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Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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ma chen. In den letzten zwei Stunden hatte sie mehrmals versucht, Alexander auf dem Handy zu erreichen. Mit dem einzigen Erfolg, dass sie den Spruch auf seiner Mailbox jetzt auswendig kannte. Sie wollte so gern erfahren, was genau er eigentlich vorhatte. Wollte ihn warnen, ja nichts Unbesonnenes zu tun. Dass sein Vater ihm immer noch böse war, konnte nichts Gutes bedeuten. Sie wusste um das enge Verhältnis der beiden und kannte Alexanders Ehrgeiz, seinem Vater zu zeigen, wozu er imstande war.
    Natürlich wollte sie auch nicht wie ein Kontrollfreak wirken und grundlos hinter ihm hertelefonieren. Also zauderte sie eine ganze Weile, bis sie zum Hörer griff und die Festnetznummer der Ohlsens wählte.
    »Hallo, Franziska.« Katjas fröhliche Stimme.
    »Alexander? Nein, ich weiß nicht, wo er ist. Aber komm doch bald mal wieder vorbei.«
    Nächster Versuch. »Hey, Franzi.« Elias, ein wenig schläfrig. »Alex? Nö, nix gehört.«
    Dritte Nummer. Håkon, verärgert: »Woher soll ich das wissen? Der könnte sich ruhig mal wieder melden.«
    Frustriert legte sie auf und holte die Klassenliste von ihrem Schreibtisch.
    Sollte sie wirklich …?
    Franziska verwarf ihre Idee. Sie überlegte hin und her. Hatte den Finger schon auf der ersten Taste. Verfluchte ihre Unentschlossenheit. Entschied sich, noch eine Minute zu warten. Noch zwei Minuten. Lächerlich! Sie tippte die Nummer der Familie Lunde ein.
    Eine Frauenstimme, ein wenig reserviert. »Ob Erik da ist? Was ist denn los heute? Du bist schon die Zweite, die nach ihm fragt … ja, hinter dem Bahnhof … die Adresse hab ich Alexander auch schon gegeben.«

Kapitel 31
    Er ärgerte sich darüber, keine Mütze mitgenommen zu haben. Zwar trug er Mützen nur in absoluten Notfä llen, aber nun stand er schon seit über einer Stunde auf seinem Posten und fror sich sprichwörtlich die Ohren ab. Er hatte das Gefühl, dass die kümmerliche Restwärme seines Körpers der klirrenden Kälte nicht mehr lange gewachsen sein würde. Abermals stampfte er mit den Füßen und schlug die Arme um sich, während er einen ganz bestimmten Hauseingang im Auge behielt. Die Adresse war richtig, das hatte ihm ein Blick auf das Namensschild gezeigt. Blieb nur zu hoffen, dass Erik auch wirklich tat, was seine Mutter glaubte, und sich nicht ganz woanders aufhielt.
    Der böige Wind blies den trockenen Schnee waagerecht über die Straße. Alexander blinzelte skep tisch in den grauen Himmel und befürchtete baldigen Nachschub von oben. Er spielte mit dem Gedanken, rasch zur Bäckerei zu laufen, die gleich um die nächste Ecke lag. Wie lange würde es dauern, sich etwas Warmes zu essen oder zu trinken zu kaufen? Zwischen dreißig Sekunden und zehn Minuten. Nein, er konnte es nicht riskieren.
    Zwei Mal war die Haustür bisher aufgeschwungen. Zwei Mal hatte er sich wie elektrisiert gefühlt, um im nächsten Moment enttäuscht zu werden. Beim ersten Mal hatte eine junge Frau, die sich einen Schal ums Gesicht gebunden hatte, einen Kinderwagen auf den Bürgersteig geschoben. Wenig später war eine kläffende Promenadenmischung aus dem Eingang gesprungen und hatte sein betagtes Herrchen hinter sich hergezogen.
    Als es dann plötzlich so weit war, hätte Alexander fast zu spät reagiert. Erik war so schnell aus dem Gebäude gekommen, dass Alexander erst durch das Schlagen der Haustür auf ihn aufmerksam wurde. Obwohl er ihn nur von hinten sah, erkannte er ihn sofort an der blau-weißen Skijacke, mit der Erik jeden Tag zur Schule erschien. Auf dem Kopf trug er eine flache graue Wollmütze. Beneidenswert.
    Alexander nahm die Verfolgung auf, immer darauf bedacht, seinen Klassenkameraden nicht aus den Augen zu verlieren, aber auch so viel Distanz zwischen ihnen bestehen zu lassen, dass er sich überrascht zeigen konnte, sollte sich Erik zufällig umdrehen und ihn entdecken. Die Bewegung tat ihm gut, wenngleich er sich wunderte, was der andere für ein Tempo vorlegte. Am Grev-Wedels-Platz nutzte er die Gelegenheit, quer durch den kleinen Park zu laufen, um Erik auf der Myntgata entgegenkommen zu können.
    »Hey, Erik. Was für ein Zufall.«
    »Alexander …« Erik blieb abrupt stehen und brauchte einen kurzen Moment, um sich zu sammeln. Seine eisblauen Augen blickten ihn forschend an. Erst in diesem Moment wurde Alexander klar, woran ihn diese Augen schon früher erinnert hatten. An einen Husky.
    »Ich hatte in der Nähe Klavierunterricht. Warum bist du denn so außer Atem?«
    »Ach, ich bin ein bisschen gelaufen …

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