Nicht mein Märchen (spezieller Festtags-Preis) (German Edition)
Versicherungsgesellschaft an und danach die Polizei, allerdings nicht den Notruf. „Ich will eine Anzeige machen,“ sagte ich der Frau am anderen Ende. „Jemand hat mein Auto mutwillig beschädigt.“
„Wissen sie von wem?“
„Nein.“
„Haben sie irgendwelche Feinde, oder-“
„Wissen sie, das ist echt eine blöde Geschichte, aber ich habe kürzlich Bekanntschaft mit Jason Vanderholt gemacht. Wir haben heute Morgen Kaffee zusammen getrunken und, also vielleicht bin ich ja paranoid, aber-“
„Einer seiner Fans hat ihr Auto beschädigt?“
„Ist das ne blöde Theorie?“
„Nein. Ein Streifenwagen sollte jeden Moment bei ihnen vorbei kommen.“
„Danke.“
„Sie kennen also wirklich Jason Vanderholt?“
„Nicht gut.“
„Wie ist der denn so?“
Ich schloss die Augen und wandte mein Gesicht gen Himmel. Die Sonne schien immer noch brüllend heiß auf mich hinunter. Ich hatte eine detailierte Ansicht der Blutgefäße in meinen Augenlidern. „Er ist nett. Wann sagten sie noch gleich wäre der Wagen hier?“
„Sollte jeden Moment da sein.“
Zu meiner Erleichterung bog genau dann ein glänzendes Polizeiauto um die Ecke. „Ach, da ist es ja. Danke!“ Ich legte auf.
„Also, sie haben Verbindung zu berühmten Persönlichkeiten?“ fragte einer der Polizisten noch während er ausstieg.
Ich deutete auf mein Auto. „Ich muss eine Anzeige machen. Ich hab selber nichts gesehen und weiß auch nichts von irgendwelchen Augenzeugen.“
„Name?“
„Chloe Winters.“
„Chloe Winters?“
„Ja.“
Der Polizist nahm seine Sonnenbrille ab und musterte mich. Er war mittleren Alters, mit angegrautem, schwarzem Haar, faltiger Haut und freundlichen, braunen Augen. „Ich bin Officer Baca. Du erinnerst dich wahrscheinlich nicht an mich.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich war damals noch ein Anfänger bei der Polizei. Hab ihnen bei deinem Lufttransport geholfen.“
„Oh. Hi.“
„Wie geht’s dir?“
„Mir geht’s gut.“
Er sah zu meinem Bein herunter. Ich trug einen Rock, also konnte er deutlich die kleine silberne Narbe an meinem Unterschenkel sehen. „Schön zu hören, ich habe ein Tochter in deinem Alter.“
„Oh, Mmhm.“
„Wie lang ist der weggesperrt worden? Der Typ der dir das angetan hat?“
„Maximal fünfundzwanzig Jahre oder so? Da hingen ja mehrere Straftaten dran, aber ich weiß nicht wie lange das im Endeffekt mit guter Führung und so war.“
„Auf jeden Fall nicht lange genug.“ Er fing an auf seinem Notizblock rumzukritzeln. „Okay, bist du die Halterin des Autos?“
Ich nickte.
„Hast du ne Versicherung?“
„Ja, der Abschlepper ist schon unterwegs.“
„Ok, gibt mir nur ne Sekunde um das aufzuschreiben.“ Er sah mich abermals an. „Wirklich gut dich wieder zu sehen. Ich hatte jahrelang Alpträume über diesen Vorfall, aber du siehst klasse aus.“
„Sie haben dir die Reifen aufgeschlitzt?“ Matthew war für den Abend vorbei gekommen, sein letzter Abend in Albuquerque bevor er für ein paar Wochen nach Hause fuhr. Ich hatte gerade die Enchiladas aus dem Backofen genommen, also roch die ganze Küche nach warmen Tortillas, geschmolzenem Käse und grünen Chilis.
„Ich weiß, das ist so bescheuert,“ sagte ich.
„Also, nochmal langsam, Jason Vanderholt-“
„Ist nur kurz vorbeigekommen um sich dafür zu entschuldigen, alte Familiengeschichten ausgegraben zu haben. Mehr war da nicht. Ich hab allen meinen Mitarbeitern erzählt, was mit meinem Auto passiert ist, damit sie alle wissen, dass sie keinem davon erzählen sollen, wer mich besucht hat.“
„Vielleicht sollte er für deine Reifen bezahlen.“
„Ach Quatsch, ich konnte die für zwölf Dollar reparieren lassen. Die waren nicht mal wirklich aufgeschlitzt, die Person hat Nägel oder Schrauben oder sowas benutzt.“
„Aber wenn die Person dir den Lack zerkratzt hätte-“
„Das würde ich ja gar nicht reparieren lassen.“
„Aber… du fährst doch ‘nen Sportwagen.“
„Das ist aber ne längere Geschichte. Dr. Winters hat den für meine Mom geholt, kurz bevor sie Schluss gemacht haben, wahrscheinlich um sich frei zu kaufen. Sie wollte das Auto nicht mehr, aber es fuhr noch, also hat sie es mir gegeben. Ich selbst hätte mir so einen Wagen nie geholt. Und er ist alt. Zehn Jahre alt.“
Matthew saß auf unserem einzigen Barhocker. Das Haus war klein und schlecht designt, und es gab nicht wirklich einen Platz zum Essen, nur ein kleines Stück an der Küchenanrichte mit
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