Nicht mein Märchen (Aktionspreis zum Start von Buch 2 am 13.10.) (German Edition)
Doug.
„Allerdings nicht.“ Er übersprang ein paar Seiten, las an einer anderen Stelle weiter, überschlug dann den gesamten Stapel Papiere und las die letzte Seite. „Die Anklage lautete auf versuchten Mord. Wieso haben sie das nicht durchbekommen?“
„Sie hat sich zu schnell wieder erholt,“ sagte Doug. „Und die Winters haben Unsummen für ihre Anwälte ausgegeben.“
„Gab es jemals ein Zivilrechtsverfahren? Über eine Entschädigungssumme?“
„Chris hatte wahrscheinlich kein eigenes Geld oder Vermögen, nehme ich mal an,“ sagte Doug.
„Sind wir deswegen nicht mehr wegen unserer Zähne zu Dr. Winters gegangen?“
„Nein, wir haben aufgehört dorthin zu gehen, als ich herausgefunden habe, dass Dr. Winters seine Frau betrügt. Habe es danach schwierig gefunden, ihm in die Augen zu sehen.“
„Whoa, warte mal.“ Steve las sich einen Eintrag nochmals durch und bedeckte seine Augen für einen Moment. „Entschuldigung. Chloe, ich hatte ja keine Ahnung.“
„Gut,“ sagte ich. „Ich möchte nicht für den Rest meines Lebens als das Mädchen bekannt sein, das all dies durchgemacht hat.“
„Kann ich verstehen.“
Doug klopfte mir auf die Schulter. „Danke, dass du uns das tun lässt.“
„Ihr dankt mir ?“
„Wenn du mal Kinder hast,“ sagte Steve, „wirst du das verstehen können. Ich kann das hier nicht lesen und dir dann nicht helfen Chloe.“
„Genau.“
Ich dachte zurück an die Reaktion meiner Mutter. Sie hatte viel geweint, aber nicht versucht, etwas dagegen zu unternehmen. Genau genommen hatte sie sich einfach eine Woche lang betrunken. Wann immer wir darüber redeten, was wir sowieso nur äußerst selten taten, bekam sie immer nur diese weit aufgerissenen Augen wie sie sie an dem Abend hatte, an dem ihre Fenster eingeworfen wurden. Sie tat als wäre all das ihr passiert und nicht mir, und das brachte mich innerlich immer noch zur Weißglut.
„Okay, Kidnapping-“ Steve schrieb dies schnell auf einem Notizblock „Angriff mit einer tödlichen Waffe, Körperverletzung, grob fahrlässige Gefährdung einer Minderjährigen… und wir fügen die Tatsache hinzu, dass es zehn Jahre her ist und es Beweise dafür gibt, dass er sie immer noch nicht in Ruhe lässt.“
„Richtig, gut,“ sagte Doug.
Die beiden waren voll in ihrem Element, und ich hatte recht gehabt – ich hatte keine Ahnung was ich tat, als ich die Dokumente ausarbeitete, die ich brauchen würde.
„I ch fühl mich schuldig,“ teilte ich an diesem Abend Jason über Skype mit. „Die machen so viel für mich.“ Ich saß auf dem Boden in unserem Wohnzimmer mit meinem Notizblock und meinem Biologiebuch vor mir.
„Chloe, als ich meinem Vater gesagt habe, dass Chris aus dem Knast raus ist, hat er geflucht. Er flucht nie. Nie. Wenn meine Vater sehr sauer ist, klingt er so: ‘Sohn, ich bin sehr enttäuscht von dir. Ich wünschte, du würdest dir einen Moment Zeit nehmen um darüber nachzudenken was du getan hast.‘“ Jason klopfte auf den Tisch vor sich, wie ein geduldiger Kindergärtner. „Wenn ich sein neues Auto zu Schrott gefahren hätte, wäre das der Vortrag, den ich bekommen hätte. Nicht, dass ich jemals… naja, lass uns darüber jetzt nicht reden.“
Ich grinste ihn an und fuhr fort, mein Diagramm einer Zellmembrane zu zeichnen.
„Weiß Matthew Bescheid?“
„Nein, er ist noch bis nächste Woche in Texas und ich möchte dieses Gespräch mit ihm nicht übers Telefon führen.“
„Lori?“
„Ich hab ihr genug erzählt um sie überzeugen zu können, dass es besser ist, wenn sie die nächste Zeit bei Charles wohnt, aber irgendwann will sie bestimmt mehr von mir wissen.“
„Das wird bestimmt hart.“
„Ich hatte nur Glück, dass deine Familie schon Bescheid wusste. Und dass die so unfassbar und fantastisch großzügig sind.“
„Ja, sie sind sehr nett, aber was die pro bono – Stunden angeht hat meine Vater nicht gelogen, die fehlen ihm wirklich noch. Und hey – außerdem hast du ihnen heute den Kaffee spendiert.“
„Ja, mehr als Kaffee haben die ja auch nicht bestellt!“
„Lass Leute ruhig nett zu dir sein. Eines Tages wirst du Kriminalfälle lösen, Menschenleben retten und fiese Typen ins Gefängnis bringen. Dein Karma wird das mehr als ausgleichen.“
„Aber-“
Jemand klopfte an die Haustür.
„Warte kurz,“ sagte ich. Ich stand auf und öffnete die Tür. Matthew stand auf der Schwelle, ein Bündel Papiere in der Hand. „Matthew! Hey!“ Ich umarmte ihn.
„Hast du
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