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Nibelungen 07 - Das Zauberband

Nibelungen 07 - Das Zauberband

Titel: Nibelungen 07 - Das Zauberband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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auf den Arm. »Diese Bewegung solltet Ihr eine Weile unterlassen, bis Ihr wieder ganz geheilt seid. Eure Schultern hat es arg getroffen.«
    Mirka nickte. Sie hielt sich mit den Händen die schmerzende Stelle. »Jedenfalls weiß ich nicht, wo dieses Halsband zu finden ist. Wenn es überhaupt jemand weiß, dann wahrscheinlich nur die alte Ramee. Wir müssen sie finden.«
    Antana nickte und folgte der Hohenpriesterin weiter am Ufer entlang.
    Bei einer Figur, die am Boden hinter einem Felsbrocken lag, blieb Mirka schließlich stehen. »Kommt hierher, Heilerin, ich habe Ramee gefunden!« rief sie und beugte sich nieder.
    Antana stieg über einen scheinbar toten Mann, der ebenfalls versteinert war, und blieb neben Mirka stehen.
    »Seht«, sagte die Priesterin. »Sie hat ein Ritual gewirkt! So viel steht jedenfalls fest!«
    »Ihr meint, weil ihre Handflächen nach oben zeigen?«
    »Ja! Im Augenblick der Versteinerung muß die Göttin mit ihr gewesen sein.«
    »Eines verstehe ich noch nicht«, sagte Antana und ließ sich neben der Hohenpriesterin nieder. »Wenn es wirklich Ramees Zauber ist, warum hat die Göttin ihren schützenden Umhang dann auch über die Krieger gelegt, die den Garten angegriffen haben?«
    »Vielleicht weil sie in ihren Herzen nicht wirklich die Göttin verrieten. Sie gehörten schließlich zu Brunhilds Eskorte. All diese Männer haben in den Feuerbergen die Ankunft der neuen Hüterin des Feuers vorbereitet, damit dienten sie der weißen Göttin. Wenn Inmee sie durch ihre magischen Lieder dazu brachte, ihre Gefühle zu verraten und statt dessen dem dunklen Weg zu folgen, dann sind sie lediglich die Opfer eines Zauberbannes. Sie haben sich nicht mit ihrem ganzen Wesen der schwarzen Göttin verschrieben.« Mirka strich sanft über das kalte, harte Gesicht der alten Priesterin am Boden.
    »Bleibt also nur die Frage, wie wir den steinernen Umhang öffnen, damit alle, die darin verborgen sind, wieder hinaus können«, überlegte Antana laut.
    Ein trauriger Schatten legte sich über Mirkas Gesicht. »Ja, und hier endet leider meine Weisheit. Ramee hat niemals erzählt, wie man ein solch mächtiges Ritual wieder aufhebt.«
    Antana dachte eine Weile nach. Pyros war ein großer Magier gewesen, er hatte sie fast alles gelehrt, was er selbst an Macht und Wissen besaß, doch wie man diese Versteinerung aufheben könnte, wußte auch sie nicht. Ratlos knieten sie eine Weile schweigend neben der regungslosen Frau, dann hob Mirka schließlich den Kopf. »Laßt uns in den Tempel gehen und dort die Nacht verbringen. Vielleicht hilft die Göttin uns weiter.«
    Antana hob abwehrend den Arm. »Geht allein in den Tempel«, sagte sie und stand auf. »Die weiße Göttin wird kaum erlauben, daß die Gefährtin eines Feuermagiers in den heiligen Hallen ausruht.«
    Mirka schaute auf. »Das glaube ich nicht, Heilerin. Die Göttin wird sich daran erinnern, daß Ihr es wart, die damals den Wasserfall vor der Vernichtung bewahrt habt. Außerdem habt Ihr mich heute geheilt. Kommt jetzt!«
    Antana schüttelte den Kopf. »Nein, Priesterin. Ein Teil meines Lebens war sehr dunkel, und selbst heute noch liegen gelegentlich Schatten auf meiner Seele, als daß ich der weißen Göttin gegenübertreten könnte. Verzeiht!« Sie machte eine leichte Verbeugung vor der Hohenpriesterin. »Ein andermal nehme ich Euer Angebot vielleicht gerne an. Doch einstweilen werde ich hier draußen bleiben und ein wenig Schlaf suchen. Bei Morgengrauen sehen wir uns wieder!«
    »Wie Ihr wollt.« Mirka schaute an sich herab. »Ich werde außerdem hoffentlich hier irgendwo auch ein anderes Gewand auftreiben, dieses ist wohl kaum in einem Zustand, in dem es einer Hohenpriesterin zur Ehre reicht.«
    Antana lächelte. »Viel Glück und eine gesegnete Nacht, Priesterin!«
    Mirka deutete ihrerseits auch eine Verbeugung an. »Habt Dank, Heilerin!« sagte sie und wandte sich um. Antana schaute ihr nach, wie sie langsam den dunklen Hügel hinauf zum Mondscheintempel ging. Das graue Dämmerlicht machte alles nur noch trostloser; einzig die Hohepriesterin schien ein wenig des goldenen Glanzes in sich zu tragen, der sie vorhin für einen Augenblick eingehüllt hatte, als sie ihre Arme in den See gleiten ließ.
    Antana war glücklich, daß Mirkas Heilung so gut verlief, damit hatte sie nicht gerechnet. Anscheinend war das Herz der Priesterin tatsächlich stark genug und bis zum Überfließen mit göttlicher Liebe angefüllt, um die finsteren Zauber von Inmee und der Wölfin,

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