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Nicht lecker, aber Weltrekord

Nicht lecker, aber Weltrekord

Titel: Nicht lecker, aber Weltrekord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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das geht. Danke.«
    Aber er kam nicht dazu. Obwohl es erst zehn Uhr morgens war, strahlte uns der Designermensch im Türrahmen an und überrumpelte uns mit den Worten:
    »Hallo, das ist ja schön, dass ihr mal vorbeischaut. Wollt ihr einen Kaffee?«
    André erlag dem Lampenfieber, quetschte noch: »Milch, danke«, hervor, wurde aber von dem tapferen Claudius übertönt, der dem Designer drohend zuraunte: »Wir kommen in Frieden.«
    »Haha, witzig, ja. Ach, kommt doch erst einmal rein. Passt auf, der Flur ist noch nicht ganz fertig.«
    Wir schauten uns verunsichert um. Noch nie hatte einer von uns einen Flur erblickt, der so fertig war wie eben jener. Wir bedeckten die Augen, um nicht vom leuchtenden Weiß der Wände geblendet zu werden. Der Boden war so tückisch eben, dass wir fast auf ihm ausglitten.
    »Was um Gottes willen ist das?«, schrie Martin auf, als er einen monströsen Gegenstand erblickte, der wachend in der Ecke stand.
    Der Designer wurde unsicher. Verstört stellte er eine Gegenfrage: »Äh, eine Parkettschleifmaschine?«
    Olli, unser Technikfreak, trat einen Schritt näher an das Ungetüm heran und tätschelte vorsichtig dessen Rumpf.
    »Und was macht man damit?«, wollte er von unserem Gastgeber wissen.
    Der verstrickte sich zusehends in Widersprüche: »Parkett schleifen. Also, das machen wir damit. Beziehungsweise meine Mitbewohnerin, die Marlies, die macht das.«
    Wir nickten betreten. Mit Frauenopfern kannten wir uns aus. Vielleicht waren die Designer gar nicht so anders als wir.
    Eines ihrer Weibchen streckte den Kopf aus einer Tür heraus (sie hatten an jedem Zimmer eine): »Oh,das ist aber nett, dass ihr uns besuchen kommt. Ich bin die Wanda. Schade, die beiden anderen sind schon im Büro.«
    Stumm starrte unser Stamm auf André. Auch er konnte den Satz nicht übersetzen. Wieso nur zwei andere, und was war ein Büro?
    Wir wurden in eine Küche geleitet, die nur wenige Quadratmeter größer wirkte als unser Modell drei Stockwerke höher.
    »Die machen das beruflich, Dinge einräumen. Kein Wunder, dass man hier zu acht am Tisch sitzen kann«, zischte Claudius mir zu.
    »Ich bin übrigens Sören«, sagte der Designerbub, und wir atmeten erleichtert auf. Auch in ihrem Volk wurden Vornamen vergeben, keine Nummern. Fasziniert beobachteten wir, wie Sören in Lichtgeschwindigkeit aus einer Handvoll Kaffeebohnen ein aromatisches Getränk herstellte. Als er selber trank, versuchten auch wir von der Mixtur. Sie hatte nichts mit dem gemein, was wir aus unserer Heimat kannten.
    »Lecker«, entfuhr es André, »sehr lecker.«
    Es war Olli, der die gemütliche Schweigsamkeit unterbrach, indem er sich vor Sören auf den Boden warf und wimmerte: »Bitte, bitte, nehmt mich auf, ich bringe auch das Altglas runter. Sie halten mich da oben gefangen und lassen mich im Tanga spülen, bloß weil ich mein Grundstudium abgeschlossen habe! Habt Erbarmen, bitte!«
    Und die Designer lachten. Unverkrampft und herzlich. Schließlich meinte Wanda: »Ihr seid ja eine lustigeTruppe. Seid ihr alle ausgelernte Schauspieler, oder ist das nur so ein Hobby von euch? Ist ja auch schwierig mit freier Kunst heutzutage.«
    Es lag an mir, ein Machtwort zu sprechen: »Nun ja, wir kommen damit ganz gut über die Runden. Kunst ist unser Leben.«
    André ergänzte: »Ja, wir sind alle sehr künstlerisch tätig. Wenn überhaupt.«
    Und Claudius fügte hinzu: »Wir sind ein Gesamtkunstwerk. Zusammen mit unserer Wohnung.« Und berauscht von seinem ersten, echten Kaffee fügte er hinzu: »Kommt doch einfach mal vorbei.«
    Er packte Olli am Schlafittchen und erklärte den Besuch so offiziell für beendet. André erwähnte überflüssigerweise, dass wir unsere Eier vor Donnerstag nicht wieder bräuchten, aber da lachten die Designer schon wieder.
    Als wir zurück in unserer Wohnung waren, beschloss Claudius einstimmig, dass Olli ausziehen müsse. Oder wenigstens in das David-Hasselhoff-Zimmer verbannt werden sollte.
    »Wieso, ey, du hast die doch zu uns eingeladen«, verteidigte sich Olli, aber wir alle lachten ihn aus.
    »Die kommen doch niemals hier hin. Das trauen die sich nicht.«
    Nur Martin orakelte: »Vielleicht doch. Könnte sein, dass sie ihre Parkettschleifmaschine vermissen und ihre Schlüsse ziehen.«
    Wenige Tage später hatten die Designer tatsächlich eins und eins zusammengezählt. Wir hatten jedoch keineZeit verloren und uns auf ihren Gegenangriff vorbereitet. Wir wollten nicht wie die Dorftrottel dastehen und hatten die Wohnung

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