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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schützen uns vor den Normannen, jedenfalls solange hier oben noch gekämpft wird.«
    Volker nickte. »Ich habe verstanden. Nimm die Morrigan und bring sie in Sicherheit. Solange auch nur ein Funken Leben in meinem Leib ist, werde ich den Hohlweg verteidigen.«
    »Du bist es würdig, unser König zu sein, Sänger.«
    »Läßt du mich einen Moment mit ihr allein?« Der Spielmann blickte zur Hohenpriesterin. Die Flammen im Hohlweg warfen flackernde Schatten auf ihr Gesicht. Die Alte gab den Frauen einen Wink, sich zurückzuziehen, dann trat auch sie in den Kreis der stehenden Steine.
    Volker kniete nieder und strich der Priesterin sanft eine blu t verschmierte Haarsträhne aus dem Gesicht. »Auf Wiedersehen, meine schöne Harfnerin«, flüsterte er leise. »Wohin deine Prie s terinnen dich auch bringen mögen, ich werde dir eines Tages folgen.«
    Die bleichen Lider der Göttin zitterten. Dann schlug sie die Augen auf, und Volker wußte, daß es Neman war, die nun vor ihm lag. »Ich habe mein Volk verraten, weil ich dich liebte. Schon seit dem ersten Augenblick in der Grabhöhle … Ich hätte dich nicht hierher bringen dürfen. Du bist nur mit mir geko m men … weil du fliehen wolltest … «
    Der Spielmann schluckte. »Ja, so war es. Ich habe dich über meine Herkunft belogen und … « Er griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. »Meine Gefühle zu dir haben sich geändert. Ich bin hiergeblieben und habe an der Seite deines Volkes g e kämpft, weil ich dich liebte. Bei dem, was gestern nacht zw i schen uns war, gab es keine Lüge mehr.«
    Nemans Lippen bebten, als wolle sie noch etwas antworten, doch sie hatte keine Kraft mehr, um zu sprechen. Ihre Züge en t spannten sich, und sie sah plötzlich viel jünger aus, so als w ä ren die Jahre wie welkes Laub von ihr gefallen. Die kleinen Fa l ten um ihre Augen waren verschwunden und auch die Grü b chen in ihren Mundwinkeln.
    Die alte Priesterin kehrte zurück. »Es ist Zeit für uns zu g e hen, mein König.« Sie beugte sich zur Morrigan herab und zuckte erschrocken zusammen. Langsam strich sie der Hoh e priesterin mit ihrer Hand über die Stirn. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Ist sie … « Volker brachte das Wort nicht über seine Lippen.
    »Nein.« Die Stimme der Alten klang wie das Krächzen eines Raben. »Die Göttinnen haben sie verlassen. Sie ist jetzt nur noch Gwen.«
    »Werdet ihr sie trotzdem mit euch nehmen und versuchen, sie zu heilen?«
    »Du würdest sonst nicht kämpfen, nicht wahr, Sänger?«
    Volker lächelte kalt.
    »Du willst dein Leben gegen das ihre tauschen? Schade, daß du ein Christ bist. Unsere Götter hätten Gefallen an dir gefu n den. Ich schwöre bei meinem Herzen, daß ich Gwen nach Tire Nam Beo bringen werde, um dort ihr Leben zu retten.«

    Die Flammen im Torweg waren fast verloschen. Außer Volker und Ambiorix waren nur noch zwei Krieger zurückgeblieben, um den Zugang zum Heiligtum zu verteidigen.
    Gelassen blickte der Spielmann zu den Kriegern, die sich hi n ter dem Tor zu einem neuen Angriff formierten. In einer Stunde würde er tot sein, doch wenigstens starb er mit der Gewißheit, daß die Priesterinnen entkommen waren.
    »Ich bin mir jetzt sicher, daß Neman sich nicht geirrt hat«, sagte Ambiorix halblaut.
    Volker sah den alten Mann verwundert an. »Was meinst du damit?«
    »Ich glaube jetzt, daß du wirklich der Sänger bist, den uns u n sere Ahnen verheißen haben. Der Krieger und Barde, der aus den Gebeinen unserer toten Helden auferstanden ist.«
    Dieser alte Narr. Er wußte doch, daß dies nur eine Geschichte war, und als Barde mußte er auch wissen, wie solche Geschic h ten entstanden. Trotzdem lächelte Volker. »Danke, mein Freund. Du willst es mir ersparen, als ein Lügner zu sterben, nicht wahr?«
    Ambiorix schüttelte energisch den Kopf. »Ich sehe hier keinen Lügner. Neben mir steht nur ein Krieger und Barde! Mit einem Lügner an meiner Seite würde ich nicht in meine letzte Schlacht ziehen und … « Vor dem Tor ertönte ein Hornsignal. Ein einze l ner Krieger trat in den Hohlweg.
    »Mein Herr, Jehan de Thenac, Herzog der Sumpflande und Bischof von Saintes, ist von eurem Mut beeindruckt. Er bietet euch einen ehrenvollen Abzug, wenn ihr euch jetzt ergebt. Ihr seid nur noch zu viert, und es gibt für euch keine Hoffnung mehr auf einen Sieg.«
    »Richte deinem Herren aus, daß es uns unsere Ehre verbietet, vor einem wie ihm die Waffen zu strecken«, höhnte Ambiorix. »Außerdem glaube ich nicht, daß er über

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