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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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zerriß das schallende Lachen einer Frau die Luft. Die Wölfin war nirgends zu sehen.
    Das Mädchen unter ihr rührte sich nicht mehr. Es war tot. Das Schwert, das Brunhild noch immer in ihren Händen hielt, ragte wie ein blutiger Pfahl aus dem kleinen Leib heraus.
    Wieder ertönte das kalte Lachen. Für den Hauch eines Augenblicks glaubte Brunhild, die gelben Augen der Wölfin zwischen den Sträuchern aufblitzen zu sehen. »Ich werde Euch jagen, Brunhild, wo immer Ihr seid!« sagte eine Stimme in ihrem Kopf.
     

     
    »Was habt Ihr getan?« Entsetzt riß der Krieger die Augen auf. Atemlos stand er vor dem toten Kind, er mußte den ganzen Weg vom Dorf her gerannt sein und konnte den Blick nicht abwenden.
    Brunhild fühlte, wie allmählich die seltsame Starre, die sie überfallen hatte, aus ihrem Leib wich und sie wieder atmen konnte.
    Dies hier ist kein Traum, dachte sie.
    Traurig blickte sie ebenfalls auf das tote Kind zu ihren Füßen. Es sah genauso aus wie das Mädchen, das sie in dem Orakel gesehen hatte. Die blonden Haare umrahmten das zarte Gesichtchen. Ihre Lippen waren noch vom Schrei geöffnet, ihr Kleid war zerrissen und blutig. Mit einem Ruck riß Brunhild das Schwert aus dem kleinen Leib und schleuderte es hinter sich.
    »Ihr habt das Kind getötet!« sagte der Mann, ohne aufzuschauen. »Was bei allen Namen der Göttin ist in Euch gefahren, Kriegerin?« Vorsichtig beugte er sich zu der Kleinen nieder und streichelte ihr über das Haupt.
    Brunhild wischte sich eine lose Strähne aus den Augen.
    »Ich weiß, was ich getan habe!« sagte sie rauh. »Ich konnte ihren Tod nicht verhindern!«
    Ungläubig schaute der Krieger auf. »So wie es aussah, habt Ihr den Tod des Kindes verursacht, Kriegerin. Ihr habt Euch, das Schwert schwingend, auf das Mädchen gestürzt.«
    »Für Eure Augen vielleicht!« sagte Brunhild. »Aber ich habe die Wölfin gesehen. Sie war hier, sie hatte sich über das Kind gebeugt, um ihm die Kehle durchzubeißen. Ich wollte es verhindern, aber sie hat mir eine Falle gestellt.«
    Der Mann schaute sie sonderbar an. »Ich habe die Wölfin nicht gesehen, aber ich war auch zu weit hinter Euch! Ihr seid schließlich geritten, als wäre Euch ein ganzes Dämonenheer auf den Versen.«
    »Ich wollte das Kind retten!« sagte Brunhild bitter.
    Der Mann vor ihr schwieg.
    Brunhild schlug mit der Hand an einen der nahen Baumstämme. »Verdammt!« fluchte sie. »Ich hätte es wissen müssen, daß eine Jägerin der schwarzen Göttin niemals den gerechten Kampf sucht.«
    Ratlos schaute der Krieger zwischen ihr und dem Kind hin und her. »Und was nun?« fragte er leise.
    Brunhild bückte sich zu dem Mädchen nieder. »Gebt mir Euren Dolch«, sagte sie. Ihr Zorn über sich und die Wölfin verblaßte, als sie die kleinen Hände des Kindes einen Augenblick in die ihren nahm.
    »Wozu?« Mißtrauisch kniff der Mann die Augen ein wenig zusammen.
    »Gebt ihn mir einfach!« bat sie.
    Widerwillig zog er den schmalen Dolch aus dem Gürtel und reichte ihn ihr.
    Brunhild beugte den Nacken und schnitt sich damit den langen, schweren Haarzopf ab. Behutsam legte sie das geflochtene Haar über den Leib des Mädchens. »Wenn du auf deiner Reise zum Totentor der großen Kriegerin Arma begegnest«, sagte sie leise, »dann gib ihr dies von einer unwürdigen Schülerin. Bitte sie, dich in ihre Obhut zu nehmen, und sage ihr, sie möge mir verzeihen, wenn ich ihr von heute an nicht mehr folge. Von nun an, mein Kind, wird es die Kriegerin in mir nicht mehr geben, nur noch die Dienerin der Göttin!«
    Sie gab dem Krieger den Dolch zurück. »Ich brauche keine Waffen mehr!« sagte sie.
    Brunhild streichelte der Kleinen über das Haar und begann, leise einen alten Vers zu summen, den die Priesterinnen für die Toten sangen, die mit den Schiffen zu den Inseln der Göttin fuhren.
    »Möge die heilige Herrin dich in ihren Gärten willkommen heißen«, sagte sie, als sie geendet hatte, und segnete das Kind, wie sie es von Mirka gelernt hatte. Dann hob sie das Mädchen behutsam auf ihre Arme. Sie wandte sich an den Krieger.
    »Ich werde die Kleine ins Dorf zurückbringen. Die Bewohner werden sich von ihr verabschieden wollen, bevor auch ihr Körper verbrannt werden muß. Der Dämon war ihr sehr nah, es ist besser, sie den Flammen zu übergeben.«
    »Ihr seid von Sinnen! Die Menschen werden Euch bei lebendigem Leib gleich mit ins Feuer werfen, wenn Ihr dieses Kind tot zurückbringt. Sie haben das Mädchen genau wie ich schreien gehört,

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