Niccolòs Aufstieg
hat, hat er es bis Katelina nie mehr geschafft, eine Frau zu schwängern. Du weißt, daß sie ein Kind erwartet? Du bist raus, armer Bastard. Und ich bin froh«, fuhr de Ribérac fort. Das großflächige Gesicht, auf dem das Licht glänzte, als er den Kopf hob, drückte ungetrübte Heiterkeit aus. »Es gab einmal eine Zeit, da glaubte ich, ich müßte sie mir selbst vornehmen. Aber irgendwann wird man dieser fleischlichen Vergnügen müde. Ich bin froh, daß Simon endlich etwas zustande gebracht hat.«
»Ich soll mich seiner also nicht mehr annehmen? Dabei hatte ich mich so darauf gefreut«, sagte Nicholas auf gut Glück und sah die arrogante Gleichmütigkeit erschüttert. Der Blick, der ihn traf, war so scharf, daß er ihn körperlich spürte.
»Darum habe ich dich kommen lassen, monsieur l’assassin«, sagte de Ribérac. »Um dich zu warnen. Hüte dich, etwas gegen mich oder Simon zu unternehmen. Besonders gegen Simon.«
»Zum Beispiel, Katelina zu heiraten?« sagte Nicholas.
Da bekam er endlich seine Antwort. »Katelina!« rief de Ribérac. »Habe ich dir nicht gesagt, daß sie deine bitterste Feindin ist, deine gefährlichste Gegnerin, die nicht ruhen wird, solange du nicht deine Strafe bekommen hast? Ich hätte nie geglaubt, daß Simon einmal dieses quälende Geheimnis aus der Vergangenheit aufdecken und eingestehen würde, daß ihm Hörner aufgesetzt wurden. Aber er war ja auch betrunken. Simon hat ihr heute morgen gesagt, wer du bist. Der Sohn ihres Ehemanns, könnte man sagen, wärst du ehelich geboren. Der Halbbruder des Kindes, das sie erwartet. Glaub mir, wenn du in Simons Augen der Teufel bist, dann in ihren Augen Satan persönlich. Wenn ich bedenke, was die beiden mit dir und deiner Ehefrau und deinem kleinen Geschäftchen vorhaben, brauche ich nichts zu fürchten.«
De Ribérac lachte glucksend mit zitterndem Doppelkinn. »Das sollte ich dir sagen. Sie bestand darauf. Jetzt begreift sie alles, was du getan hast.«
»Aber die Demoiselle de Charetty hat nichts getan«, sagte Nicholas. »Und die anderen in ihrem Unternehmen auch nicht.«
»Ich glaube dir«, sagte de Ribérac. »Und die Frau tut Katelina leid. Wenn du nicht wärst, wäre die Demoiselle de Charetty sicher.«
»Sie ist sicher«, sagte Nicholas.
Der Dicke lächelte. »Tot wäre sie sicher. Nicht aber, wenn ich Kilmirren in Besitz nehme und Simon sich ein anderes Revier suchen muß. Er hätte die kleine Reid heiraten und nach England gehen sollen wie ihr Bruder. Er hat bei all diesen Intrigen in Calais so munter mitgespielt, daß Yorks Anhänger ihn mit offenen Armen aufnehmen würden. Er könnte in Southampton, in London, in Burgund Geschäfte machen. Vielleicht tut er es ja noch, wenn Katelina ihm entsprechend zusetzt. Und all die Kaufleute, denen es nicht paßt, daß eine Witwe reifen Alters und ihr grüner Liebhaber ihnen Konkurrenz machen, werden sich vielleicht auf seine Seite schlagen. Eifersucht hat mich zugrunde gerichtet, sie wird auch dich zugrunde richten.«
»Wie soll Eifersucht Euch zugrunde gerichtet haben?« fragte Nicholas.
»Antoinette de Maignélais«, antwortete de Ribérac. »Du hast wahrscheinlich nie von ihr gehört. Sie fand wohl, daß der König mir zuviel Aufmerksamkeit gönnte. Irgendwie bekam sie Wind von einer Verbindung zwischen mir und dem Dauphin, und plötzlich wußte der König davon. Hätte nicht Katelina mich gewarnt, ich wäre gefangengesetzt worden. Man könnte sagen, daß auch du mir zur Flucht verholfen hast.«
»Ich nehme an, so wie man auch sagen könnte, daß ich Eurem Bruder zum Tod verholfen habe.«
»Indirekt natürlich«, sagte de Ribérac. »Anders kennst du es ja gar nicht. Katelina wußte, daß sie mich hinausschmuggeln mußte. Sie wußte auch, daß eines meiner Schiffe in St. Malo lag. Die St. Pol. Ich möchte dich übrigens bitten, unseren Familiennamen nicht zu gebrauchen. Claes van der Poele ist bereits unangenehm ähnlich.«
»Ich werde es mir merken«, sagte Nicholas. »Und sie half Euch also, auf das Schiff zu gelangen und zu fliehen?«
»Weil sie zufällig in dich betreffenden Angelegenheiten dort war. Es hatte mit einem Vogel Strauß zu tun. Habe ich etwas besonders Witziges gesagt?«
»Ja, Ihr habt mir gerade einen gelungenen Tag beschert«, sagte Nicholas. »Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?«
Sein Großvater sah ihn an. »Du Narr«, sagte er. »Was sollst du schon für mich tun können, außer meinen Befehlen gemäß zu töten oder nicht. Wenn ich dich nicht
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