Nicht lecker, aber Weltrekord
James-Bond-Nummer für ganz Arme gebastelt haben mochte. Marc mit C, das war ja noch außergewöhnlicher als Cornflakes mit Milch.
Marc mit C trank Becks, was sonst?
»Mein Name ist Anastasia«, antwortete ich kühn und versuchte, dabei etwas Zigeunerinnenhaftes in meinen Blick zu legen. Na ja, sagen wir, ich war angetrunken und dachte, ich könnte hellsehen.
Konnte ich auch. Marc mit C sagte genau das, was ich dachte, dass er es sagen würde: »Bist du öfter hier?«
Irgendwie entstand dann mein Plan. Je länger Marcmit C seine »Marc mit C«-Nummer durchziehen würde, desto beharrlicher würde ich auf meinen Anastasia-Standpunkt beharren: »Ich bin überall zu Hause.«
Mir wurde sofort klar, dass ich da eher in die Clint-Eastwood-Gasse abgebogen war, und ich versuchte zu retten, was zu retten war: »Ich meine, ich bin auf der Flucht. Vor der russischen Geheimpolizei.«
»Oh, ich auch«, antwortete Marc mit C, lächelte und trank noch einen Schluck.
»Was?«, schrie ich überrascht.
»Ich fand das auch Stuss mit der alten Brauerei!«, antwortete Marc und gestikulierte dazu mit den Händen, als wolle er andeuten, dass ihm gleich Antennen wachsen würden – oder eben, dass man bei dem Krach nichts verstehen könnte.
»Lass doch mal vor die Tür gehen«, kreischte ich. Ich dachte dabei an nichts Vorspielerisches. Ich wollte lediglich klarmachen, dass wenn überhaupt jemand hier, dann ich vom KGB gejagt werden würde.
Marc lächelte, wie Marcs mit Cs so lächeln, und wir gingen nach draußen.
»Einfach zu laut da drin«, rief er, als wir vor der Tür des Ladens standen, und zeigte unterstützend auf die Tür, durch die wir soeben gegangen waren.
»Genau, Grobi! Das ist drinnen, hier ist draußen. Drinnen laut, draußen nicht so«, dachte ich, sagte aber: »Na ja, was will man erwarten, wenn die Band Hellboy Shoutman and the Screamteam heißt?«
Marc nickte wie ein Oberstudienrat: »Ist auch nicht so meine Musik.«
»Meine auch nicht. Ich war wegen der Vorband hier, Arschexplosion .«
Marc mit C bekam einen Lachanfall.
»Ich bin auch zufällig hier gelandet. War vorher auf einem Junggesellenabend, hab aber die anderen verloren.«
Nun bekam ich einen Lachanfall und brüllte: »Der war wirklich nicht schlecht!«
Marc mit C wurde so ernsthaft, wie sie eben so werden können: »Ey, lach nicht, ich heirate Donnerstag.«
Ich sah mich kurz nach den KGB-Agenten um. »Wozu das denn?«, wollte ich wissen.
Marc nahm einen »Kleinen Feigling« aus seiner Jackentasche, Beweisstück Nr. 1. Ich griff zu.
»Na ja, dann ist der 9. 9. 99. Meine Freundin findet das romantisch, und es lässt sich leicht merken.«
»Wo is’n deine Stripperin?«, fragte ich lallend.
»Oh, die musste um halb zehn weg. Die hatte noch einen Anschlusstermin. Außerdem ist das ja auch abgeschmackt. Warum sollte ich sechs Tage vor der Hochzeit … also, ich meine …«
»Weil’s danach nicht mehr geht«, erläuterte ich. »Weil, dann ist das Ehebruch, und man streitet sich ein Leben lang darum, wer die Doppelhaushälfte kriegt.«
Marc sah mich prüfend an.
»Okay, sagen wir mal so: Die Stripperin war nicht mein Typ. Der Ulf hat das Geld für die gesammelt, und der war noch nie gut im Organisieren …«
»Was ’n dein Typ?«, hakte ich nach.
»Russische Zigeunerbräute, die auf Arschexplosion stehen«, zirzte Marc mit C.
Ich muss zugeben, dass ich ab zwei Promille aufwärts durchaus auf Typen stehe, die gut zusammenfassen können. Wir gingen zu Marc. Er lebte in einer Jungs-WG , die ich eher einem Mark mit K zugetraut hätte. Die Küche erkannte ich am Katzenklo und an dem sich unter schmutzigem Geschirr biegenden Tisch.
In Marcs Zimmer funktionierte die Deckenleuchte nicht. Noch bevor er die Nachttischlampe anknipste, wusste ich bereits, was mich erwartete: Futon-Bett, gefährliches Reservoir-Dogs -Poster, Ikea-Bettwäsche von Mutti, Boxer-Shorts, Durex-Kondom. Ich bekam nicht alles in dieser Reihenfolge zu sehen, denn das obligatorische Tarantino-Plakat hing nicht an der Wand, sondern an der Decke. Ob es Marcs Freundin stimulierte? Schrie sie beim missionarisch ausgeführten Akt: »Mister Pink, Mister Pink!«, und machte das wiederum Marc scharf ? Wäre es nicht einfacher und auch intimer, wenn Marc beim Sex einfach selbst einen Anzug und eine Sonnenbrille trüge?
Wessen Fetisch auch immer hier bedient wurde, meiner war es nicht.
Als Marc laut und ein Ende signalisierend aufstöhnte, zog ich das Fazit, dass das Poster doch eher
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