Nexus - Band 1
darunter hervorscheinen zu sehen, wie es sein Verstand verlangte.
Ja. Stinger hatte Recht… es war faszinierend… wie ein durchsichtiges, extradimensionales Tuch, das sich über die Realität hinabgesenkt hatte… symbiotisch, in der Tat - und dennoch verheerend für alles, was sich auf ihre Integrität… ihre Gesetze, die den normalen Ablauf des Seins bestimmten, verließ. Tom stoppte und blinzelte verwirrt, bemüht die Eindrücke die ihn überschwemmten zu bremsen, sie abzuschütteln, bevor sie ihn überwältigten - aber es war umsonst. Egal wohin er sah, egal welches Detail seiner Umgebung er mit immer hastigeren Versuchen fixierte, verdichtete sich ein windender Nebel aus Farben, Lichtern und abstrakten Formen - verzweifelten Versuchen seines Gehirns, ihm begreiflich zu machen wofür ein Mensch niemals geschaffen sein konnte. Weg von den schwarzen, teerartig dicken Strömen, die Stingers verschwimmende Umrisse wie lebendige, wurmartige Parasiten umschlangen, hinunter zur eisigen… tiefen Leere der toten Hüllen auf dem Boden… vorbei an einer kleinen, störrischen Flamme im Inneren eines stählernen Sarges - und schließlich hin zu einer strahlenden Korona blendend weißen Lichts, die über dem Schatten einer vertrauten Figur schwebte… an seiner… Seite… direkt…
Laut nach Luft schnappend erwachte Tom aus der traumgleichen Wirklichkeit seiner Halluzination, rang für einen kurzen Moment mit wackeligem Gleichgewicht kämpfend um seine Fassung, ehe er die sanfte, aber feste Berührung an seinem rechten Arm im selben Augenblick bemerkte, wie das spöttisch amüsierte Lachen Nevalles durch das rauschend pumpende Blut in seinen Ohren drang.
"Neue Perspektiven, Tommy? Wie interessant. Ja, ich weiß… es kann schwer sein wieder zurückzufinden…"
Tom blickte zurück in Falcons Gesicht, sein Denken wie auch seine Lippen ihrer Worte beraubt. Sie stand vor ihm, in Fleisch und… lächelnd vor Glück und Warmherzigkeit, trotz der faustgroß schwelenden Wunde in ihrer Schulter, aus der sich das Blut noch immer weigerte so wie es sollte zu fließen. Wie es ihr zur Aufgabe geworden zu sein schien, hatte sie gesehen was er sah, Gefühle, Gedanken mit ihm geteilt… und ihn zurückgeholt. So einfach und mühelos als wäre ihr all dies schon seit Anbeginn ihres Lebens vertraut. Tom konnte nicht mit Sicherheit sagen ob es nicht vielleicht tatsächlich so war.
"… wenn es keinen rettenden Engel gibt. Nun. Sehen wir doch einmal…"
Zu subtil hatte sich die anschwellende Bedrohlichkeit in Stingers Stimme an ihn herangepirscht, als dass sie Tom Parkers hypnotisiert temporär außer Gefecht gesetzte Wachsamkeit hätte bemerken können - selbst im Angesicht der glitzernden Feuchtigkeit eines einzigen Auges, in dem der Schmerz eines Abschiedes geschrieben stand, den er nicht zu begreifen in der Lage war. Und so konnte Tom wenig mehr als von den Fesseln seines eigenen Schocks gefangen mit ansehen, wie sich das von lautem Donnerschlag überschallschnell beschleunigte Projektil fauchend dicht an ihm vorbei in die Brust seiner Kameradin bohrte, den sanften Halt ihrer Finger um Toms Schulter gewaltsam zerriss und sie unter der Wucht eines rohen, kinetischen Faustschlages taumelnd rückwärts zu Boden sinken ließ.
"… wie es dir ohne sie ergeht."
Zu mattem Kristall versteinert tasteten Toms aufgerissene Augen über Falcons regungslos, sonderbar gerade und entspannt gefallenen Körper, das makellos erbleichte Porzellan ihrer Züge, die trotz allem was soeben geschehen war in langem, anderweltlichen Frieden versunken wirkten… gleich einem Blick durch die unsichtbare Barriere eines gläsernen Sarges in die Vergangenheit vieler Jahrzehnte. Ein Bild, dessen Illusion so unwirklich wie sie erschien, genauso gut binnen eines einzigen Atemzuges hätte verschwinden können… wäre nicht das eisige Vakuum gewesen, das den Teil seines Geistes verdunkelte, wo einst die Beistand spendende Präsenz einer verbundenen Seele gewesen war.
Bewegungslos blickte Tom auf den rauchenden, wuchtig und blitzend silbernen Lauf der Pistole an Stingers ausgestrecktem Arm - sah hinauf zum höhnisch und herausfordernd abwartenden Grinsen auf dem Gesicht des Teufels, der
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