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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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»Reinigungs-Fonds« kaufte Frau Kalaniot einen knallroten Pullover (Übergröße), und Felix Seelig begab sich an der Spitze einer Delegation zum Wohnhaus des Trittbrett-Tarzans, der seine Rührung kaum verheimlichen konnte. Er zeigte volles Verständnis für den von Felix Seelig vorsichtig formulierten Hinweis, daß warme Kleider bekanntlich zur Schaffung einer ruhigeren Atmosphäre beitrügen, dankte der Delegation in stockenden, ungefügen Worten und versprach, auch seine Mitarbeiter entsprechend zu informieren.
    Am nächsten Morgen um 5.25 Uhr wurde Frau Kalaniot durch ein Gebrüll von noch nicht dagewesener Unmenschlichkeit aus ihrem Bett geschleudert:
    »Hey! Die haben mir diesen Pullover gekauft haben sie! Diesen roten Pullover!«
    »Sind nette Leute«, brüllte es zurück. »Nette Leute sind sie! Wirklich nett!«
    Hierauf erfolgte eine Explosion, die alle bisherigen übertraf: in seiner Freude über den roten Pullover schleuderte der Trittbrett-Tarzan einen eben entleerten Kübel in so kunstvoller Schleife zurück, daß zwei andere Kübel mitgerissen wurden und insgesamt drei Granateneinschläge zur gleichen Zeit stattfanden.
    Seither höre ich schlecht auf dem linken Ohr. Dafür schlafe ich sehr gut auf der rechten Seite. Eine exzellente und im Grund ganz einfache Lösung. Ich muß mich wundern, daß ich nicht schon früher an sie gedacht habe.
     

Buchwerbung
     
    In unserem Land besteht große Nachfrage nach Facharbeitern jeder Art, ausgenommen Skilehrer, Rauchfangkehrer und Dichter. Die Repräsentanten des zuletzt genannten Berufs legen eine geradezu bewundernswerte Hartnäckigkeit an den Tag und fahren fort, hebräisch zu dichten. Einigen wenigen gelingt es sogar, das Gedichtete zu verkaufen. Aber sie wissen, daß sie zugleich auch ihre Seele verkaufen müssen.
     
    Der Verleger holte das Manuskript aus der Lade und wandte sich zu Tolaat Shani:
    »Ich habe sie gelesen.«
    Der Dichter rutschte auf die Sesselkante vor.
    »Ja?« flüsterte er. »Ja?«
    »Es sind wunderschöne Gedichte. Ich finde, daß in den letzten zweihundert Jahren nichts geschrieben wurde, was sich mit Ihrem ›Ich liebte dich, dich liebte ich‹ vergleichen könnte.«
    »Danke«, kam es kaum hörbar von Tolaat Shanis Lippen. »Seien Sie bedankt, Herr Blau.«
    »Ich gehe noch weiter und sage, daß der ganze Band zu den lyrischen Gipfeln der Weltliteratur gehört.«
    »Ich danke Ihnen. Und ich werde trotzdem versuchen, an diesen Gedichten bis zur äußersten Vollendung zu feilen, bevor Sie den Band veröffentlichen.«
    »Bevor ich den Band – was?«
    »Veröffentlichen… den Band… Herr Blau… Ich liebte dich, dich liebte ich…«
    »Wann habe ich von Veröffentlichung gesprochen?«
    »Aber Sie sagten doch… wunderschöne Gedichte…«
    »Wer kauft heutzutage Gedichte?«
    »Niemand?«
    »Nicht direkt niemand. Vierzig bis fünfzig Sonderlinge werden sich finden.«
    »Ich bin bereit, auf jedes Honorar zu verzichten, Herr Blau.«
    »Das versteht sich von selbst.«
    »Ich bin ferner bereit, zu den Herstellungskosten beizutragen.«
    »Auch schon was. Lassen Sie mich nachdenken…Leiden Sie an einer unheilbaren Krankheit?«
    »Warum?«
    »Dann könnte ich das Buch mit einer schwarzen Trauerschleife herausbringen: ›Das letzte Werk des Dichters‹ oder so ähnlich. Das würde vielleicht den Verkauf ankurbeln.«
    »Es tut mir aufrichtig leid, Herr Blau, aber ich bin gesund. Allerdings… wenn die Regenzeit beginnt…«
    »Darauf kann ich mich nicht verlassen.«
    »Dann sagen Sie mir bitte, was ich tun soll.«
    »Ich möchte Sie nicht beeinflussen. Ich möchte Sie nur daran erinnern, daß der bekannte Maler Zungspitz, nachdem er das Augenlicht verloren hatte, phantastische Preise für seine Bilder erzielen konnte.«
    »Leider bin ich Brillenträger.«
    »Tolaat, Sie scheinen nicht zu begreifen, um was es hier geht. Ohne Reklame und Skandal ist Kunst heutzutage unverkäuflich.«
    »Mir fällt etwas ein, Herr Blau! Ich werde nackt auf der Dizengoff-Straße spazierengehen, mit einem Exemplar von ›Ich liebte dich, dich liebte ich‹ unterm Arm.«
    »Ein alter Hut. Die Bildhauerin Gisela Glick-Galgal hat sich auf dem Rothschild-Boulevard zweimal nackt ausgezogen, um Besucher in ihre Ausstellung zu locken. Angeblich hat sie dann wirklich ein paar Plastiken verkauft. Und jedenfalls ist der Trick schon abgebraucht. Spielen Sie Trompete?«
    »Noch nicht.«
    »Schade. Dann bleibt nichts andres übrig als Brutalität. Nach dem ersten Verriß Ihres

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