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Nibelungen 02 - Das Drachenlied

Titel: Nibelungen 02 - Das Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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seinem Hals.
    Jeder der sechs Krieger besaß ebenfalls einen. Damit schied der Versuch aus, sie durch einen Hornstoß von ihren Rössern zu werfen, denn Alberich wagte noch immer nicht, die Magie der Hörner zu kreuzen.
    Der Weg war in fahles Mondlicht getaucht, und das verstärkte noch die Wirkung von Geists Chamäleonzauber. Alberich blickte sich um und entdeckte die schmutzigen Verbände des Mädchens hinter sich am Boden. Ohne zu überlegen, knüllte er sie zusammen und steckte sie unter sein Wams. Dann sah er zu, was auf dem Weg geschah.
    Vier Männer ritten in Zweiergruppen vor dem Karren, die beiden anderen dahinter. Der Wagen selbst, ein Zweispänner, wurde von einem Mann mit Drachenwappen, aber ohne Rüstzeug gelenkt. Hinter ihm auf der großen Ladefläche lag ein hoher, unregelmäßiger Berg aus Erdreich.
    Als die beiden ersten Reiter die Stelle erreichten, wo Geist mitten auf dem Weg stand, machten ihre Pferde plötzlich einen Satz nach vorne. Alberich glaubte schon, die Tiere hätten das Mädchen niedergetrampelt, doch einen Augenblick später sah er sie wieder, ein verschwommener Schemen, der bei jeder Bewegung die Schattierung seines Hintergrunds annahm. Hätte der Zwerg nicht genau gewußt, daß da jemand war, er hätte sie übersehen, genauso wie es die Krieger taten.
    Auch die beiden nächsten Pferde scheuten, und ein Mann brüllte etwas von Schlangen auf dem Boden, woraufhin alle in noch größere Aufregung verfielen, denn nun fürchteten sich nicht nur die Tiere, sondern auch ihre Reiter. Über den Lärm hinweg glaubte Alberich das leise Kichern des Mädchens zu hören. Bei den Alben, er hatte sie wahrlich unterschätzt!
    Die hintere Eskorte des Karrens sprengte an dem Wagen vorbei, wohl in der Hoffnung, daß die Schlangen durch ihre Kameraden abgelenkt waren – nicht gerade ein feiner Zug. Somit war die Rückseite des Karrens ungeschützt.
    Während die Männer noch in Panik zu Boden starrten und das Gras auf dem Weg nach Schlangenleibern durchforschten, wurde Alberich plötzlich von einem schemenhaften Arm gepackt und mit einem Ruck aus dem Gestrüpp gezogen. Der Dorn blieb in seiner Nase stecken und brach ab. Mit unerhörter Kraft wurde Alberich auf die Ladefläche des Wagens geschleudert. Nur mühsam unterdrückte er einen Aufschrei, der teils vor Schreck und teils vor Schmerzen in ihm aufstieg, dann blieb er in einer Vertiefung zwischen zwei Erdwällen liegen.
    Sapperlot, fluchte er im stillen, hatte Geist denn vergessen, daß er keineswegs so unsichtbar war wie sie selbst?
    Im selben Moment landete der Körper des Chamäleonmädchens auf ihm. Sie war federleicht. »Beweg dich nicht!« wisperte ihre Stimme in sein Ohr, dann schlang sie Arme und Beine um ihn, bis sie ihn völlig bedeckte; da sie fast doppelt so groß war wie er selbst, bereitete ihr das keine Schwierigkeiten. Die Dunkelheit und die weiche Erde taten ein übriges, die Lücken zu schließen.
    Er ahnte sehr wohl, was sie plante, zweifelte aber, ob ihr Vorhaben gelingen konnte. Wenn ihr Körper wirklich die Farbe jeden Hintergrunds annahm, würden dann nicht seine eigenen Umrisse deutlich auf ihr zu erkennen sein?
    Alberich schloß ergeben die Augen und hoffte das Beste. Wie sehr er sich wünschte, den schmerzhaften Stachel aus der Nase zu ziehen! Aber er wußte, daß die Bewegung sie beide verraten hätte.
    Nur wenig später kehrte der Troß zu seiner alten Ordnung zurück. Zwei Männer der Eskorte ließen sich zurückfallen, bis sie wieder hinter dem Wagen ritten. Keiner der beiden bemerkte die unerwünschten Mitreisenden. Geist klammerte sich geschmeidig an Alberich. Ihre Umarmung raubte ihm den Atem. Nicht weil das Mädchen nackt war – es gab keine körperliche Anziehung zwischen Zwergen und dem Großen Volk –, sondern weil die enge Klammer ihrer Arme und Beine ihm die Brust zuschnürte. Er spürte, wie ihr eigener Brustkorb sich über ihm hob und senkte, und ihr aufgeregter Atem an seinem Ohr erschien ihm laut und verräterisch. Die Krieger aber hatten andere Sorgen als die Erdwälle auf dem Karren im Auge zu behalten, und die Geräusche gingen im Rattern der Wagenräder unter.
    Wenn Alberich die Augen aufschlug, blickte er genau auf Geists Schlüsselbein. Es war keineswegs schwarz wie der Nachthimmel hinter ihr, sondern hatte die Farbe dunkler Erde. Offenbar konnte das Mädchen nur die Farben der Wälder nachahmen.
    Alberich hatte schon von Wesen wie ihr gehört, und es gab jetzt keinen Zweifel mehr, daß sie bei ihrer

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