Nicht mein Märchen (Aktionspreis zum Start von Buch 2 am 13.10.) (German Edition)
überrascht.
„Ich will ja nicht unhöflich sein,“ begann ich das Gespräch, „aber hast du kein Leben? Du kannst doch unmöglich den ganzen Tag dein Skype beobachten.“ Das Video erschien und zeigte ihn, wie er in seiner Küche saß und etwas kaute, das wie eine Möhre aussah. Vom Winkel des Videos, mutmaßte ich, dass er diesmal an seinem Laptop saß.
Er grinste über meinen Kommentar. „Nö, kein Leben. Ich trainiere nur und bräune mich. Ich nehme an, du bist beschäftigt?“
„Eigentlich war ich gerade kurz davor, dich anzurufen.“
„Ach ja?“
„Ja, hast du ne Minute Zeit?“
Er seufzte. „Wenn’s sein muss. Obwohl ich Angst habe, dass mir dann die Bräune abbröckelt.“ Er rieb sich über den Arm. „Was gibt’s?“
„Nun…“
Diese blauen Augen durchsuchten mein Gesicht. Er legte seine Möhre weg.
„Es ist eine längere Geschichte.“
„Ehrlich gesagt habe ich genug Zeit, wenn du sie brauchst.“
„Eine ziemlich persönliche Geschichte.“
„Okay.“
„Abgesehen davon, dass deine Eltern sie bereits kennen.“
„Meine Eltern?“
Ich begrub das Gesicht für einen Moment in meinen Händen. „Okay, also… vor zehn Jahren war ich diejenige, die Chris ins Gefängnis geschickt hat.“
Er blinzelte. „Wegen Drogen.“
„Wegen dem, was er getan hat, während er auf Drogen war.“
„Was hat er getan?“
Ich fummelte an meinem Stift rum. „Er hat durch die Steroide eine Art Tobsuchtsanfall bekommen und mich attackiert.“
„Vor zehn Jahren warst du noch ein kleines Kind.“
„Ja.“
„Ist das der Grund, dass du eine Schussnarbe am Bein hast?“
„Das hast du erkannt, nicht wahr?“
„Heilige Sch…“ Er lehnte sich zurück. „Ich hatte ja keine Ahnung. Keine Ahnung.“
„Naja, mein Name wurde aus den öffentlichen Dokumenten raus gehalten, weil ich erst elf war, weißt du. Aber da deine Eltern für den Staatsanwalt gearbeitet haben, wussten sie das wohl. Und da sie auch die Winters kannten…“
„Sie haben nie ein Wort darüber verloren. War das, als Chris noch zur High School gegangen ist?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nachdem er runtergeflogen war.“
„Oh, ich wusste nicht, dass er runtergeflogen ist. Ich nehme mal an, deswegen wissen Jen und Steve auch nichts von der Sache. Also du sagtest Chris war im Gefängnis? Ist er das nicht mehr?“
„Hab ich neulich erst erfahren. Und ich glaube, dass er draußen ist, hat etwas mit den eingeschmissenen Fenstern an meinem Haus zu tun.“
„Aber ich dachte, das wäre ein Fan gewesen.“
„Ich auch, aber die Sache ist, dass die Fenster meine Mutter ebenfalls eingeworfen wurden. Ich habe die beiden Vorfälle nicht miteinander verbunden, weil sie ein Verhältnis mit jemandem hatte, den sie übers Internet kennengelernt hat und irgendwie habe ich da voreilige Schlüsse gezogen. Aber einer der Reporter, von denen aus meinem Vorgarten, hat mir erzählt, dass da ein Typ regelmäßig an meinem Haus vorbeifuhr. Ich habe mir dabei nichts gedacht, weil… nun ja, es ist zehn Jahre her und ich dachte Chris wäre immer noch im Gefängnis. Ich dachte, der Reporter wollte mich nur dazu kriegen mit ihm über dich zu reden.“
„Denkst du wirklich, dein Bruder würde wieder versuchen dir nachzustellen?“
„Ehm, ja. Beth kam um mich zu warnen. Sie hat mich auf der Arbeit besucht – obwohl ich nicht glaube, dass sie möchte, dass jemand das weiß.“
„Wer war der Pap?“
„He?“
„Der Paparazzi. Ich frag mich, ob er ein Foto gemacht hat.“
„Ich weiß nicht. War ein kleiner, blonder Typ.“
„Ich werde Dave mal drauf ansetzen. Ich kann nicht glauben, dass ich mal mit Chris rumgehangen habe, du musst denken ich bin der oberflächlichste-“
„Nun ja ich gehe davon aus, dass du nie was mit seinen Drogen-Exzessen oder ähnlichem zu tun hattest.“
„Nein. Natürlich nicht. Ich nehme keine Drogen. Noch nie getan.“
„Also hör zu, ich will eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirken, aber das ist alles ne Nummer zu groß für mich hier. Ich kann mir keinen Anwalt leisten, also-“
„Ich kann meine Eltern anrufen, wenn das für dich okay ist?“
„Denkst du, sie könnten mir jemanden empfehlen?“
„Ja, die können dir auf jeden Fall mehr helfen als ich es kann. Ich hab von diesen Dingen keine Ahnung.“
„ Danke .“
„Wofür? Dass ich mit meinen Eltern verwandt bin? Da hatte ich nun wirklich keine Wahl.“
„Dafür, dass für mich mit ihnen redest.“
„Aber klar doch. Gibt mir ne
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