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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Buches schlagen Sie dem Kritiker alle Zähne ein. Einverstanden?«
    »Gewiß, Herr Blau. Aber ich fürchte, daß niemand meine Gedichte verreißen wird.«
    »Denken Sie nach, ob sie nicht doch irgendeine Krankheit haben.«
    »Leider… wie ich schon sagte…«
    »Vielleicht hat es in Ihrer Familie einen Fall von Wahnsinn gegeben? Das wäre brauchbar. Als Josef Melamed-Becker nach seinem Wahnsinnsausbruch in eine geschlossene Anstalt eingeliefert wurde, hat sein Roman drei Neuauflagen erreicht!«
    »Der Glückspilz.«
    »Es war nicht nur Glück. Es war die Erkenntnis, daß ein Buch auf Publicity angewiesen ist, wenn es gehen soll. Gibt es in Ihrem Band auch Liebeslyrik?«
    »Aber Herr Blau! Erinnern Sie sich nicht?«
    »Ich habe Ihre Gedichte noch nicht gelesen. Wenn sie wirklich realistisch und offenherzig sind… sozusagen nackte Tatsachen… Sie verstehen was ich meine…«
    »Nein, Herr Blau! Nein und abermals nein! Da springe ich lieber aus dem fünften Stock auf die Straße.«
    »Das ist eine Idee. ›Von der Liebe enttäuschter Dichter begeht Selbstmord‹. Nicht schlecht. Sie könnten Brigitte Bardot eines Ihrer Gedichte widmen.«
    »Gerne. Wer ist das?«
    »Spielt keine Rolle. Sie haben nichts weiter zu tun, als irgendeinem Gedicht die Widmung voranzusetzen: ›Meiner ewigen Liebe B.B.‹. Das genügt.«
    »In Ordnung.«
    »Na sehen Sie. Langsam beginnt mir Ihr Buch zu gefallen, Tolaat! Wir lassen an die Presse durchsickern, daß Sie zwei Jahre wegen Bigamie –«
    »Lieber nicht. Das stimmt nämlich.«
    »Dann also nicht. Kommen in Ihren Gedichten auch antireligiöse Motive vor? Vielleicht eine beleidigende Stelle über Moses? Sie wissen doch, wie empfindlich unsere Orthodoxen sind.«
    »So etwas könnte ich mühelos einfügen.«
    »Großartig. Wenn wir das Oberrabbinat dazu bringen, Ihr Buch mit einem Bannfluch zu belegen, ist die erste Auflage so gut wie verkauft.«
    »Ich bewundere Ihre Erfindungsgabe, Herr Blau. Und ich danke Ihnen von Herzen.«
    »Danken Sie mir noch nicht. Sie haben noch eine Menge zu tun. Heute nacht werden Sie sich wegen öffentlicher Gewalttätigkeit verhaften lassen. Dazu müssen Sie mindestens ein paar Fenster einschlagen. Dann verbarrikadieren Sie sich in der Damentoilette des Dan-Hotels, blasen Trompete, entkleiden sich, gehen auf die Straße und ziehen sich eine Lungenentzündung zu.«
    »Ich werde mein Bestes tun.«
    »Nachher versuchen Sie ein Bombenattentat auf die Regierung, lassen sich griechisch-orthodox taufen und wandern aus.«
    »In Ordnung.«
    »Und kommen Sie mir nicht unter die Augen, bevor Sie komplett wahnsinnig sind.«
    »Das wird ganz leicht sein, Herr Blau.«
     

Verschlüsselt
     
     
    Die folgende Geschichte handelt von einem lieben kleinen Jungen, der für die israelische Schlosser-Innung mehr getan hat als alle Einbrecher zusammen.
     
    Zum Nachmittagstee kamen die Lustigs, die wir eingeladen hatten, und brachten ihren sechsjährigen Sohn Schragele mit, den wir nicht eingeladen hatten. Offen gesagt: wir schätzen es nicht besonders, wenn Eltern immer und überall mit ihrer keineswegs immer und überall erwünschten Nachkommenschaft auftreten. Indessen erwies sich Schragele als ein netter, wohlerzogener Knabe, obwohl es uns ein wenig enervierte, daß er sich pausenlos in sämtlichen Räumen unseres Hauses herumtrieb.
    Wir saßen mit seinen Eltern beim Tee und unterhielten uns über alles mögliche, angefangen von den amerikanischen Mondflügen bis zur Krise des israelischen Theaters. Es waren keine sehr originellen Themen, und die Konversation plätscherte eher mühsam dahin.
    Plötzlich hörten wir – ich möchte mich gerne klar ausdrücken, ohne den guten Ton zu verletzen – hörten wir also, daß Schragele, nun ja, die Wasserspülung unserer Toilette in Betrieb setzte.
    An sich wäre das nichts Außergewöhnliches gewesen. Warum soll ein gesundes Kind im Laufe eines Nachmittags nicht das Bedürfnis verspüren, auch einmal… man versteht, was ich meine… und warum soll es nach vollzogenem Bedürfnis nicht die Wasserspülung… wie gesagt: das ist nichts Außergewöhnliches.
    Außergewöhnlich wurde es erst durch das Verhalten der Eltern. Sie verstummten mitten im Satz, sie verfärbten sich, sie sprangen auf, sie schienen von plötzlichen Krämpfen befallen zu sein, und als Schragele in der Tür erschien, brüllten sie beide gleichzeitig:
    »Schragele – was war das?!«
    »Der Schlüssel zum Kleiderschrank vom Onkel«, lautete die ruhig erteilte

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