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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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wunderschöne, smaragdfarbene Nuance, die ich zuvor in zwei glänzenden Pupillen hatte bewundern dürfen, sondern ein eher blasser Ton, der sich über Gesicht und Hände zog. Es war auch nicht das Grün, mit dem sich Touristen auf hoher See gern schmückten und das sich lediglich als Schleier über den Grundton der Haut zog. Nein, dieses Grün war dafür viel zu gleichmäßig. Es war überall auf seiner Haut, bis hin zu den Wurzeln der kurz geschnittenen, dunklen Haare, die erst über einer äußerst hohen Stirn zu sprießen begannen.
    Das war nicht alles. Zwar lag ich auf dem Boden und daher sah jeder, der auf mich herab starrte, groß aus, dennoch schätzte ich, dass die aufgestylten Haarspitzen des Typen mir allerhöchstens bis zur Brust gingen.
    Während ich ihn anstarrte und meine Zunge zu klumpen begann, sprach der grüne Mann mich direkt an.
    »Sie wissen, dass Sie noch nicht über die Firma versichert sind, weil Sie den Arbeitsvertrag noch nicht unterschrieben haben?«
    Er begann zu schwanken, immer stärker, als wollte er einen skurrilen Tanz aufführen, der zu seinem Äußeren passte. Dann begriff ich, dass nicht nur er sich bewegte, sondern auch mein Retter und der Boden, auf dem ich lag. Ich stöhnte und schloss die Augen wieder.
     
    Als ich zum zweiten Mal aufwachte, vermisste ich meinen sternäugigen Retter. Das Gesicht, das mich besorgt betrachtete, war weiblich. Ängstlich starrte ich zurück, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches erkennen. Die Frau hatte freundliche haselnussbraune Augen, die jede Aufmerksamkeit von ihrem leichten Überbiss ablenkten. Sie wirkte schmal und zierlich, was durch den strengen, ebenholzfarbenen Haarknoten noch betont wurde. Mir fielen ihre gepflegten Hände mit den perfekt lackierten Nägeln auf. Sie erinnerten mich an die einer Statue, glatt und gerade.
    »Nala di Lorentio?«
    Sie sprach meinen Namen zwar falsch, aber in einem süßen Singsang aus, der ihn wichtig und exotisch klingen ließ. Das gefiel mir und ich ließ das Echo einige Male im Kopf nachhallen. Dann versuchte ich, etwas zu erwidern. Meine Zunge war noch da, nur klebte sie so fest am Gaumen, dass ein schmatzendes Geräusch ertönte, als ich sie bewegte.
    »Zo. Di Lorenzo«, murmelte ich.
    »Ich bin Stacey Enn«, sagte sie. Ich hatte es bereits geahnt. »Der Zwischenfall tut mir sehr leid. Das ist noch nie vorher passiert.« Sie sah zerknirscht drein.
    Im ersten Augenblick dachte ich, dass sie sich für das Auftauchen des Grünhäutigen entschuldigte. Doch als sie auf mein Auge deutete, verstand ich, was sie meinte. Vorsichtig tastete ich, blinzelte mehrere Male und atmete auf. Ich war okay. Da waren keine Schmerzen, nicht einmal ein Brennen. Als Stacey lächelte, sich herabbeugte und an ihrer Strumpfhose zupfte, die ebenso tadellos saß wie ihr Bleistiftrock, begriff ich, dass ich nicht mehr auf dem Boden lag. Ich saß auf einem Stuhl.
    Selbst das verwirrte mich momentan.
    »Wer war das?« Ich wusste selbst nicht, wen ich meinte, weil mir noch zu viel durch den Kopf raste. Erst der Killerkäfer, anschließend der Mann meiner Träume, dann das grüne Etwas. Auch wenn ein erster Arbeitstag immer mit neuen Erfahrungen verbunden sein sollte, so war das zu viel für mich. Letztlich musste es eine logische Erklärung geben. Vielleicht betrieb ABM ja Marketing für Karnevalsartikel?
    Stacey lächelte. »Der Prokurist.«
    »Der Prokurist«, wiederholte ich und ärgerte mich im selben Moment darüber, weil es dämlich klang.
    Stacey fasste mein Kinn und drückte meinen Kopf vorsichtig zurück. Ihre Finger waren kühl und weich.
    »Ich sehe nach, ob du eine Wunde am Kopf hast. Wenn es dir gut geht, möchte der Prokurist dich sehen. Ist dir schwindlig oder übel?«
    Ich überlegte kurz, hob erst die Arme und ließ sie wieder fallen, dann bewegte ich den Kopf von einer Seite zur anderen. Gut, meine Schläfen wummerten ein wenig, davon abgesehen schien ich unversehrt zu sein. Welche Symptome zeigten sich eigentlich bei einer Gehirnerschütterung?
    »Nein. Scheint alles zu funktionieren«, murmelte ich. »Aber vielleicht sollte ich doch zu einem Arzt gehen.« Das brachte mich auf einen Gedanken. Panisch riss ich eine Hand hoch und tastete vorsichtig über den unteren Wimpernkranz meines Sorgenkindes. »Was macht mein Auge?«
    Als ich dieses Mal aufgewacht war, hatte ich beide Augen aufgeschlagen. Bei der Erinnerung daran spürte ich ein leichtes Brennen.
    Staceys Gesicht wurde vor mir größer und größer. Dann stoppte

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