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Nicht ohne meinen Mops

Nicht ohne meinen Mops

Titel: Nicht ohne meinen Mops Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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durch die Stringtangas wühle, stelle ich mir vor, wie Marc auf Mellys Still-BHs reagiert. Wahrscheinlich fällt der kleine Marc, der angeblich nur steif wird, wenn er Seide, Strapse oder kneifende Spitzen sieht, sofort in sich zusammen. Männer wie Marc müssen Strings erfunden haben – und BH’s mit Bügeln. Nichts kneift mehr … ein Hoch auf Feinripp! Okay, nicht sehr sexy, ich weiß. Also wähle ich den zartblauen BH und das dazu passende Höschen. Die sind immerhin so geschnitten, dass sie mich nicht sofort ins Fleisch und die nicht vorhandenen Brüste schneiden. Haare bürsten. Gloss auftragen und eine ordentliche Portion vom jämmerlichen Rest meines Parfums. Schon ist es Zeit, der Doc hat Tanja-Spezial-Sprechstunde. Ein Grinsen zur Tiffanydame, ein Nasenstüber für Earl, und tschüss!
    Vor Arnes Tür staune ich nicht schlecht: Die Bärchenmatte ist verschwunden und hat einem schlichten, schwarzen Schuhabtreter Platz gemacht. Der Teppich ist dermaßen schlicht, der muss ein kleines Vermögen gekostet haben. Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, als ich ihn mit meinen Hausschuhen betrete. Aber nur fast, denn einer der Vorteile, wenn der Lover im selben Haus wohnt, ist, dass frau nicht mit dreckigen Schuhen kommen muss (einer der Nachteile: Pumps, die das Bein strecken und automatisch für optisch drei Kilo weniger Hüftgold sorgen, wirken albern). Als ich eben klingeln will, macht Arne auf.
    »Ich hab schon auf dich gewartet«, ruft er.
    Nanu? Hängt der etwa hinter dem Spion und harrt seiner Angebeteten?
    »Moment bitte, geh schon mal rein!« Arne schießt an mir vorbei und rennt die Treppe runter. Hallo? Geht’s noch?
    Da stehe ich also wie ein begossener Pudel, schaue wie Earl, wenn er keine Pommes bekommt, und lausche den im Treppenhaus verklingenden Schritten nach. Okay. Ich gehe schon mal rein. Und werfe einen Blick in die Küche – die Abdeckplatte über dem Herd ist geschlossen und der Backofen eiskalt. Vielleicht ein kaltes Buffet? Aber auch im Wohnzimmer, in dem in einem kleinen Erker ein spartanischer Esstisch steht, ist keine Spur von Essen zu entdecken. Mist. Dabei habe ich langsam wirklich Kohldampf!
    Ich lasse mich auf die Couch fallen und blättere lustlos in der ›Hörzu‹. Das Heft ist von Februar und zerfledderter als die Blätter bei meinem Friseur. Wie lange war ich nicht mehr zum Haareschneiden? Meine Kopfbedeckung franst an den Spitzen sichtbar aus. Ich beschließe, Chris um einen Schnitt zu bitten – was er bei Buchsbäumen kann, wird an Tanjas Kopp ja nicht zu schwer sein.
    Da knarrt die Tür und Arne balanciert ein Tablett ins Zimmer.
    »Sauerbraten mit Rotkraut und Knödeln à la Hilde!« Arne grinst freudig und stellt zwei bis zum Anschlag gefüllte Teller auf den kleinen Tisch. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, als – wie im Comic – die Duftwelle von schwerer Bratensoße und zimtigem Kraut in meine Nase strömt. Ich schätze, dass ich sabbere wie ein Mops vor dem Napf.
    »Hilde? Frau Otto kocht für dich?«
    Mein Gastgeber grinst. »Natürlich!«
    »Was heißt da ›natürlich‹? Wie hast du das denn geschafft?«
    »Mit meinem unbestechlichen Charme und meinen großen, großen Kulleraugen.« Arne zieht eine Schublade am Sideboard auf, legt Besteck neben die Teller und nimmt Gläser aus dem Schrank.
    »Ach komm«, sage ich und – peinlich, aber wahr! – stürze mit knurrendem Magen zum Tisch.
    »Okay, ich geb’s zu«, lacht Arne und füllt die beiden Gläser mit tiefdunklem Rotwein. »Mein Herd ist kaputt und ich habe Frau Otto die Zutaten gebracht. Im Gegenzug fürs Kochen essen sie und Karlchen heute auch Sauerbraten.« Clever, der Mann!
    Wie ein ausgehungerter Löwe falle ich über den Braten her. Verdammich noch eins, ist der lecker, sogar die Rosinen in der Soße sind perfekt! Leider verursacht das rasante Verschlingen des Bratens einen Luftstau in meiner Speiseröhre. Und ehe ich mich noch am Riemen reißen kann, rülpse ich einem Kanonenschlag gleich. Sofort werde ich knallrot.
    »Mahlzeit!« Arne schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an.
    Ich schlage die Hand vor den Mund. Peinlich. Oberpeinlich. Mein Gastgeber steht auf und verschwindet in der Küche. Bravo, Tanja. Super Sache. Der Abend ist gelaufen.
    »So, dann wolln wir mal«, sagt Arne, als er wiederkommt. Mit zwei Literflaschen Fanta orange. »Fanta ist das beste Rülpsmittel überhaupt«, sagt er, dreht die Flasche auf, setzt an und zieht sich über die Hälfte auf einen Schlag in den Rachen.

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