seinen Willen in Toms Glieder kroch und sie frösteln ließ. Enttäuschung. "Du hast nie wirklich daran geglaubt, nicht wahr, Major ? An uns? An…"
Tom begegnete dem gesenkten Blick seiner Kameradin ohne dass sie ihn erwiderte. "… den Frieden?" unterbrach er sie, wohl wissend was seine folgenden Worte beginnen würden, vielleicht für immer zu zerstören. "Nein, Kimberly. Nicht hier. Nicht für uns. Ich weiß, dass du es nicht sehen willst - aber du bist ein Soldat, genau wie der alte Mann und ich. Ob du es nun wolltest oder nicht - damals in Freihafen hast du einen Krieg begonnen… deinen Krieg, Kimberly. Genauso wie wir. Du kannst ihm nicht entkommen, in dem du dich sträubst an ihn zu glauben."
Denn irgendwann wird er dich einholen, dachte Tom bei sich, als er sah wie sich das Haupt seiner Freundin mit trotziger Willenskraft erhob um ihn anzusehen. Genauso war es passiert… im kleinen, scheinbar harmlosen Augenblick einer interessanten, zufälligen Begegnung am Ende eines langen Tages. Nein, Kimberly… je länger du dich ihm verweigerst, desto mehr wird er dich verwunden… langsam, aber unerbittlich - und letztlich tödlich, wie der gnadenlose, perfekte Jäger der er war.
"Doch… doch das kann ich." Ein einsames Tränenpaar begleitete Kimberlys zornig funkelnde Augen, spiegelte die aneinanderprallenden, wilden Ströme der Emotion, die tief im Innersten ihrer Seele wüteten. Das Weiß ihrer Knöchel schimmerte durch die blasse Haut ihrer um den Stoff ihrer Oberschenkel verkrampften, rechten Hand, bevor sie mit einem plötzlichen Impuls wütender Energie in die Seite ihrer Uniformtasche griff um gleich darauf, mit von Verachtung gezeichneten, versteinerten Zügen einen kleinen, hell schimmernden Gegenstand in ihrer offenen Fläche zu wiegen. Es war das Crux Imperialis - Terra, die Wiege der Menschheit, als goldenes Zentrum des mit Lorbeeren verzierten, von einer Korona gehaltenen, eisernen Kreuzes - dem Symbol des Treueschwurs der imperialen Armee. Das Heiligtum und Herz eines jeden, treuen Soldaten des Imperators - und für einen Zivilisten das stolze Zeichen einer ehrenhaften Entlassung aus seinem Dienst.
"Überrascht, es hier zu sehen?" Obwohl er den Schein ihrer Pupillen direkt gewahrte, spürte Tom, dass es nicht länger nur er selbst war, den sie erblickten. Dicht umschlungen von den wirbelnden Netzen ihrer Vergangenheit - ätherisch und unsichtbar um ihren Verstand gewoben von einem erwachten Dämon längst vergangener Tage, reihten sich Kimberlys Worte aneinander, wie nunmehr ganz von seiner Kraft gelenkt. "Nein… ich war nie jemand, der es mit sich trug. Die Flotte… sie gab mir Sicherheit, einen Ort an dem ich… leben konnte… aber das ist vorbei. Ich habe meinen eigenen Platz gefunden. Hier, mit euch beiden." Ein dünner Strom der Hoffnung floss in den tiefen See aus Furcht und Zweifel, auf dessen trügerisch ruhiger Oberfläche das zerbrechliche Gefährt von Kimberlys Stimme schwamm. "Nicht… dort draußen…"
Tom schwieg. Der Sturmwind unmaskierter Gefühle, dieser auf eine verwunschene Art faszinierenden jungen Frau, die er so körperlich spüren konnte als wären sie seine eigenen… je weiter er ihm lauschte, umso mehr seiner sanften Schläge brachten es fertig, am Fundament seines Glaubens zu rütteln… der so starr und unnachgiebig in diesen Jahren geworden war… und tatsächlich so blind, selbst für die Bedürfnisse, Ängste und Nöte seiner engsten Vertrauten, die er geschworen hatte zu beschützen? Nein. Die gläserne Klarheit einer Erinnerung flog an Toms geistigem Auge vorbei, verlieh seinen Gedanken die Struktur und Transparenz zurück, die sie brauchten. Kimberly… schon damals, in Mitten dieses Höllenpfuhls aus Korruption und Niedertracht war sie so stark, so tapfer gewesen… hatte Angst und Zweifel vergessen, um letztlich Übermenschliches zu beweisen. Warum konnte sie das nicht akzeptieren? Warum versuchte sie vor sich selbst zu fliehen? Mehr als alles andere hätte Tom diese, und viele andere Fragen mit eben jenen Worten formuliert, die nötig gewesen wären um seine Freundin und Kameradin zu überzeugen… sie sehen zu lassen wer sie wirklich war. Aber selbst der Versuch erschien ihm wie
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