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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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der Sicherheit das Tom mehr begleitete - der Tatsache, dass sie in diesem weiten, kalten Grab vollkommen alleine waren, blieb sein Gang vorsichtig und pirschend, den schmächtigen Lichtkegel seiner Lampe ständig und mit überlegter Gründlichkeit über jede verdächtige Nuance hinweg führend, das die tiefe Nacht um ihn herum bereit war preiszugeben. Frische Schäden… vereinzelte Zeugen unerwarteter Belastung, welche die alternde Konstruktion des Schwarzen Felsens nicht mehr hatte verkraften können. Verstreute Hinterlassenschaften eiligen Aufbruches… nein - einer Flucht. Tom wusste nicht warum, aber es passte alles zusammen. Oder womöglich war es nur dieser unwirkliche Gestank von Verfall, Hoffnungslosigkeit und Tod, der diese Station durchtränkt - und sich wohl schließlich auch in ihm selbst verfangen hatte - widerwärtig an ihm klebte wie ölig-verfaultes Wasser eines verderbten alten Brunnens, in den er selbst voller törichter Selbstüberschätzung bereit gewesen war hineinzuspringen.

Ein Brunnen… dessen einzig verbliebener, hilfreicher Geist ihm nun auf seiner Flucht zur Seite stand. Tom verlangsamte seine Schritte bis er das Gefühl hatte, dass Falcon zu ihm aufgeschlossen war - auch wenn es gut schon die ganze Zeit über so gewesen sein mochte. Geisterhaft, führwahr. Unsichtbar, schnell und lautlos - eins geworden mit der Finsternis um sie herum… das einzige Indiz ihrer Existenz ein regelmäßiger, flüchtiger Hauch warmen Atems in Tom Parkers Nacken. Es war als hätten bisher nur die allgegenwärtigen Strahlen des Lichts die Macht besessen, diese Eigenschaften seiner kürzlich gewonnenen Gefährtin zu unterdrücken.

Es war nicht mehr weit. Konnte es nicht mehr sein. Von einer kleinen Spitze zusätzlichen Mutes getrieben duckte sich Tom halb kriechend unter einer fast vollkommen in den Gang gefallenen, zweifelsohne von der Schockwelle einer Detonation losgelösten, massigen Deckenstrebe hindurch und richtete den Lauf seines Gewehrs auf eine kaum wenige Meter entfernt aus dem knapp erhellten Dunklen schälende, bereits auf den ersten Blick untypisch elliptisch konzipierte rechte Biegung des Ganges, deren Material selbst auf Distanz gut erkennbar sehr viel weniger unter dem Zahn der Zeit gelitten zu haben schien als der sie umgebende Rest. Tom stoppte, und versuchte das unvermittelte, starke Gefühl des Misstrauens zu ergründen, das der beharrlich brennenden, kleinen Flamme seiner latenten Nervosität neue Nahrung verlieh. Schweißnähte. Panzerplatten - fabrikneuer, hochflexibler Plaststahl! Jemand hatte hier noch vor kurzem gearbeitet… etwas ausgebessert… neue, stark isolierende Verkleidungen angebracht - was eigentlich nur bedeuten konnte, dass…

Die schallende Schockwelle einer Detonation fegte Tom Parkers Gedanken hinweg, blendete seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen mit ihrem gleißenden Blitz, ließ ihn, von den kreischenden Protesten seines eigenen Trommelfells betäubt, eine Sekunde lang haltlos rückwärts taumeln. Unter zusammengekniffenen Augen, rein von Geistesgegenwärtigkeit und was von seinem räumlichem Bewusstsein übrig war geleitet, fasste seine ausgestreckte Hand hinter sich, bekam zähen Stoff zu fassen, wirbelte herum, den weichen Körper in seiner Nähe mit beiden Händen umschlingend und warf sich gemeinsam mit ihm zu Boden, beinahe gleichzeitig zurück hinter die Deckung des eingestürzten Pfeilers rollend.

Aber noch während die schmerzenden, überbelasteten Fasern seiner Muskeln Toms verzweifelter Anstrengung zurück auf seine Beine zu springen ihren Dienst versagten, nichts weiter übrig ließen als seinen ungebrochen hämmernden Willen, Falcon gemeinsam mit sich selbst in Sicherheit zu zerren - fort von einer Katastrophe die schon längst hätte über sie kommen müssen… erkannte sein benommen um sich selbst kreisender Verstand, dass etwas anders war. Schnelle, rasselnde Atemzüge fassten begierig neue Luft… Sauerstoff, genauso wie sie beide selbst verschont vom unerbittlichen Sog einer gefrorenen Ruhestätte in der Leere des Alls.

Die Explosion… wenn es kein Hüllenbruch… was zum Teufel war gerade…!? Auch die letzten, abebbenden Stoßwellen seiner eigenen Konfusion rigoros niederkämpfend, erwiderte Tom Falcons Berührung dicht an seiner Seite mit festem Druck und einem beruhigenden Gedanken, bevor seine Hände fahrig und mit unkoordinierten Impulsen seines noch immer geschockten Nervensystems nach vorne, durch dessen hell in seine Augen

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