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Nicht die Welt (German Edition)

Nicht die Welt (German Edition)

Titel: Nicht die Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Krepinsky
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sie. »Das Feuer hält die Ratten fern«, erklärte er den beiden.
     
    Nachdem sie mehrere Hundert Meter weit auf den Schienen entlang gegangen waren, sah der junge Mann im Fackellicht mehrere kleine Schatten, die sich schnell wegbewegten. Er richtete seine Taschenlampe auf die Tunnelwand. Hunderte von Dosen lagen hier, einige waren offen, andere schienen Einschusslöcher aufzuweisen. Er beugte sich nach vorne, um die Schrift auf den Aufdrucken lesen zu können: »10 Jahre Spaltungswerk Ost – Jubiläumsfleischpastete«, stand auf jeder dieser Dosen. Das Werk war zehn Jahre nach dem Krieg errichtet worden, als niemand mehr mit einem Angriff durch Spaltungsfernraketen rechnete, überlegte der junge Mann. Das bedeutete für die Pastete ein Alter von mehr als 25 Jahren.
     
    An einer Stelle, wo zwei Bahnwaggons den Weg blockierten, verließen sie den Tunnel über eine Seitentür. Sie gingen ein schmales Treppenhaus hinauf und fanden sich in einem hohen Raum wieder, in dessen Mitte ein großer Steinblock stand. Dutzende leerer Kartons lagen um den Block herum. »So, ihr seid jetzt am alten Steintor. Ich wünsche euch viel Glück«, sagte der Tätowierte.
    »Vielen Dank. Eine Sache noch: Weißt du, wie wir ins Hauptgebäude kommen?«, fragte der junge Mann.
    »Nein, geht aber auf keinen Fall über den Großen Platz im Zentrum der Anlage, wie wir es gemacht haben«, antwortete der Tätowierte noch, bevor er die Treppe wieder hinunterstieg. Der junge Mann und die junge Frau betraten spät nachmittags am südlichen Torhaus das Freie. Die mächtigen Säulen des alten Steintors lagen nun unmittelbar vor ihnen. Darauf thronte das Viergespann aus Kupfer.

10.
    Ich weiß jetzt, wie ich hier lebe, aber warum lebe ich hier? Ist es meine Aufgabe, das Tor zur Unterwelt zu bewachen? Muss ich die Dämonen von den Menschen fernhalten? Wie kann es aber sein, dass sie in der Nacht zu mir kommen, obwohl das Tor fest verschlossen ist? Oder liege ich vollkommen falsch? Ist es im Gegenteil meine Aufgabe, das Tor zur Unterwelt zu öffnen und den Dämonen den Weg in unsere Welt zu ermöglichen? Muss ich sie freilassen, bevor ich selbst vom Diesseits ins Jenseits wechseln kann? Habe ich mich bisher aus Furcht dieser Wahrheit nicht stellen wollen? Doch es gibt noch eine andere, viel schrecklichere Möglichkeit. Bin ich gar der Schöpfer der Dämonen?
     
    Der alte Mann setzte sich seine Brille auf und nahm den Aktenordner zur Hand, um die durchgeführte Torwache zu vermerken. Dabei fiel ihm auf, dass es keine leeren Blätter mehr in der Ablage auf dem Schreibtisch gab. Um sich neue bereitzulegen, griff er in einen Karton, der sich unter dem Tisch befand. Während er sich nach vorne beugte, streifte er mit dem Arm versehentlich seinen Kugelschreiber, der daraufhin zu Boden fiel. Er konnte ihn nirgendwo finden, so dass er aufstand, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Der Kugelschreiber war bis zu seinem Bett gerollt. Er bückte sich und ergriff sein Schreibgerät. Als er sich wieder aufrichtete, blickte er geradewegs auf die sorgfältig gestapelten Konservendosen. So klar und deutlich hatte er sie noch nie zuvor gesehen.
     
    Die Häuserwand, die sich aus den einzelnen Aufdrucken der Konserven zu bilden schien, war verschwunden, stattdessen fiel seine Aufmerksamkeit auf eine Dose links unten, die eine Markierung aufwies. Bei genauerer Betrachtung bemerkte er, dass sie mit einem Doppelkreuz versehen war. Vorsichtig versuchte er, die Dose herauszuziehen. Schließlich hielt er sie in seinen Händen, ohne dass die darüber liegenden Dosen ihre Stabilität verloren hätten. Er musterte die Konservendose von allen Seiten, konnte bis auf das Doppelkreuz jedoch nichts Besonderes feststellen. Als er sie gerade zurückstellen wollte, sah er, dass an der Wand dahinter ein goldener Schlüssel zum Vorschein gekommen war. Inmitten des reichlich verzierten Griffs trug der Schlüssel ein Symbol, das überall in seiner Wohnung zu finden war: auf den Konservendosen, auf den Aktenordnern, auf den Blättern, auf seinem Kugelschreiber und auf seinem Löffel. Doch nicht nur in seiner Wohnung begegnete man ihm, nein, überall, im ganzen Gebäude war es auf Wänden, Türen und auf dem Boden aufgetragen worden. Es war eines der vorherrschenden Symbole in seinem Leben. Wenn er es sich recht überlegte, war es das Symbol.
     
    Er nahm den Schlüssel an sich und suchte die dazu passende Tür. Als er sich im Raum umsah, fielen seine Blicke unweigerlich auf den

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