Nicht mein Märchen (spezieller Festtags-Preis) (German Edition)
Einstellungen des Programms und änderte diese so, dass das Programm nicht jedes Mal startete, sobald der Computer hochfuhr. Ich durfte Jason nicht so viel Aufmerksamkeit zukommen lassen. So nett er auch war, ein so guter Freund war er nun auch nicht.
Dienstagmorgen ging ich zuallererst zum Amtsgericht, mit seinem bogenförmigen blauen Dach. Es war bewölkt an diesem Tag, also hatte die breite Fläche Betons vor den Eingangstüren nicht die übliche Bratpfannen-Hitze. Sobald ich durch die Glastüren trat, musste ich durch einen Sicherheits-Check, als ob ich ein Flugzeug besteigen würde. Ich legte meine Handtasche auf das Fließband und zog meine Schuhe aus. Ich löste trotzdem den Alarm aus und musste nochmal zurück um meinen Gürtel und die Ohrringe abzulegen. Das Ding war echt empfindlich.
Ich brauchte fünf Minuten bis ich mich auf der anderen Seite wieder angezogen hatte. „Wo kann ich mich über einstweilige Verfügungen informieren?“ fragte ich den uniformierten Wachmann.
„Wie man eine beantragt?“
„Ja.“
„Ich denke, da musst du mit einem Justizbeamten reden.“ Er deutete zur anderen Seite der Rotunde auf einen niedrigen Türdurchgang.
„Danke,“ sagte ich. Die Eingangslobby des Gerichtsgebäudes hatte eine riesige, hohe Glaskuppel, welche die Blicke der Besucher magisch anzog. Gewundene Treppen luden die Leute ein, in Richtung der erhaben Dinge zu steigen, die dort in den Kammern der oberen Stockwerke vor sich gingen.
Der Weg zu den Büros der Justizbeamten fühlte sich dagegen an, als würde man in einen Kaninchenbau kriechen. Ich stellte mich in eine Schlange voller Leute mit Kanzlei-Logos auf ihren Polohemden und wartete. Die Beamten waren alle hinter Glasfenstern, wie Bankangestellte. Als ich schließlich an der Reihe war, erklärte ich, was ich wollte. Der Beamte kratzte sich an der Nase, reichte mir ein zusammengeheftetes Päckchen und fragte, „brauchen sie sonst noch etwas?“
„Ich weiß nicht.“
„Also, falls sie noch etwas brauchen, stellen sie sich nochmal an.“
Der Wink mit dem Zaunpfahl entging mir nicht und ich bewegte mich zur Seite um Platz zu machen. Der Inhalt des Päckchens wies mich an, wie ich die beigelegten Dokumente auszufüllen hatte und diese dann bei Gericht einreichte. Es war ein Antrag zum Lücken ausfüllen, wo ich eintrug wer ich war, Chris‘ Namen, was passiert war und warum ich eine einstweilige Verfügung wollte.
Es sah zwar einfach aus, aber ich wusste, dass es das nicht sein würde. Das hier war die Art, wie es Leute ohne Anwälte machten. Chris, sollte er immer noch der Sohn seinen Vaters sein, würde einen Anwalt haben. Ich konnte das hier nicht einfach mit Kugelschreiber ausfüllen und davon ausgehen, gegen den Haufen von professionell getippten Dokumenten zu gewinnen, die als Antwort eingereicht würden.
Denk nach, sagte ich mir. Wie könntest du das hier professioneller wirken lassen? Tja, als erstes müsste ich wohl das Gerichtsverfahren angeben, das Chris damals ins Gefängnis gebracht hatte. Ich hatte keine Ahnung wie ich diese Dokumente finden würde. Ich ging davon aus, dass meine Daten nicht mehr vertraulich waren, da ich nicht mehr minderjährig war, aber genau wusste ich nichts.
Das letzte Mal, dass ich Chris im Gerichtssaal gegenüberstand, war der Staatsanwalt auf meiner Seite, diesmal müsste ich wenigstens einen gemeinnützigen Anwalt engagieren. Die Schlange vor den Justizbeamten war allerdings noch länger geworden und reichte bis zur Tür hinaus, außerdem wurden die Parkgebühren für mein Auto auf der anderen Straßenseite halbstündlich berechnet. Ich entschied mich zu Hause eine Internet-Suche zu starten. Erst aber hatte ich Vorlesung.
Diesen Abend tippte ich „Rechtshilfe“ bei Google ein und fand heraus, dass sich das Amt in New Mexico in erster Linie mit Wohnungsbau-Problemen beschäftigte. Ich glaubte nicht, dass sie dabei auch an Vandalismus dachten. Ich zermarterte mir das Hirn nach anderen Möglichkeiten. Die Suche nach „gemeinnütziger Anwalt“ brachte eine Reihe von Namen hervor, aber wie würde ich wissen, ob die Leute auch was auf dem Kasten hatten?
Mein Blick glitt zu dem Skype-Symbol in der rechten unteren Ecke meines Bildschirms. Es war eine Woche her. Vielleicht würde Jason mich anrufen, wenn ich mich einloggte.
Und was würde ich dann machen? Er würde es bestimmt nicht wollen, da mit reingezogen zu werden. Die Person, mit der ich wirklich reden wollte war seine Mutter,
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