JULIA COLLECTION Band 10
1. KAPITEL
„Musst du eigentlich jeden Freitag pokern?“
Im Spiegel sah Charles eine sehr schöne Blonde bäuchlings auf seinem Kingsize-Bett liegen. Das herrlich goldfarbene Haar umspielte ihre schmalen Schultern, während sie den Kopf auf die Hände gestützt hielt. Ihr Blick aus großen himmelblauen Augen begegnete seinem, und sie versuchte, ihn damit umzustimmen.
Charles zögerte, aber nur für einen Moment, dann knöpfte er sein graues Seidenhemd weiter zu. Auch wenn es ihn reizte, sich wieder zu der Blonden aufs Bett zu legen, konnte er unmöglich den jeden Freitag stattfindenden Pokerabend ausfallen lassen.
„Meine Freunde und ich haben schon vor einiger Zeit ein Abkommen geschlossen“,erklärte er nun. „Wenn wir an einem Freitagabend in Sydney sind, müssen wir erscheinen. Eigentlich reicht schon, in Australien zu sein. Wir können Treffen nur absagen, wenn wir uns in Übersee oder im Krankenhaus befinden. Und sogar als Rico dort letzten Winter nach einem Skiunfall behandelt wurde, bestand er darauf, dass wir zu ihm kommen, um in seinem Krankenzimmer zu spielen.“
Charles lächelte, während er an seinen besten Freund und dessen Pokerleidenschaft dachte. „Ich schätze mal, falls Rico wieder heiratet – was unwahrscheinlich ist –, wird er uns bitten, ihn in die Flitterwochen zu begleiten, damit er nicht auf seinen wöchentlichen Pokerabend verzichten muss. Ich dagegen habe während der gesamten vier Wochen meiner Hochzeitsreise gern darauf verzichtet“, fügte er mit einem jungenhaften Lächeln hinzu.
„Deine Frau wäre sonst auch verstimmt gewesen.“
„Tatsächlich?“ Lächelnd wandte er sich ihr zu. „Und wie verstimmt?“
„Ernsthaft.“
„Und, sind Sie das heute Abend auch, Mrs. Brandon?“, fragte er neckend.
Die Blonde zuckte die Schultern und rollte sich auf den Rücken, bevor sie sich genüsslich auf dem Satinlaken rekelte. Charles versuchte, ihre perfekte Figur und ihre Schönheit zu ignorieren. Aber es war schwer, nicht darin zu schwelgen: Dominique verkörperte wahr gewordene Männerfantasien und gehörte ganz allein ihm.
Dabei konnte er immer noch nicht fassen, dass es ihm gelungen war, die Hand – und die Liebe – dieses herrlichen Geschöpfes für sich zu gewinnen. Und sie liebte ihn wirklich. Er wusste, wann Zuneigung nicht nur geheuchelt war. Dazu hatte er sich oft genug mit Frauen verabredet, die es nur auf sein Geld abgesehen hatten.
Während Dominique ihn unter ihren langen Wimpern hervor ansah, seufzte sie. „Ich schätze mal, ich kann einige Stunden ohne dich auskommen. Ich muss mich sowieso daran gewöhnen, da du ja am Montag wieder arbeiten gehst.“
Arbeiten? Bei der Vorstellung stöhnte Charles auf, und das war noch nie vorgekommen. Nachdem die Familienbrauerei Brandon Beer vor zwanzig Jahren vor dem Bankrott gestanden hatte – aufgrund der Verschwendungssucht seines Vaters –, hatte ihr Charles sein Leben gewidmet, das Studium abgebrochen, Schwierigkeiten als Herausforderung angesehen und Überstunden nicht gezählt. Dabei war es ihm gelungen, Brandon Beer wieder zum Exportschlager zu machen. Gleichzeitig hatte er sich auch noch ein halbes Dutzend Hotels in Sydney gekauft, wobei ihm jedes ein beträchtliches Vermögen einbrachte, seitdem dort Einarmige Banditen standen.
Während sich Charles zu einem der erfolgreichsten Geschäftsmänner Australiens hochgearbeitet hatte, mussten Ehe und Familie warten. Doch seitdem er Dominique kannte und mit ihr verheiratet war, spielte die Arbeit für ihn nur noch eine untergeordnete Rolle. Investitionsmöglichkeiten, Marktforschungsergebnisse und Expansionsprogramme interessierten ihn nicht mehr so sehr wie früher. Und obwohl seine Flitterwochen jetzt zu Ende waren, konzentrierte er sich vorwiegend auf Dinge, die nichts mit der Arbeit zu tun hatten.
Die Vorstellung, in nächster Zukunft eine Familie zu grün den, fand er fast genauso aufregend wie die Frau an seiner Seite. Dominique wollte wenigstens zwei Kinder haben und hatte beschlossen, kommenden Monat die Pille abzusetzen. Das kam Brandon sehr entgegen, genauso wie ihre Entscheidung, als seine Ehefrau nicht wieder arbeiten zu gehen. Ihre Stellung in der Marketing-Abteilung von Brandon Beer hatte sie bereits aufgegeben, nachdem sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte. Es war ihr nicht richtig vorgekommen, auch weiterhin dort zu arbeiten.
Natürlich hätte sie mit ihrer Persönlichkeit und ihrem guten Aussehen im Handumdrehen eine neue Anstellung
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