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Nexus - Band 1

Nexus - Band 1

Titel: Nexus - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Enzberger
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Hitze der Explosion und das kalte Metall der eingestürzten Verstrebungen an die sie beide sich klammerten auch weiterhin ausreichten um die verräterischen Signaturen des Lebens…  Wärme, Atem und Herzschlag ihrer beider umschlungenen Körper genauso weiter zu maskieren, wie es keine andere Erklärung gab, als dass sie es schon die ganze Zeit über getan haben mussten. Und gleichermaßen blieb es ihre einzige Möglichkeit… die einzige Chance zu überleben. Still liegend, bis zum äußersten angespannt öffnete sich Tom den wenigen Eindrücken seiner Umgebung, die seine Sinne noch fähig waren zu empfangen... vertrieb den winterlichen Atem ständig weiter sinkender Temperaturen, der in seine Glieder kroch, ähnlich wie der latente Schmerz durch den Stoff seiner mitgenommenen Uniform in seine Haut drückenden Stahlmaschen des Rostes auf dem er lag… konzentrierte sich ganz auf die undeutlich-verzerrten Laute der Soldaten, die weiterhin in unregelmäßigen Abständen an sein geschärftes Gehör drangen. Sie warteten… wachsam und in Position, aber nicht mehr länger alarmiert. Wenn er doch nur hören könnte was sie…

Womöglich wäre es einfach so geschehen, fließend, sanft und unscheinbar wie der Ursprung, von dem es stammte - hätte sich nicht ein starker Impuls Tom Parkers ewig misstrauisch kämpferischen Instinktes dagegen verwehrt, versucht es als das Unbekannte das es für ihn war von sich fortzustoßen - bis er es schließlich als Teil desselben, vertrauten Wesens erkannte, dessen Präsenz ihm ein ständiger Begleiter geworden war. Trotzdem jedoch erschien es ihm nicht mehr als ein leichtes, energetisches Kribbeln, die Berührung einer Hand an seinem Arm - der verborgen durchdringende Blick eines einzelnen Auges auf seinem Gesicht. Und plötzlich… zuerst flüsternd fern, dann immer näher, langsam aber beständig wie durch einen langen Tunnel - und mit einem Mal so klar und deutlich als projizierte man ihre Essenz direkt in sein Bewusstsein.

"…wiederhole: EZ geräumt und gesichert. Bereich scheint verlassen. Erbitte nochmalige…"

Die Marines ! Er konnte sie hören… aber wie… Toms Konzentration strauchelte, fortgezerrt vom Taifun zu vieler auf ihn hereinstürmender, verwirrender Fragen und Eindrücke. Einen gequälten Laut unterdrückend kämpfte er gegen den immer schneller schlagenden Rhythmus seines Herzens, gegen seinen Willen aufgewühlt von einem Geist, dessen materiell fixierte Natur nicht verstehen konnte welches Geschenk ihm zuteil geworden war. Und dem jedoch wohl gerade deswegen eines alleine genügte, um ihn alle Schmerzen, alle Konfusion augenblicklich vergessen zu lassen: Die Nähe und feste Umarmung eines Körpers - das Zeichen, dass er nicht alleine war.

"…allem Respekt… bringt nichts. Das Störsignal würde ausreichen um… wir sollten… haben unsere Befehle."

Tom hörte zu - die zuckenden Bahnen seiner eigenen, überlasteten Synapsen mit aller Macht beherrschend, um so viele Bruchstücke aus dem wallenden Strom der sein Denken erfüllte zu erfassen wie es ihm möglich war.

"… Hauptmann! Primärziel bewegt sich wieder. Signatur schwach, aber… durchquert innere Ringe mit nördlichem Kurs… Intensität nimmt weiter zu. Schlage vor…"

Primärziel. Zumindest dieser Trupp hatte also garnicht vor die Station ihren Eigentümern zu entreißen. Sie suchten etwas… jemanden. Tom fixierte seine Anstrengungen auf das herrisch erregte Aufbegehren wie es nur zu einem Offizier und somit auch dem Anführer der Einheit gehören konnte.

"Was…!? Wie zum… Feldwebel… geben sie mir… Abfangroute, sofort!"

"Bewegung!"

Wie von einer Schockwelle getroffen, schleuderte der schallende Befehl des Hauptmanns Toms Geist aus seiner lauschenden Trance - zurück in die Wirklichkeit seiner eigenen, von den sich rasch entfernend, stampfend widerhallenden Gleichschritten der Marines, vibrierend schmerzenden Trommelfelle. Finsternis kehrte zurück, umschlang seine Wahrnehmung und ließ ihn instinktiv nach dem Schalter des Unterlaufscheinwerfers greifen - eine Bewegung die er nicht zu Ende brachte, bevor auch der letzte blechern donnernde Laut der Soldaten zu einem fernen Echo verklungen war. Vorsichtig führte Tom das Licht an Falcons Gesicht vorbei, während er gleichzeitig ihre Umarmung löste und ihr zusammen mit sich selbst in eine sitzende Position verhalf. Stille Besorgnis stand in ihren gewohnt stummen Zügen geschrieben, deren Bedeutung Tom erst wirklich begann zu verstehen

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