Nicht von dieser Welt
Nachdem er sich in mich verliebt hat. Aufrichtig verliebt hat. Wirklich total echt und ehrlich verliebt. Meine Güte, er hat es ja sogar erzählt. Er hat alles erzählt. Gestern, nachdem Konstantin mit dem Ergebnis des Vaterschaftstests angekommen ist. Aber hat Malo wirklich geglaubt, ich hätte irgendwas außer Verachtung für ihn übrig nach der Eröffnung? Hat er? Ich weiß es nicht! Ich werde es auch nicht erfahren, denn ich werde ihn nie wiedersehen. Ich nicht. Und Ben auch nicht. Malo kann ja seine Vaterschaft einklagen. Den Prozess würde ich gerne sehen. Wirklich gerne!
Illegal Alien
Veröffentlicht am Mittwoch, 18. Januar 2012 – 10:36
Ich will jetzt nicht auf Mitleid machen, aber ich bin echt durch. Mein errechneter Geburtstermin ist in einem Monat, das heißt, ich schlepp eine ganz schöne Kugel mit mir rum, habe Rückenschmerzen, dicke Beine und will einfach nicht mehr!
Nach der Eröffnung, dass Ben ein Halbalien ist, bin ich nach einer anfänglichen Schreckstarre zu jedem erdenklichen Arzt gegangen, um das Kind durchchecken zu lassen. Ich weiß nicht, ob das übertrieben war, aber wir haben ja alle „Rosemary’s Baby“ gesehen und meine Fantasie, was mit Ben noch alles passieren könnte, wenn er mit diesen „Genen“ groß wird, ist ausufernd. Aber alle Ärzte haben ihm beste Gesundheit bescheinigt und nichts Unnormales gefunden. Außer seiner Mutter, die Unsummen für scheinbar überflüssige Untersuchungen ausgibt.
Ich wollte mich auch mal rechtlich erkundigen, was diese interplanetare Vaterschaft zu bedeuten hat, aber in einem Rechtsberatungsforum haben sie mein Posting einfach gelöscht und bei einem Schulfreund, der Anwalt ist, kam ich mit meinem „Spaßeshalber: Was wäre wenn“ auch nicht viel weiter. Der hat nur blöde Witze über „Illegal Aliens“ gemacht und mich an die UN verwiesen.
Derweil versuchen Malo und Konstantin die ganze Zeit mich zu erreichen. Malo, weil er sich entschuldigen will oder was weiß ich. Und Konstantin, weil er immer noch auf dem Trip ist, dass wir jetzt einen richtigen Bluttest machen, um mal rausfinden, wer Bens Vater ist. Überraschung, Schatz, ich weiß es schon. Dass Konstantin übrigens wirklich der Vater von Lucy ist, hat Malo mir groß und breit geschworen. Na ja, auch bei ihr muss sofort nach der Geburt ein Test her. Ich glaub gar nix mehr.
So oder so. Nun steht es an. Das entscheidende Gespräch mit Konstantin. Wir sind morgen früh verabredet. Ich muss ihm endlich die Wahrheit sagen über Malos Herkunft. Das wird nicht leicht. Wenn ich Pech habe, erklärt Konstantin mich für verrückt und/oder wittert irgendein undurchschaubares Kindesentzugsmanöver, aber ich muss es versuchen. Ich hoffe, dass das nicht alles noch schlimmer macht und Konstantin komplett abdreht. Das steh ich sonst nicht durch!
Absurd
Veröffentlicht am Freitag, 20. Januar 2012 – 12:54
Gestern war ich also mit Konstantin verabredet, um ihm die ganze Wahrheit zu sagen. Über meinen außerirdischen Samenspender.
Konstantin kommt zu spät. Wir waren für zehn bei uns in der Wohnung verabredet. Um halb elf ist er immer noch nicht da. Was mir Sorgen macht, denn Konstantin ist vieles, aber nicht unpünktlich, gerade wenn es wichtig ist. Ich gehe zum hundertsten Mal in meinem Kopf durch, wie ich ihm nun nahebringe, dass sein Sohn zur Hälfte ein Alien ist. Ich bin mir eigentlich sicher, dass er mir das nicht glauben wird. Er glaubt ja nicht mal an Homöopathie und ganz sicher nicht an UFOs oder so. Da kommt er endlich. Gehetzt. Mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck. Bevor ich etwas sagen kann, platzt es noch in der Tür aus ihm heraus: „Von einem anderen Planeten?“
Ich bin baff, komme aber überhaupt nicht dazwischen.
„Du wusstest die ganze Zeit, dass er ein Außerirdischer ist? Und sagst nichts?“
Okay, offensichtlich glaubt er es sogar, ohne dass ich etwas sage. Was war passiert? Auf dem Weg zu mir hat er Malo getroffen. Beziehungsweise dieser hat Konstantin aufgelauert. Keine Ahnung, ob das Zufall war, oder ob Malos tolles schwarzes Kästchen ihm verraten hat, dass wir uns treffen und über ihn reden wollen. Auf jeden Fall hat Malo Konstantin eben jenes Glitzerkästchen auf den Kopf gesetzt – wie einst mir – und ihm damit den unzweifelhaften Beweis geliefert, dass er von einem anderen Stern ist. Malo hatte offensichtlich nur „einen Wunsch“: Dass wir uns wieder „vertragen“ (also Konstantin und ich) und dass er (also Malo) noch einmal mit mir reden
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