Nicht mein Märchen (Aktionspreis zum Start von Buch 2 am 13.10.) (German Edition)
‘nen Moment Zeit?“
„Ja klar, komm rein.“
„Ich ruf später nochmal an,“ sagte Jason von meinem Netbook aus.
„Ist das Jason?“ fragte Matthew.
„Ja, er und ich reden gerade über-“
Matthew ging um mein Netbook herum, kniete nieder und hielt den Stapel Papiere in die Kamera.
„Ist das ne Vorladung?“ fragte Jason. „Du musst Matthew sein. Chloe redet echt oft von dir.“
Matthew atmete ein paar Mal tief durch. Seine Fingerknöchel waren weiß und seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst.
In diesem Moment begriff ich, dass er wütend war. Ich hatte ihn schon sauer erlebt, aber das hier war eine Spur extremer.
„Ich sollte auflegen,“ sagte Jason.
„Wir hatten eine Internet-Hausaufgabe für Medienkunde,“ sagte Matthew.
„Redest du mit mir oder ihr?“
„Ich hatte mich entschieden, das Netz nach Sachen von dir zu durchsuchen.“
„Über wen?“ fragte ich. „Ihn oder mich?“
„Ich rede über ihn. Das hier solltest du dir echt durchlesen, Chloe.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mich interessieren würde.“
„Ehm, ja. Wenn du über irgendwas reden willst, Chloe,“ sagte Jason, „können wir das gerne tun. Du kannst mich alles fragen.“
„Zum Beispiel nach der Sex-Party, die du in deiner Villa gehalten hast?“
„Ja, nach solchen Sachen. Also, ich leg jetzt auf, ok?“ Von meinem Netbook ertönte der Ton, dass die Leitung unterbrochen wurde.
„Matthew?“ Ich hatte noch nie erlebt, dass er jemandem gegenüber die Stimme erhob oder Anschuldigungen von sich gab. Er war der ruhigste, introvertierteste Typ den ich kannte.
„Das war nur der Anfang.“
„Okay.“
„Er ist ein Mistkerl. Wenn du was mit dem anfängst-“
„Was? Warte mal. Ich bin an nichts dergleichen interessiert.“
„Nachdem du das hier gelesen hast, wirst du nicht mal mehr mit ihm reden wollen. Er nutzt Leute ständig aus. Die Sache, dass er dich dauernd anruft? Das ist wahrscheinlich nur ein Spiel für ihn, um zu sehen ob er eine weitere Kerbe in seinen Bettpfosten schnitzen kann.“
Ich setzte mich auf die Couch. „Diese Woche ist einiges passiert. Er macht gerade das ziemliche Gegenteil von ausnutzen. Ich schulde ihm was – nicht dass ich mich… du weißt schon…“ Ich nickte in Richtung des Stapels Papiere, „mich irgendwas von dem da drin aussetzen würde.“
„Er wurde wegen Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen angeklagt. Hast du viele Freunde, die das von sich behaupten können?“
„Du weißt, dass die Medien nicht immer 100-prozentig genau sind.“
„Ja, du kannst gerne meine Nachforschungen durchlesen.“
„Okay. Kann ich dir von diesem Wochenende erzählen? Ich muss das nämlich wirklich loswerden.“
„Ja.“ Matthew legte die Papier beiseite. „Natürlich.“ Er drehte sich zu mir.
Ich erzählte ihm die ganze Geschichte, ich begann bei Beths Besuch und endete mit Doug und Steve, wie sie Beweise für die einstweilige Verfügung sammelten. „Ich muss Lori noch mehr darüber verraten. Ich muss umziehen, damit habe ich eh schon zu lange gewartet.“
„Was hat dein Bruder dir denn vor zehn Jahren angetan?“
„Ehm, er hat ein paar Mal auf mich geschossen…“
„Du solltest bei irgendwem übernachten. Heute schon. Du hast recht, du solltest nicht hier sein.“
„Ich würde denjenigen aber in Gefahr bringen.“
„Denkst du, er würde dich finden?“
„Ich hab ein ziemlich auffälliges Auto.“
„Oh, stimmt. Also bleib bei jemandem, der nicht hier in der Gegend wohnt. Ich kann dich von dort auch zur Uni fahren wenn du willst.“
„Ich würd’s aber hassen mich auf andere Leute verlassen zu müssen, mir mit meinen Problemen zu helfen.“
„Chloe, es ist ja nicht so, als wäre irgendwas davon deine Schuld. Du hast einen psychopathischen Verwandten. Das wird dir schon keiner vorhalten.“
„Ich denke, ich könnte Val fragen ob ich erstmal bei ihr bleiben kann.“ Val war eine Archäologie-Master Studentin, für die ich einige Arbeit gemacht hatte. Sie wohnte weit draußen in der Four Hills Gegend und war gerade mit ihrer Feldforschung beschäftigt, also stand ihr Apartment leer.
„Ja, mach das.“ Er reichte mir den Haufen Papiere. „Nimm die. Und lies sie. Ach, und übrigens – es ist schön, dich wieder zu sehen.“
„Dich auch.“
Er legte die Arme um mich für eine weitere Umarmung.
Ich drückte ihn zurück und versuchte zu beurteilen, ob es eine freundschaftliche Umarmung war, oder mehr.
Aber er ließ mich
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