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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Liebste?«
    »Da war ein Heulen, so als streiche ein halb verhungerter, a l ter Wolf um die Mauern der Burg.«
    »Ein Wolf? So nah bei der Stadt hat sich im ganzen Winter noch kein Wolf blicken lassen. Vielleicht war es einer der Jag d hunde und … « Jetzt hörte auch der Spielmann das klägliche Geheul.
    Amalasfrida richtete sich auf ihrem Lager auf. »Klingt i r gendwie merkwürdig. Es scheint recht nahe zu sein. Fast, als wäre der Wolf schon innerhalb der Burgmauern.«
    Volker schluckte. Sollte das etwa … Er warf die schwere Wol l decke zur Seite und griff nach seinen Beinkleidern.
    »Was habt Ihr, Herr Volker?«
    »Ich muß hinunter, nach dem Rechten sehen. Manchmal streift Königin Ute noch zu später Stunde durch den Kräute r garten. Wenn wirklich ein Wolf innerhalb der Mauern heru m läuft, ist sie vielleicht in Gefahr … «
    »Ein Weib, das sich von einem Wolf reißen läßt, hat nicht den Titel Königin verdient!« Sie lächelte. »Ich habe selbst einmal einen erlegt … mit einer Saufeder.«
    Volker streifte seine Tunika über, griff nach dem Gürtel und nach seinem roten Wollumhang. »Nun, unsere Königin spaziert nur selten durch ihren Kräutergarten … « Mit einem Schritt war er beim Fenster und spähte in die Finsternis. Zwischen den B ü schen war niemand zu sehen. Ein Geräusch ertönte an der Tür. Volker drückte das Licht der Kerze aus.
    Eine riesige Gestalt beugte sich unter dem niedrigen Türsturz. »Ich sehne mich nach deinen Krallen, meine kleine Wildkatze, und … Bei Wotan! Wer steht da am Fenster?«
    Volker machte einen Satz in die Tiefe. Er haßte es, wenn ein kultivierter Abend ein solches Ende nahm. Barbarenpack! F e dernd landete er auf dem hartgefrorenen Boden und fluchte. Er hatte seine Stiefel oben vergessen! Geduckt rannte der Spie l mann zwischen den Büschen hindurch in Richtung der Stallu n gen.

    Golo hatte sich auf dem Heuboden über den Pferdeställen ve r krochen. Hier fühlte er sich dem Sommer näher. Es duftete nach Erntedankfest und Pferdemist. In eine alte Decke gewickelt, hatte er sich ein Nest gebaut wie die Vögel in den Bäumen. Es war sicher schön, ein Vogel zu sein. Frei durch die Lüfte zu zi e hen und keinen Herren zu haben, der einen dauernd mit allem möglichen Unsinn drangsalierte. Golo wußte nicht, wohin die Vögel im Herbst flogen, aber er war sich sicher, daß sie einen besseren Platz gefunden hatten als das verschneite Worms.
    »Wir sollten einmal über Käuzchenrufe reden, mein Freund!«
    Golo lugte über den Rand seines Heunestes hinweg. Wie hatte Volker ihn hier oben finden können? »Ich, ähm … Ich habe noch zugesehen, wie Ihr ihnen glücklich entkommen seid, Herr. Ha t tet Ihr einen schönen Abend bei der Dame?«
    »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich denken, du willst mich foppen, Kerl! Mach Platz! Ich kriech ’ bei dir unter. Die Sachsen rennen immer noch wie aufgescheuchte Hühner durch den Burghof und suchen nach einem Flüchtling ohne Schuhe.«
    »Ohne Schuhe?« Golos Blick fiel auf Volkers nackte Füße. »Das muß ja gräßlich kalt sein.«
    Statt zu antworten, bedachte der Spielmann ihn mit einem b ö sen Blick. »Warum hast du nicht das vereinbarte Signal geg e ben? Wolltest du mitansehen, wie sich dein Herr auf einem Sachsenschwert macht? Hab ’ ich dich vielleicht nicht immer gut behandelt? Welcher Diener bekommt von seinem Herren schon einmal ein ganzes Huhn geschenkt und … «
    »Ich möchte nicht widersprechen, aber das mit dem Huhn war auf dem letzten Osterfest. Es ist schon fast ein Jahr her und … «
    »Unterbrich mich nicht!« Volker packte ihn beim Wams. Für einen Spielmann war er recht stark, und wenn er nicht gerade mit Damen zu tun hatte, konnte er obendrein noch recht rüpe l hafte Manieren an den Tag legen. Er sah zwar gut aus mit se i nem langen, blonden Haar und den blauen Augen, doch wenn er schlechte Laune hatte, dann konnte man ihn eher für einen Halsabschneider als für einen Dichter halten, dem die Damen zu Füßen liegen. Golo hatte ohnehin nie begriffen, was man an den verdrehten Wortspielen finden konnte, mit denen sein Herr die Herzen aller Weiber eroberte.
    »Warum hast du mich da oben ins Messer laufen lassen?« grollte Volker finster. »Was sollte dieses klägliche Wolfsg e heul?«
    »Ich … Mir war plötzlich der Mund so trocken, als ich diese Sachsen gesehen hab ’ , und ich … ich konnte einfach keinen Käuzchenschrei nachmachen. Ich wußte nicht … « Volker stieß ihn ins Heu

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