Nibelungen 07 - Das Zauberband
Fest?« fragte er.
»Gleich nach dem Fest!«
»Wie Ihr meint, Hüterin, doch ich werde auch während des Tanzes auf Euch achten!«
»Tut das, Norwin«, sagte sie ruhig und schlang sich den Gürtel um. Wie von selbst glitt die Schnalle ineinander und hielt das Geschmeide sicher in ihrer Taille. »Ich werde den Kampf nicht vergessen!« sagte sie und ging an dem Krieger vorbei in den Garten.
Das rauschende Fest dauerte noch an, als Brunhild atemlos vom Tanz Zuflucht in dem nächtlichen Garten suchte. Erhitzt und ausgelassen vom Wein ging sie ein paar Schritte in die Dunkelheit und betrachtete von dort durch das weite offene Tor des Ballsaales das fröhliche Treiben der Gäste. Die Musikanten spielten immer noch zum Tanz auf; das Lachen der Menschen war selbst hier draußen noch zu hören.
Brunhild wandte den Blick ab, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die silbernen Sterne am Himmel. Sie war selbst in ihren alten Gewändern die Königin des Festes gewesen. Ein Blick des Waldkönigs hatte genügt.
Das köstliche Mahl und den Wein würde sie nicht so bald vergessen. Auch den Tanz mit dem Craiach würde sie wie einen schönen Traum in kostbarer Erinnerung behalten. Seine Arme hatte sie fest gehalten, und für den Hauch eines Augenblicks hatte sie sich gewünscht, daß die Musik niemals aufhörte zu spielen.
»Seid Ihr traurig?« Der Craiach war leise hinter sie getreten und legte ihr behutsam seinen Umhang über die Schultern. Brunhild schüttelte den Kopf und zog den weichen Stoff fester um sich. Sie hatte sich längst an den Anblick der edlen Samtmaske gewöhnt, die nur seine Augen frei ließ und alles andere von seinem Gesicht verbarg.
»Nein, ich bin glücklich, wie ich es lange nicht war«, sagte sie.
Eine Weile schwiegen beide.
»Rono? Warum habt Ihr im Wald auf Raban geschossen?«
»Ihr wißt es nicht?« Erstaunen lag in seiner Stimme.
»Ich bin nicht sicher«, erwiderte Brunhild. »War der Fluch der Grund, der auf Raban und mir lastet?«
Der Craiach nickte. »Ich dachte, es wäre nicht gut für Euren Kampf gegen die Wölfin, wenn Ihr auch noch gegen Euer eigenes Herz kämpfen müßt. Der Fluch wurde ausgesprochen, um Euch mit dieser Liebe zu töten. Vergeßt das niemals! Lursa war eine mächtige Frau. Wenn Ihr Euch Raban hingebt, kann diese Liebe sehr gefährlich sein. Auch für Ihn. Er ist nicht so stark!« Seine Hände legten sich wieder auf ihre Schultern. Brunhild genoß die Wärme seines Körpers. »Werdet Ihr hierbleiben?« fragte er leise.
Brunhild wandte sich zu ihm um. »Ich kann nicht, und das wißt Ihr!«
»Warum nicht! Ihr seid eine schöne und kluge Frau, es würde mich freuen, Euch in meiner Nähe zu haben.«
Brunhild trat einen Schritt zurück. »Ich muß wieder fort. Die Wölfin…« Sie brach ab.
Der schwarze, zottelige Dämon war so unendlich weit fort von alledem hier. Es schien ihr, als gehörte er einem anderen Leben an, das sie längst vergessen hatte.
»Erinnert Euch, Hüterin, noch gestern wolltet Ihr Euch nahe des kleinen Dorfes von ein paar wütenden Männern opfern lassen, so wenig war Euch noch an dem Kampf gegen die Wölfin gelegen. Ihr hattet aufgegeben, weil Ihr ein kleines Mädchen nicht retten konntet! Habt Ihr das vergessen?« Seine Stimme hatte wieder den gewohnt spöttischen Klang. »Ebensogut könntet Ihr dieses unsinnige Duell mit dem Dämon auch vergessen, nur mit dem Unterschied, daß es Euch hier nicht das Leben kostet. Im Gegenteil!«
»Ihr wißt nicht, was Ihr redet!« sagte Brunhild und wandte den Kopf. »Eine göttliche Aufgabe kann man nicht einfach ablegen wie ein getragenes Gewand und weiterleben, als wenn nichts geschehen wäre!«
»Ihr wißt, daß das nicht wahr ist, Brunhild!« Er strich ihr zärtlich über die Schultern. Ein wohliger Schauer lief ihr den Rücken entlang. »Ihr könntet es, Hüterin, genau wie andere vor Euch auch!« Seine Stimme wurde weich. »Ihr müßt nicht weiterkämpfen. Niemand zwingt Euch, gegen einen Dämonen anzutreten, dem ihr nicht gewachsen seid! Hört einfach auf und überlaßt den Menschen dort draußen diese Sorge. Die Jägerin der schwarzen Göttin wird mein Reich niemals betreten. Ihr seid für alle Zeiten vor Ihr sicher!«
Brunhild schaute an den Craiach vorbei durch das offene Tor in den von Kerzen erleuchteten Festsaal. Sie hörte die Musik; die liebliche Melodie erfüllte ihr Herz. Einen Augenblick lang genoß sie wieder die Vorstellung, die Jagd und der Kampf habe ein Ende und sie
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