Nichts Als Ärger
Schiff schien sich zu konzentrieren. »Meine einzige Sorge gilt Ihrem Wohlergehen. Visaria ist ein äußerst gefährlicher Ort. Sie werden bereits von verschiedenen Seiten bedroht, daher kann mein Logikprozessor nicht begreifen, wieso Sie sich bereitwillig noch einer weiteren Gefahr aussetzen, wo Sie dieser doch problemlos aus dem Weg gehen könnten.«
»Du kannst den Wunsch, weiteres Wissen zu erwerben, nicht als vernünftigen Grund akzeptieren?« Er starrte in Richtung des nächstgelegenen visuellen Aufnahmegeräts.
»Man muss auch die Frage des theoretischen Nutzens gegen das vorhandene Risiko abwägen«, meinte die Teacher bestimmt.
»Ich habe bereits alle erforderlichen Analysen durchgeführt«, entgegnete Flinx gereizt, »und ich habe die Absicht, diesen Ort aufzusuchen.«
Eine weitere Andeutung langen - oder auch schaltkreisbedingten - Zögerns. »Sie hegen doch nicht wieder Selbstmordgedanken, oder?«
Ein dumpfes Klopfen machte sich auf einmal in Flinx’ Hinterkopf breit. »Wenn das der Grund dafür wäre, dass ich Visaria besuchen will, so ließe sich dieser Wunsch wesentlich schneller und einfacher erfüllen.«
»Zugegebenermaßen.« Das Schiff klang erleichtert. »Dann also Visaria. Möchten Sie bei der Ankunft angekündigt in den Orbit eintreten?«
Er erhob sich aus dem Stuhl, stellte seine Tasse in eine entsprechende Mulde und wandte sich in Richtung der Lounge des Schiffes. »Wenn die Leute, die dort das Sagen haben, so gerissen sind, wie du behauptest, weiß ich nicht, wie wir uns unbeobachtet einschleichen sollten. Aber wenn es dort so überfüllt ist, wie du sagst, dann denke ich ohnehin nicht, dass wir das müssen. Und wenn es da unten derart zwielichtig zugeht, können wir die entsprechenden Behörden gewiss davon überzeugen, auf jegliche Ankunfts- und Landeformalitäten zu verzichten.«
Als ihr Besitzer die Brücke verließ, machte sich die Teacher daran, die erforderlichen dimensionalen mathematischen Berechnungen durchzuführen, die sie in die richtige Richtung bringen würden. Sie arbeitete fehlerlos, effizient und schnell.
Was die möglichen Konsequenzen dieser impulsiven Kursänderungen betraf, war die Teacher jedoch ganz und gar nicht erfreut.
Bewohnbare Welten waren wie Personen, dachte Flinx, als sich die Teacher Visaria durch den normalen Raum näherte. Aus der Ferne betrachtet sahen sie alle gleich aus. Wenn man näher kam, wurden die individuellen Charakterzüge langsam sichtbar. Die Umrisse der Kontinente auf einem Planeten, die oft den Linien auf dem Gesicht einer Person glichen. Schluchten und Felsspalten, Rillen und Erhebungen, die einen von Wind und Wasser eingegraben, andere durch die Lebenserfahrungen. Er war schon auf verwitterte Welten gestoßen ebenso wie auf vom Leben gezeichnete Personen, und nichtmenschliche Spezies machten da keinen Unterschied. Man musste nur die unterschiedlichen körperlichen Merkmale studieren, um zu erkennen, was sie bedeuteten.
Kam man noch näher heran, konnte man auch die feineren Details erkennen. Auf den Welten wurden verschiedene Formen sichtbar. Und mit den Bewohnern drangen die Bewusstseinsströme auf ihn ein. Berge und Wälder, Städte, Straßen und auch Seehäfen. Verschlagene oder offene Blicke, Fühler oder Tentakel, die sich zu einer Begrüßung ausstreckten oder nach einer Waffe griffen. Um das zu erkennen, brauchte man nur zu wissen, wie und wohin man sehen musste. Wollte man überleben, musste man nicht nur über die entsprechenden Kenntnisse verfügen, sondern auch überaus wachsam sein. Von Ersterem besaß er von Geburt an mehr als genug, und Letzteres hatte er notgedrungen lernen müssen. Darin unterschied er sich nicht wirklich von anderen empfindungsfähigen Wesen - in anderen Belangen aber umso mehr.
Worte wurden ihm zugeflüstert.
Auf den meisten bewohnten Welten war sein Talent derart klar und empfindsam, dass er die Emotionen der weniger intelligenten Lebensformen empfangen konnte. Dabei war es ohne Bedeutung, ob die Welten, die er besuchte, von seiner eigenen Spezies kontrolliert wurden, von den insektoiden Thranx, den aggressiven AAnn oder derart außergewöhnlichen Wesen wie den Vssey. Besaßen sie ein Gefühlsleben, dann konnte er ihre Empfindungen empfangen. Durch Übung und mit der Zeit hatte er die Fähigkeit erworben, einige der Emotionen auszusperren - allerdings funktionierte das nicht bei allen und auch nicht immer. So wie er seine Fertigkeit, die Gefühle anderer empfangen zu können, nicht
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