Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
Vom Netzwerk:
lässt kaum mit sich reden. Und ich tue mich auch schwer, ihm zu widersprechen. Denn ich finde es toll, wie er zu mir steht und für keine Sekunde Zweifel daran gelassen hat, dass er Ben nach wie vor als seinen Sohn sieht – auch wenn er es biologisch nicht ist. Konstantin war da sehr klar. Er hatte sich schon viele Gedanken darüber gemacht, als er noch dachte, Ben wäre bei einem Seitensprung entstanden. Und auch in dieser Situation beschlossen, dass er um den Jungen kämpfen würde. Nachdem nun klar ist, dass es eine „unbefleckte Empfängnis“ war, ist ihm das noch wichtiger. Er will, dass wir wieder eine Familie werden.
    Er kümmert sich rührend um uns. Geht nur selten ins Restaurant – und wenn, dann bringt er wahnsinnige Leckereien mit. Oder er fährt auf dem Rückweg extra beim U-Bahnhof Schönleinstraße vorbei, wo es seit Neuestem hervorragende Onigiri gibt, auf die ich jetzt zum Ende der Schwangerschaft ständig Heißhunger habe. Und er spielt natürlich endlos viel mit Ben. Ich glaube, in den ganzen letzten zwei Jahren haben die beiden abseits von Urlauben nicht so viel Zeit miteinander verbracht. Wenn da nur nicht Konstantins Paranoia wäre.
    Denn die ufert nun aus und macht mich etwas ratlos. Er „hat beschlossen“, dass wir Berlin für eine Weile verlassen sollten. „In die Berge gehen“. Damit „Gras über die Sache wächst“. Ich weiß nicht, ob er zu viele Agentenfilme geguckt hat, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Gras oder sonstwas Malo daran hindern würde, uns zu finden – wenn er es wirklich will. Doch Konstantin will nach dem Wochenende mit uns zum Fichtelberg. Ja, wir hatten dort mal einen wunderschönen romantischen Schneeurlaub in einem krass hässlichen Hotel (weswegen wir unser Zimmer umso weniger verlassen haben.) Und ja, Ben freut sich wie blöd auf die Aussicht, im Schnee tollen und Schlitten fahren zu können. Aber ob uns das vor dem Zugriff der Außerirdischen schützt, weiß ich wirklich nicht. Vor allem will ich aber hochschwanger nicht bei minus zehn Grad durch die Berge stapfen und mein Kind doch lieber in Berlin bekommen, auch wenn die da in der Nähe („nur dreißig Minuten mit dem Auto – wenn die Straße frei ist“) ein wahnsinnig tolles Krankenhaus mit „Wassergebärlandschaft“ und allem haben. Konstantin redet mir es jetzt seit Tagen schön, dass wir die kleine Lucy unbedingt dort zur Welt bringen sollen. Die Luft ist ja auch viel besser als hier. Heute Morgen hat er nun eine Hütte gemietet. „Open End“. Sonntag will er fahren. So sehr es mich auch rührt, dass er für Ben sogar sein Restaurant vernachlässigen würde: Allmählich muss ich ihm mal klarmachen, dass das nix wird. Das ist mir wirklich zu kalt! Und überhaupt.

Die Entführung
    Veröffentlicht am Sonntag, 29. Januar 2012 – 13:05
    Ich glaube, ich spinne. Konstantin hat jetzt so viel Paranoia wegen einer möglichen Entführung von Ben durch unsere Alien-Freunde entwickelt, dass er Ben selbst entführt hat. Kein Witz.
    Die letzten Tage ging es hier hoch her. Konstantin hat sich immer mehr darauf versteift, dass er mit Ben „in die Berge“ gehen will, damit niemand den Kleinen findet. Ben war auch zunehmend begeistert von der Idee. Seit es gestern geschneit hat, will er unbedingt Schlitten fahren und Konstantin hat jede Gelegenheit genutzt, um ihm zu erklären, dass hier ja nicht genügend Schnee liegt, aber auf dem Fichtelberg schon.
    „Doch die Mami will leider nicht dahin fahren.“
    Wir haben richtig fies gestritten und dabei gleich einiges an schmutziger Wäsche gewaschen, von der sich in den letzten Wochen wahrlich genug angesammelt hatte.
    Ich habe irgendwann die Reißleine gezogen und es schlichtweg verboten, dass wir fahren. Ich sehe keinen Sinn darin, sich vor etwas zu verstecken, was wir überhaupt nicht einschätzen können. Vor allem haben wir von Malo seit Ewigkeiten nichts mehr gehört. Wahrscheinlich ist das Thema also eh durch. Und wir können uns darauf konzentrieren, dass wir bald ein weiteres Kind bekommen, und die Frage klären, was aus unserer Ehe wird. Wie es im Moment aussieht: Gar nix!
    Denn heute Morgen war ich eigentlich der Meinung, dass das Thema „Verstecken in den Bergen“ durch sei. Und das Verstecken bei uns in der Wohnung auch nicht mehr so wichtig. Also bin ich endlich mal wieder an die frische Luft gegangen. Nach mehr als einer Woche. Brötchen holen. Konstantin hat es liebevoll unterstützt.
    „Ja, mach das! Wird dir

Weitere Kostenlose Bücher