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Nibelungen 09 - Der Zwergenkrieg

Titel: Nibelungen 09 - Der Zwergenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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der Höhlendecke. König Thorhâl stand am Rande der Öffnung, in einer bunten Reihe mit einer Vielzahl seiner Untertanen, und winkte ihr huldvoll zu. Nahezu das ganze Volk hatte sich am Einstieg zur alten Zwergenstraße versammelt, um den Kundschaftern die Ehre des Abschieds zukommen zu lassen.
    Der Lärm der zahllosen Zurufe wurde allmählich leiser, als Grimmas Trupp sich dem Fuß der steilen Geröllrampe näherte. Fast hundert Schritte weit führte die Schräge nach unten, ehe der Boden wieder eben wurde. Grimma hatte oft Erzählungen und Legenden über die unterirdische Zwergenstraße ins Nordland gehört, doch nichts davon hatte sie auf die überwältigende Größe des uralten Höhlenweges vorbereitet.
    Sie hatte einen schmalen Gang erwartet, mit niedriger Decke und kaum breit genug, um zu mehreren nebeneinander zu gehen. Statt dessen aber öffnete sich vor ihr ein gigantischer Tunnel, mindestens siebzig Schritte hoch und ebenso breit. Tausende von Zwergen waren einst über diesen Weg aus dem Nordland gen Süden gezogen, und Grimma fragte sich, wie viele Generationen von Arbeitern an diesem Tunnel zugrunde gegangen waren.
    Schon vor Jahrhunderten war das Wissen um die Lage der Straße aus dem Gedächtnis der Zwerge geschwunden. Zuletzt waren selbst die Ältesten der Ansicht gewesen, sie sei längst verschüttet – falls sie überhaupt je existiert hatte. Erst das Auftauchen der Nordlinge hatte sie eines Besseren belehrt.
    Jetzt, nachdem der Feind geschlagen war, betraten zum erstenmal seit undenklicher Zeit wieder Zwerge die Höhlenstraße ihrer Ahnen. Vor Staunen waren sie alle in andachtsvolles Schweigen verfallen. Die einzigen Geräusche waren das Scharren ihrer Stiefel auf dem losen Geröll und das Raunen der Menge hoch über ihnen.
    Grimma führte den zwanzigköpfigen Zwergentrupp an. Neben ihr gingen Egil, Bollis und Gellir. Alle drei hatten Prellungen und kleinere Wunden vom Kampf mit den Nordlingen auf der Treppe zurückbehalten. Dennoch hätte nichts sie davon abhalten können, Grimma zu folgen. Vor allem Gellir Rotbart, der eigens für die Reise seine eiserne Augenklappe poliert hatte, brannte darauf, die alte Zwergenstraße zu erforschen. Egil und Bollis hatten sich von seiner Begeisterung anstecken lassen, und Grimma dankte den Göttern im geheimen dafür, daß sie mit solchen Freunden gesegnet war.
    Die übrigen sechzehn Mitglieder der Reisegemeinschaft waren zum überwiegenden Teil Krieger, die Grimma selbst ausgewählt hatte, mutige Zwerge, die den Tod nicht fürchteten und sich im Kampf mit den Nordlingen tapfer geschlagen hatten. Dazu kamen zwei Heilkundige, ein Zeichner, der unterwegs eine Karte des Weges anfertigen sollte, die beiden besten Armbrustschützen des Reiches (für die Jagd auf Fledermäuse) und, zuletzt, Styrmir, ein junger Berater des Königs, der darauf bestanden hatte, an der Expedition teilzunehmen.
    Styrmir war einer der wenigen Zwergenmänner im Berg, denen die Götter keinen Bartwuchs geschenkt hatten, und um von dieser Schmach abzulenken, hatte er sich Kinn und Wangen mit einem Muster tätowieren lassen, das aussah wie ein Gewimmel roter Ameisen. Die Ämter der königlichen Berater wurden seit jeher vom Vater an den Sohn weitergegeben, und das war einer der Gründe, weshalb Thorhâl sich mit wichtigen Fragen häufiger an Grimma und die übrigen Heerführer wandte als an die Männer, die ihm die Tradition zur Seite gestellt hatte. Auch Styrmir hatte den Posten geerbt, und Grimma hatte das ungute Gefühl, daß Thorhâl ihn nur mitgehen ließ, um sich eine Weile von seinen lästigen Einflüsterungen zu befreien. Keiner der Krieger war froh über Styrmirs Begleitung, sie alle fühlten sich beobachtet. Schon wenige Augenblicke nach dem Aufbruch hielten die Männer mehrere Schritte Abstand zu dem königlichen Berater, und Grimma erkannte an Styrmirs Gesichtsausdruck, daß er die Ablehnung der anderen spürte, wenn auch nicht verstand. Eine Art kindliche Verwunderung lag über seinen glatten, gepflegten Zügen.
    Der Einstieg blieb hinter ihnen zurück. Thorhâl verteilte Wachen am Rand der Öffnung, die den Zugang zur Zwergenstraße Tag und Nacht bewachen würden. Eine zweite Invasion aus den Tiefen durfte es nicht geben, nicht, nachdem das Heer vom Hohlen Berg der Hälfte seiner Krieger beraubt worden war.
    »Wir werden ein Jahr lang auf euch warten«, hatte der König Grimma in einem ihrer vielen vertraulichen Gespräche vor der Abreise erklärt. »Auch wenn ihr das Nordland

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