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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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Unterlagen und wühlte darin herum.
    »Di Lorenzo. Nala di Lorenzo«, sagte ich hilfsbereit, während ich mich bemühte, die Gänsehaut zu ignorieren, die sich auf meinen Armen gebildet hatte. Stattdessen versuchte ich, die Haut des Prokuristen möglichst unauffällig anzustarren. Gab es da einen Schminkrand? Die Farbe wirkte echt, sie war gleichmäßig. Zu gleichmäßig, um aufgesprüht zu sein. Gab es eine medizinische Erklärung und der Prokurist litt unter einer seltenen Krankheit, die das Wachstum verzögerte, dafür die Haut in ein frühlingshaftes Leuchten tauchte?
    »Richtig«, knarrte er und riss mich aus meinen Überlegungen. Zum ersten Mal kreuzten sich unsere Blicke und er zögerte. Er schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich aber anders, zog ein Dokument aus den Untiefen der Papierflut hervor, hielt es in die Höhe und studierte es eingehend.
    Er hatte nur vier Finger an jeder Hand.
    Ich erlitt einen Hustenanfall. Verzweifelt presste ich eine Faust vor den Mund und versuchte, gleichzeitig Luft zu holen und das abzuhusten, was sich mein Körper einbildete, loswerden zu müssen. Als ich mich beruhigt hatte und aufblickte, schwammen meine Augen in Tränen. Trotzdem blieb mir die Missbilligung des Mannes nicht verborgen.
    »Frau di Lorenzo, wir haben uns sehr über Ihre Bewerbung gefreut«, ignorierte er den kleinen Zwischenfall. Die Runzeln auf seiner Stirn verschwanden eine nach der anderen.
    Ich fand es faszinierend, wie er es bewerkstelligte, gleichzeitig schrill und monoton zu klingen. Ich fixierte seinen Kehlkopf. Der war normal groß.
    »Vielen Dank«, brachte ich heraus und entschied, zu verschweigen, dass ich keine geschickt hatte.
    Er presste die Lippen zusammen, als hätte ich nicht wagen dürfen, ihn zu unterbrechen.
    »Ich habe mir Ihr Zeugnis angesehen und denke, Ihr Profil und unsere Anforderungen passen zusammen.«
    Gut, dass er darauf zu sprechen kam, denn ich hatte keine Ahnung, wie diese Anforderungen aussahen. Geschweige denn, als was man mich überhaupt einstellen wollte.
    »Wie sind die Teilbereiche meiner Tätigkeit denn gestaffelt?«, erkundigte ich mich und war stolz. Die Formulierung war so vage, dass sie schon wieder wichtig klang. Ich hoffte, sowohl amüsiert als auch höflich zu klingen. Was für ein Spiel sie hier mit mir spielten, ich war gewappnet.
    Abrupt hob er seinen Kopf und sah mich an – streng wie meine Oma, wenn ich etwas tat, was ihr nicht gefiel. Welchen Fettnapf hatte ich nun schon wieder erwischt? Ich wurde unruhig und schlug die Beine übereinander, um sie augenblicklich wieder zu entknoten. Beinahe hätte ich nach Staceys Hand gegriffen. Glücklicherweise antwortete der Prokurist rechtzeitig.
    »Von Teilbereichen kann da keine Rede sein, Frau di Lorenzo.«
    Nicht?
    Ich nickte. »Natürlich.«
    »Ihre Aufgabe besteht allein darin, die Krankmeldungen zu überprüfen. Wie, das bleibt Ihnen überlassen.«
    »Ich verstehe.«
    Innerlich schlug meine Kinnlade mit viel Schwung auf dem Boden auf. Ich sollte was tun?
    »Natürlich werden Sie sich an einen zeitlichen Rahmen halten müssen. Ihre Arbeitszeit endet frühestens um 18 Uhr. Wir fangen morgens um neun an, machen eine halbe Stunde Pause am Mittag und dazu Bildschirmpausen für diejenigen, die durchgehend am Computer arbeiten. Natürlich können diese Erholungsintervalle nicht länger als zwei Minuten dauern, weil die Einbußen für das Unternehmen sonst nicht tragbar wären. Arbeitskraft ist Kapital.«
    »Natürlich.« Ich wählte die Roboternummer und nickte mit dem Kopf.
    Das gefiel ihm sichtlich.
    »Ich lasse Ihnen die Listen der derzeit Krankgemeldeten zukommen und Stacey wird Sie mit allem anderen vertraut machen. Da Sie ja nun verspätet anfangen, legen wir Sie einfach in die Abendschicht.«
    Ich schluckte. Abendschicht. Und die Gegenwart von Stacey, die Frau mit dem höchst merkwürdigen Kostüm. Oder Körperbau. Ich wollte mein Bett, einen Arzt und einen riesengroßen Schokomuffin.
    Der Prokurist schien mit mir fertig zu sein. »Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen ersten Arbeitstag hier bei ABM.«
    Er stand auf und streckte mir eine Hand entgegen.
    Automatisch sprang ich ebenfalls auf, griff danach und wurde rot. Er war so klein. Ich verlagerte mein Gewicht komplett auf ein Bein und versuchte, den Größenunterschied auszugleichen, indem ich in der Hüfte einknickte. »Vielen Dank. Eine Frage hätte ich noch. Mein Vertrag …?«
    Er zog seine Hand so schnell zurück, als hätte er sich

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