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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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PROLOG
    Februar 2000
    Verschwommene Bilder, von der Überwachungskamera einer Bank aufgenommen, flimmerten über den Bildschirm. Drei maskierte Männer richteten ihre Waffen auf Kunden und Personal. Die Bankräuber waren identisch gekleidet, dunkle Overalls, schwarze Mützen und schwarze Lederhandschuhe. Ihre Augen ließen sich hinter den Löchern der Mützen, die sie bis über das Kinn gezogen hatten, nur erahnen. Einer der Männer stand hinter dem Schalter und warf der Kassiererin eine große Nylontasche zu. Mitten in der Schalterhalle lag ein Mann auf dem Bauch. Einer der Räuber zielte mit einem Gewehr auf seinen Kopf. Der dritte Bewaffnete hatte sich neben der Tür postiert und hielt nervös Ausschau. Er stand mit dem Rücken zur Kamera, seine Waffe war auf die Tür gerichtet. Plötzlich sah man am oberen Bildrand, wie die Glastür geöffnet wurde und jemand den Schalterraum betrat. Zwei dürre Schienbeine in bequemen halbhohen Lederschuhen erschienen in der Türöffnung. Der Vermummte an der Tür trat einen Schritt vor und zerrte eine ältere Frau ins Bild. Er packte ihren Arm, sie machte eine Viertelumdrehung und stürzte kopfüber zu Boden.
    Alle drei Räuber bewegten sich ruckartig, als sei der Verlauf in Sequenzen gefilmt worden, um Videoband zu sparen. Trotzdem war deutlich zu erkennen, dass sie nach dem Sturz der alten Dame nervöser geworden waren, der Mann hinter dem Schalter bedeutete der Kassiererin mit bedrohlichen Gesten voranzumachen. Mit zitternden Händen versuchte sie, die Tasche der Räuber mit Scheinen zu füllen. Einige fielen daneben, was den maskierten Mann verärgerte. Unvermittelt versetzte er ihr mit dem Gewehrlauf einen Schlag ins Gesicht. Die Kassiererin sackte zusammen und verschwand hinter dem Schalter.
    »… diese brutalen Bilder stammen aus der Bank. Ein vierter Mann wartete vor der Tür mit dem Fluchtwagen. Laut Zeugenaussagen handelte es sich um einen roten Saab 9000. Nur wenige Stunden zuvor wurde ein entsprechendes Fahrzeug in Arvika gestohlen. Nach Ansicht der Polizei ist es mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem Wagen der Bankräuber identisch. Eine landesweite Fahndung wurde eingeleitet. Die ältere Frau, die die Bank während des Überfalls betreten hatte, brach sich durch einen Sturz den Oberschenkelhals. Sie steht unter Schock. Die Kassiererin verlor ihre Schneidezähne und steht ebenfalls unter Schock. Beide Frauen werden stationär behandelt. Den Geiseln und dem Bankpersonal steht ein Krisenteam bei. Die Beute soll dieses Mal über eine Million Kronen betragen haben. Es ist der vierte große Bankraub in diesem Jahr im Norden von Värmland. Für keinen der Überfälle konnte bislang ein Verdächtiger dingfest gemacht werden. Vermutlich kommt es deshalb so häufig zu Banküberfällen in den nördlichen Provinzen, weil hier die Polizeipräsenz äußerst gering ist. Wenn die Alarmglocken schrillen, ist es gut möglich, dass sich der einzige diensttuende Streifenwagen bis zu fünfzig Kilometer vom Tatort befindet«, sagte die Stimme einer Reporterin aus den Lautsprechern des Großbildschirms.
    »Schweine!«, sagte der Mann auf dem Sofa und schaltete den Fernseher mit der Fernbedienung aus. Nachdem das Bild erloschen war, herrschte einen Augenblick Stille im Zimmer.
    »Wie schrecklich! Stell dir vor, da steht einer und richtet sein Gewehr auf deinen Kopf! Nicht auszudenken!«, erwiderte seine junge Freundin und lachte nervös.
    Dann verstummte sie und sah zu, wie er ihr Weinglas nachfüllte.
    »Andererseits, Philip, eine Million ist ja auch nicht gerade von Pappe. Vermutlich das beste Verbrechen, um zu Geld zu kommen«, sagte das Mädchen kichernd und nahm einen großen Schluck Rotwein.
    »Zu gefährlich. Man kann dabei erschossen werden.«
    Er hob sein Glas an die Nase und schnupperte lange und genüsslich.
    »Hm. Sonnengereifte Brombeeren und eine Spur Vanille. Hoffentlich erwischen sie die Gauner und sperren sie in den Bunker von Kumla. Da können sie verrotten«, sagte der Mann, der daran beteiligt gewesen war, hundert Millionen zu unterschlagen. Dollar, keine Kronen.

KAPITEL 1
    Die Kriminalinspektören Irene Huss und Tommy Persson hielten hinter den beiden blauweißen Streifenwagen. Vor diesen stand das Auto der Spurensicherung, ein normaler Personenwagen. Die Garagenauffahrt des Hauses wurde von einem nachlässig abgestellten, silbermetallic lackierten Mercedes Cabrio mit geschlossenem Verdeck blockiert.
    Sie stemmten sich gegen den starken Wind, der vom Meer

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