Nicht ohne meinen Mops
Haushalt«, gifte ich und schnappe mir das nächstbeste Handtuch, um mir die Haare zu frottieren. Mit nassen Haaren sehe ich schlimm aus – und ausgerechnet jetzt muss Arne mit frischen Mohnbrötchen winken!
Der längst verschollen Geglaubte ignoriert meinen Spruch und stellt stattdessen das Honigglas aus dem Regal auf den Tisch.
»So geht’s auch«, sagt er und platziert zwei Tassen unter der Maschine, die brav auf Knopfdruck losrattert.
Eigentlich sollte ich jetzt auf der Hacke kehrtmachen, verdient hätte er es. Aber mein Blick streift die Brötchentüte: Die Backwaren stammen vom Bäcker am Hauptbahnhof und der macht nun mal die mit Abstand besten Mohnbrötchen des Kontinents. Und die teuersten. Also lasse ich mich dazu herab, mich auf den Stuhl herabzulassen.
»Brötchen?« Arne streckt mir den Korb über den Tisch hinweg entgegen.
»Sieht aus, als ob das Brötchen wären«, kontere ich und schnappe mir eine Mohnsemmel. Mit vollem Karacho haue ich das Messer in den knusprigen Teigling, dass die schwarzen Körnchen nur so spritzen. Earl wird sie nachher bestimmt vom Boden auflecken.
Eine Weile widmen Arne und ich uns schweigend den Honigbrötchen. Als er schließlich den Mund aufmacht, klemmen zwischen seinen Schneidezähnen schwarze Mohnpünktchen. Ich versuche, mit der Zunge so unauffällig wie möglich über meine eigenen Zähne zu fahren – nichts ist demütigender, als mit ungeföhnten Haaren, halb verkatert und mit Essensresten in der Kauleiste einem Mann gegenüberzusitzen, dem man auf der einen Seite eine schmieren und auf der anderen Seite den Honig genüsslich auf den Bauch schmieren will.
»Es tut mir leid«, flüstert Arne und legt sein halb aufgegessenes Brötchen auf den Tisch.
»Was tut dir leid? Dass du wochenlang verschwunden warst? Dass du weder angerufen noch eine Postkarte geschickt hast? Dass du mich als Zeitvertreib gesehen hast? Dass du zu deiner Sandra zurückgekrochen bist?« All die Fragen, die mich seit Arnes Verschwinden quälten, platzen aus mir heraus. Wie peinlich! Eigentlich wollte ich die große, erwachsene und gelassene Tanja geben. Aber die bin ich nicht.
»Das alles tut mir leid – nur das mit Sandra nicht.«
Wie bitte? Ich höre wohl nicht richtig! Der Kerl kriecht zurück zu seiner angeblichen Ex, taucht hier mit Brötchen auf und dann tut es ihm nicht mal leid? Mit einem Mal habe ich große Lust, ihm meinen Kaffee ins Gesicht zu schütten.
»Das kann mir nicht leidtun«, fährt Arne fort. »Weil es so nämlich nicht war.«
»Ach, und wie war es dann?« Ich klinge schnippisch, ich weiß. Na und?
»Wir sind längst kein Paar mehr, aber Sandra hat eben etwas, was du nicht hast.«
»Das sagtest du gestern schon!«
»Willst du nicht wissen, was es ist?«
»Nein!« Doch! Sicher will ich es wissen, auch wenn’s scheiße wehtut. Hat sie größere Titten? Einen geileren Hintern? Ich koche vor Wut. Und Arne grinst.
»Sie hat Geld.«
Wie bitte? Lässt er sich von ihr aushalten?
»Stimmt, Kohle hab ich wirklich keine, ich bin nämlich arbeitslos«, platze ich heraus.
»Das tut mir leid«, sagt Arne und sieht so aus, als ob er es so meint. »Was ist denn passiert?«
»Das gehört jetzt nicht hierher«, antworte ich und finde mich ganz erwachsen mit dieser Antwort.
»Wie du willst«, meint Arne. »Also, Sandra hat mein Geld. Also eigentlich nicht das Geld, aber sie wohnt in dem Haus, das wir gemeinsam gekauft hatten.« Du liebe Güte – Haus und Hof und gleich erzählt er mir, dass da drei Blagen durch den Vorortgarten turnen?
»Das ist kein großes Haus, eher ein Häuschen, aber wir haben so die Miete gespart, damals im Studium.« Klar. Aha.
»Na ja, und jetzt war ich dort, weil ich zusammen mit Sandra den Verkauf des Hauses abwickeln musste.«
Verkauf? Ziehen die beiden mit den sieben netten Bälgern in eine Villa?
»Ach ja, und ein Immobilienhandel dauert Wochen, schon klar.« Ich kann’s mir nicht verkneifen.
»Der nicht«, antwortet Arne ganz ruhig. »Aber ich war noch unterwegs in Schweden. Nachdenken. Perspektiven schaffen.« So, wie er schaut, meint er das ernst.
»Tanja, verdammt noch mal, du bist in mein Leben geplatzt wie ein Meteor! Ich kann an nichts und niemand anderen mehr denken!«
Wie bitte? Haaaach … Sprich weiter!
»Aber ich bin nicht der Typ, der Hals über Kopf in eine Beziehung stürzt, wenn vieles noch unklar ist.«
»Und deshalb verkaufst du ein Haus?«
»Nein, das Geld brauche ich für die Tierrettung.«
»Jetzt verstehe
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