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Nicht die Welt (German Edition)

Nicht die Welt (German Edition)

Titel: Nicht die Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Krepinsky
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und knallte die Tür zu.
     
    Der Tätowierte legte die Tüte mit den Kartoffelscheiben beiseite und sprach kurz mit einer Frau, die neben ihm auf dem Sofa saß. Zum Abschied küsste er sie. »Folgt mir nun, ich zeige euch den Weg«, sagte er zum jungen Mann, als er sich vom Sofa erhob. »Ich will schnell wieder zurück sein.«
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Nein, leider nicht. Meine Freundin hat viel zu viel vom Strahlennektar abbekommen.«
    »Wirklich?«, fragte der junge Mann verwundert, denn die Frau erschien ihm, wenn auch etwas blass, doch sehr lebendig zu sein. Der Tätowierte flüsterte nun: »Du darfst dich nicht täuschen lassen. Sie ist ein wandelnder Geist, eine Todgeweihte, die vor ihrem letzten Atemzug noch einmal voller Leben ist. Das ist immer so, wenn man den Nektar zu gierig aufgenommen hat.«
     
    Der junge Mann und die junge Frau folgten dem Tätowierten zunächst in einen etwas höher gelegenen Bunkerbereich, den sie über ein Treppenhaus verließen. »Augenbinden braucht ihr nicht. Ich glaube nicht, dass ihr zurückkommt«, bemerkte der Tätowierte, als er die schwere Stahltür öffnete, die zu einem alten Kellergewölbe führte. Es war mit hohen, aus Ziegelsteinen gemauerten Bögen versehen. An den Seiten waren Regale errichtet worden, die zu einem beträchtlichen Teil mit Weinflaschen gefüllt waren. Viele leere Flaschen lagen wild im Raum verteilt, einige davon waren zerbrochen.
    »Ihr dürft ihm nicht übel nehmen, dass er euch so schroff behandelt hat«, sagte der Tätowierte. »Es geht ihm sehr schlecht. Die Schmerzen ... so groß. Er war aber nicht immer so. Er möchte einfach nur, dass etwas von ihm bleibt ... Ich habe mitbekommen, dass ihr nach dem Papier sucht?«
    »Ja, das stimmt«, antwortete der junge Mann. »Weißt du, wo wir es finden können?«
    »Wir haben auch lange danach gesucht. Zuletzt sind wir davon ausgegangen, dass das Papier an einem bestimmten Ort im Ministerium ist, und zwar in den Kellerräumen des Hauptgebäudes. Leider haben wir den geheimen Zugang zu diesem Bereich nicht entdeckt, der irgendwo in der Arena sein muss. Er war wie besessen vom Papier. Er glaubte, dass er auserwählt sei, es zu finden«, sagte der Tätowierte und machte ein trauriges Gesicht.
    »Kennt ihr den Inhalt des Papiers?«, fragte der junge Mann aufgeregt.
    »Nein, den kennt niemand. Wir wissen nur, dass in den Kellerräumen des Hauptgebäudes die Verhörräume des Geheimdienstes waren ... möglicherweise aber auch das Geheime Archiv der Alten Ordnung.«
     
    Die drei gingen weiter, bis sie an eine kleine Stahltür kamen. Der Tätowierte nahm zwei Taschenlampen, die neben der Tür auf einem Tisch lagen. Eine davon gab er dem jungen Mann, bevor er die Stahltür öffnete. Dahinter war es stockdunkel. Der Tätowierte leuchtete mit der Taschenlampe hinein, und sie betraten den Raum. Es war der Keller eines Hauses, das noch vor dem Krieg gebaut worden war. Sie gingen durch schmale Gänge, die zudem sehr niedrig waren. Immer wieder stolperten sie. Der Keller war in kleine Verschläge eingeteilt worden, worin sich alte Gerätschaften, Kartons, Fahrräder und alte Autoreifen befanden. Regelmäßig gab es größere Bereiche, die leergeräumt worden waren und in denen einfache Holzbänke standen. Im Schein der Taschenlampen leuchteten Hinweise in phosphoreszierender Schrift auf: »Raum 2 für 25 Personen«, »Rauchen verboten«, »Achtung Stufen«, »Notausgang«.
     
    Die junge Frau atmete schwer. Sie ergriff die Hand des jungen Mannes und drückte sie fest. Er spürte ihre Angst und zog sie näher zu sich heran. Jetzt kamen sie zu einer Backsteinmauer, die einen schmalen Durchbruch hatte. Nachdem sie sich hindurchgezwängt hatten, befanden sie sich in einem weiteren Kellerabschnitt, der noch beengter war. Langsam und vorsichtig bewegten sie sich vorwärts, während sie mit ihren Taschenlampen den Weg so gut wie möglich ausleuchteten. Schließlich erreichten sie einen weiteren Wanddurchbruch. Hinter diesem befand sich ein längerer Gang mit einem weiß gestrichenen Gewölbe. Holzbänke waren hier dicht hintereinander wie in einem Zugabteil angeordnet. An den Seiten waren in Augenhöhe mehrere Ablagen für Koffer angebracht worden. Sie gingen zum Ende des Gangs, öffneten eine Tür und befanden sich in einem Tunnel. Es handelte sich um einen Abschnitt der Untergrundbahn, denn auf dem Boden verliefen zwei eiserne Fahrspuren. Der Tätowierte nahm eine Fackel, die neben der Tür lag, und entzündete

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